35 Orte auf Fehmarn von Umwelt abgeschnitten

Fehmarn/Hamburg (ddp-nrd). Starke Schneefälle, Sturm undVerwehungen haben in Schleswig-Holstein in der Nacht zum Sonntag zu teils katastrophalen Verhältnissen geführt. Besonders betroffen waren die Ostseeküstenregion und der Südostendes Landes. Auf der Ostseeinsel Fehmarn war das öffentliche Leben praktisch lahmgelegt, wie der Chef des für den Winterdienst zuständigen Inselbauhofs, Timo Jaedke, berichtete. Auf mehreren Bahnstrecken musste der Zugverkehr wegen verwehter Gleise zeitweise eingestellt werden. In weiten Teilen des Landes mussten die Räumdienste den Betrieb nach Angaben derRegionalleitstelle Nord auf den untergeordneten Straßen einstellen. „Neunzig Prozent der Insel Fehmarn sind dicht. Wir haben überall Verwehungen, es passiert gar nichts mehr„,sagte Jaedke.

Die 35 Ortschaften der Insel seien auch am Sonntag nicht erreichbar gewesen. Der Winterdienstchef erwartete angesichts der starken Verwehungen auch im Tagesverlauf keine wesentlicheEntspannung. Der Winterdienst hatte auf der Insel „alles im Einsatz, was Räder hat„, wie Jaedke sagte. 24 Räumfahrzeuge waren pausenlos unterwegs, darunter dreiSchneefräsen, mehrere Pflüge, Radlader und selbst Bagger zum Beseitigen der Schneemassen. Sämtliche Landes- und Kreisstraßen waren verweht. Einzig passierbar blieb dieBundesstraße 207 vom Festland zum Fährhafen Puttgarden. Die Fehmarnsund-Brücke war jedoch für leere Lkw, Wohnmobile und Wohnwagengespanne gesperrt.

Im Süden der Insel imOrtsteil Fehmarnsund der Stadt Fehmarn drohte durch die Sturmflut und Hochwasser von zeitweise 1,10 Meter über Normal am Sonntag ein Deich zu brechen. Durch das unterspülte Flutbauwerkdrückte Wasser durch und bedrohte die dahinter gelegene Siedlung, wie Jaedke berichtete. Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes versuchten, den Deich abzudichten. Behindert wurden dieEinsatzkräfte allerdings immer wieder durch zahlreiche Autos, die in Schneewehen festsaßen. „Viele Pkw-Fahrer haben ihre Autos dann einfach stehenlassen und sind verschwunden, undwir müssen sehen, was wir mit den Fahrzeugen machen„, sagte Jaedke. Zeitweise brach das Stromnetz auf der Insel zusammen. Dadurch war auch kurzzeitig der Fährverkehr zwischenPuttgarden und dem dänischen Hafen Roedby behindert, wie ein Sprecher sagte.

Ansonsten sei der Fährverkehr jedoch die Nacht über und auch am Sonntag trotz des teilweise schweren Sturmsbis Windstärke zehn weitgehend problemlos gelaufen. Auf der Bahnstrecke von Neustadt in Holstein zum Fährhafen Puttgarden musste der Zugverkehr nach Angaben von Bahnsprecherin SabineBrunkhorst eingestellt werden. Hier war am Sonntagvormittag ein Schneepflug unterwegs, um die zugewehten Schienen frei zu räumen. Auch ein Schienenersatzverkehr mit Bussen war nichtmöglich. Die Deutsche Bahn hoffte, die Strecke bis zum Mittag für den Zugverkehr wieder freigeben zu können. Betroffen waren auch weitere Bahnstrecken in Schleswig-Holstein. ZwischenKiel und Flensburg musste der Zugverkehr ebenfalls eingestellt werden. Auf der Strecke Kiel-Lübeck kam es zu Zugausfällen und Verspätungen bis zu 60 Minuten. Ähnlich war die Lagezwischen Lübeck und Neustadt sowie Kiel und Hamburg. Auf der Strecke Lübeck-Bad Kleinen verkehrten die Züge nur noch im Zwei-Stunden-Takt.

Auch die Busse der Autokraft mussten inOstholstein sowie den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Plön in den Depots bleiben. Auf vielen Abschnitten der Autobahnen 1 und 20 kam der Verkehr durch die Schneeverwehungen zum Erliegen.In Ostholstein waren fast alle Nebenstraßen unpassierbar. In Neustadt, Heiligenhafen und anderen Küstenorten trat die Ostsee aufgrund der Sturmflut über die Ufer. Auch beiDahmeshöved an der Ostküste drohte zeitweise ein Deich zu brechen. Zahlreiche Helfer versuchten, das Schlimmste zu verhindern. In Flensburg und der Lübecker Altstadt wurdenStraßen durch das Hochwasser überflutet. In Lübeck musste die Priwall-Fähre den Verkehr einstellen. In Travemünde rissen die Wellen der aufgewühlten Ostsee Steine ausder Mauer der Strandpromenade und gefährdeten Schaulustige.

Allein in der Nacht ereigneten sich im Land 43 witterungsbedingte Unfälle. Wie die Polizei in Itzehoe berichtete, wurde eine18-jährige Autofahrerin am Sonntag bei Wilster lebensgefährlich verletzt, als sie auf schneeglatter Straße die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlor. Sie kam von der Fahrbahn ab,prallte frontal gegen einen Baum und wurde in ihrem Auto eingeklemmt. Kaum Auswirkungen hatte der Wintersturm dagegen in Hamburg. Der Verkehr laufe reibungslos, alle Hauptstraßen seien seit demMorgen frei, sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale. Auch die Nacht sei entspannt gewesen, da viele Autofahrer auf eine Tour verzichtet hätten. An der Unterelbe musste die Fährezwischen Glückstadt in Schleswig-Holstein und Wischhafen in Niedersachsen den Verkehr wegen zu starken Eisgangs einstellen. (ddp)

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