Die Becken der Klärwerke werden überflutet, hunderte Tiere sterben und die Po-Ebene ist total verwüstet. Verantwortlich dafür sind Mitarbeiter der Firma Lombarda Petroli, die in der Nähe von Mailand bei Monza vorsätzlich tausende Kubikmeter von Heiz- und Altöl in den Fluss Lambro laufen ließen.
„Schlimm wäre noch harmlos – die Verantwortlichen sind kriminell“, erklärte Francesco Brunetti von der öffentlich-rechtlichen Umweltagentur der Lombardei. Für ihn ist das Geschehene eine Katastrophe. Auch Dario Allevi, der Präsident der Provinz Monza-Brianza, schätzt die Situation als höchst gefährlich ein: „Es ist ein langer schwarzer Strich, den man von oben sieht, aber leider bewegt sich der sehr schnell.“
Sofort nachdem Mitarbeiter des Klärwerkes die Überschwemmung ihrer Becken bemerkten, alarmierten sie den Zivilschutz, der daraufhin anrückte. In der Zwischenzeit hatten die Klärwerker die Ölspur zur Raffinerie von Lombarda Petroli zurückverfolgt, deren Mitarbeiter sich allerdings als sehr unkooperativ erwiesen und den Fachleuten stundenlang den Zutritt zu den Öltanks verweigerten. Man würde sich selbst um den Ölverlust kümmern, hieß es auf Seiten der Ölwerk-Arbeiter.
Den Zugang zur Fabrik erzwangen Zivilschutz und Feuerwehr sich schließlich mit Hilfe der Carabinieri (italienische Polizisten) und es gelang ihnen die Ölhähne zu zudrehen. Mit Bindemitteln und Sperren wird versucht der Öldecke Einhalt zu gebieten; auch ist man daran, das Öl mit Maschinen abzusaugen. „Die Täter müssen über Fachwissen verfügt haben“, sagte ein Polizeisprecher, was den Verdacht stärkt, dass Mitarbeiter der Raffinerie an dem Umweltattentat beteiligt gewesen seien. Sie behinderten zumindest die Hilfsarbeiten.
Mögliche Folgen für Lambro und die Po-Ebene
Die letzten Tage haben bereits viele Tiere ihr Leben gekostet; besonders Vögel und Enten sind betroffen, deren Gefieder durch das Öl verschmutzt wird und in deren Körper das Öl eindringt. Da die Hauptkläranlage ebenfalls bereits durch das Öl lahm gelegt wurde, fließen nun die gesamten Abwässer der Region ungeklärt in den Fluss.
Die tatsächlichen Ausmaße dieser Umweltkatastrophe lassen sich allerdings nur schwer abschätzen, denn es sind bisher keine genauen Mengen des in das Wasser gelaufenen Öls bekannt. Die Angaben reichen von 15.000 Kubikmetern ausgelaufenes Öl über 7.000 bis hin zu 2.500 Kubikmetern. Auch ob das Grundwasser betroffen ist, können die Fachleute bisher nicht sagen.
Auch die Motive sind bisher unklar
Die sogenannte „Seveso-Norm“ verpflichtet Unternehmen, die mehr als 2.500 Kubikmeter gefährliche Flüssigkeiten lagern, zu bestimmten Wartungs- und Sicherheitsauflagen. Lombarda Petroli gehört ebenfalls dazu. Im vergangenen Jahr soll die Firma bereits einen Antrag auf weniger strenge Umweltauflagen gestellt haben, um nicht mehr als Risiko-Firma da zu stehen. Auch über Rachemotive wird momentan spekuliert, denn das Umfeld der Raffinerie sollte in nächster Zeit zu Bauland erklärt werden.
Quelle: tagesschau.de
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