Kolumne: Die USA als Opfer der Natur

Die RauteMusik Kolumnenserie beschäftigt sich dieses Mal mit denSchäden und Folgen des Hurrikan „Katrina“. Sind die Zustände in New Orleans auf gesellschaftliche Probleme zurück zu führen oder hat der Staat auf der ganzen Linie versagt? Odersogar beides?

Als Kent Richards am 24.08.2005 seine Wetterstation auf den Bahamas verließ, um kurz auf die niederländischen Antillen zu fliegen, weil er dort wichtige Vorträge halten musste, freuteer sich über das laue Lüftchen, welches ihm außerhalb der Station um die Haare strich. Eine erfreuliche Abkühlung an diesen heißen und schwülen Tagen.

Fünf Tage später ist der laue Wind zu einem Hurrikan der stärksten Stufe mutiert. Mit voller Wucht trifft er die Stadt New Orleans. Mehrere hundert Menschen sterben. Obwohl sie gewarntwaren. Zur gleichen Zeit sitzt George W. Bush zu Hause bzw. in seinem Feriendomizil vor dem Kamin und ließt gerade den neuesten Bestseller.

Hurrikans sind vor allem für die Region um Florida nichts Neues. Das Wetteramt berechnet alljährlich die Hurrikan Saison. Schilder an den Autobahnen zeigen an, wie lange diese noch dauert.Die Winde, welche sich über dem Golf von Mexiko zusammenbrauen, sind gefährlich, doch meist harmlos. Und so war es wohl auch die Routine, welche den Amerikanern zum Verhängniswurde.

Katrina traf die Menschen in New Orleans unvorbereitet. Erst schien es gar als ob der Hurrikan die Stadt verfehlen würde.
Mit dem Bruch der ersten Dämme begann die Anarchie.
Die USA erlebten ihr vielleicht schlimmstes Armageddon. Es erscheint unvorstellbar, dass ausgerechnet in den Vereinigten Staaten von Amerika, einem der reichsten Länder der Welt, solch eine Katastrophe passieren kann. Erschreckend, fast alle Opfer sind Afroamerikaner, New Orleans ist eine der ärmsten Städte der USA.
Mit dem Wasser kommt auch die Gewalt. Dutzende junger Frauen werden vergewaltigt, getötet, geschändet. Ein unvermittelbares Maß an Gewalt sucht die Menschen heim. Mit Unverständnis reagiert die restliche Welt auf die Unfähigkeit der Bush Regierung der Lage Herr zu werden. Während der mordende Mob durch die Straßen von New Orleans zieht, sitzt George Bush immer noch in Washington. Gelähmt, ein unfassbarer Schock. Die meisten Weißen hatten schon frühzeitig das Weite gesucht, die Schwarzen, die mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, jedoch verfügen einfach nicht über das Einkommen bei jedem Hurrikan das Weite zu suchen.

Unter dem Druck handelt Bush nun. Das Heimatschutzministerium ruft landesweit Feuerwehrmänner dazu auf nach New Orleans zu kommen und zu helfen. Viele von ihnen kommen, nehmen ihr schweres Einsatzgerät mit.
Die Ernüchterung kommt schnell. Statt Tote und Verletzte zu bergen, verteilen sie in Atlanta Flugblätter auf denen für das Ministerium geworben wird.

Deutschland schickt mehrere Millionen Bundeswehr Care Pakete in die USA. Sie alle werden wieder zurückgeschickt. Grund: Die US Behörden haben BSE-Verdacht. Dass diese Pakete von der NATO als BSE frei zertifiziert wurden und auch in Afghanistan von US Soldaten gegessen werden, will man in Washington nicht wahr haben. Was wäre das auch für ein Gesichtsverlust gewesen.

Und so stellt die Regierung Bush wiedereinmal unter Beweis, in Ernstfällen nicht handlungsfähig zu sein. Ein Augenzeuge brachte es auf den Punkt: „Unsere Soldaten sind schneller im Irak als hier“.
Mit dem Hurrikan werden die Amerikaner vor die bittere Realität gestellt, dass es nicht möglich ist gegen die Natur zu leben. Sie schlägt erbarmungslos zurück. Und so werden wir es vielleicht erleben, dass die USA endlich freie Fahrt für Kiyoto geben. Mit Sicherheit, das steht fest, nicht unter Bush. Aber wer weiß, vielleicht einmal unter einer Präsidentin Clinton?
Es wäre zu hoffen, dass die Amerikaner durch die ständige Unfähigkeit der republikanischen Regierungsmannschaft den Demokraten eine Chance geben.

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