Ziemlich genau vor drei Wochen, am 4. September 2006, schickte RTL seine neue Soap„Alles was zählt“ ins Rennen. Das Vorabendprogramm musste stark umgekrempelt werden, doch der erhoffte Erfolg bleibt aus. Aber auch „Verliebt inBerlin“ verliert an Zuschauern.
Am Anfang dieses Jahres befand sich der Marktführer RTL in einer ungewohnten Situation: Die Sat. 1 Telenovela „Verliebt in Berlin“ lockte um 19:15 Uhrregelmäßig viele Zuschauer vor die Fernsehgeräte. Nach langen Jahren war nicht mehr „Explosiv – Das Magazin“, sondern die Konkurrenz aus Berlin Marktführerauf dem 19 Uhr Slot. Man hatte also einen Sendeplatz verloren und musste diesen schnellstmöglich wiedergewinnen.
Die Reaktion seitens RTL kam schnell. Mitte des Jahres wurde eine dritte Daily Soap neben den bewährten Formaten „Unter Uns“ und „Gute Zeiten, SchlechteZeiten“ für den September angekündigt. Nachdem RTL mehr Informationen über das Format und den Sendeplatz herausgab, staunten sogar Branchenkenner.
Nahezu das komplette Vorabendprogramm wurde geändert, so bekam die neue Soap den Sendeplatz von „Explosiv“, direkt nach dem Nachrichtenmagazin RTL-Aktuell. „Explosiv“ wurde vorgezogen und bereits um 18 Uhr ausgestrahlt. Den Publikumsliebling „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ wollte man unter allen Umständenweiterhin um 19:40 Uhr laufen lassen.
Sogar die Werbung strich RTL aus der ersten Folge von „Alles was zählt“.
Selbst der 4. September für die Erstausstrahlung war kein Zufall, denn auch „Verliebt in Berlin“ ging an diesem Tag in die „zweite Runde“. Dennnach dem Finale und dem Ausstieg von Alexandra Neldel als Lisa Plenske war noch lange nicht Schluss. Tim Sander übernahm die Hauptrolle und die Telenovela wurde fortgesetzt.
RTL hoffte also, die Fans von „Verliebt in Berlin“ würden sich nach dem Finale von der Serie abwenden und nach etwas Neuem suchen. Deshalb wurde die neue Soap auch miteiner großen Werbekampagne eingeführt.
Experten prognostizierten einen harten Zweikampf der beiden Sendungen, bei dem sich erst nach Wochen ein eindeutiger Sieger herausstellen sollte.
Doch schon einen Tag nach der Erstausstrahlung herrschte Ernüchterung in Köln: „Alles was zählt“ konnte in keinster Weise die Erwartungen erfüllen und„Verliebt in Berlin“ mit neuer Hauptrollenbesetzung hielt ungefähr seine Zuschauer.
Auch die Quoten an den folgenden Tagen waren weniger überzeugend. Von Tag zu Tag wollten immer weniger Menschen die neue Soap von RTL sehen. Eine Woche nach der Serieneinführung brachen dieQuoten erneut deutlich ein, so betrug der Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe (14 bis 49 Jahre) zum Beispiel nur noch 10,9 Prozent. Für den Marktführer aus Köln erheblich zuniedrig, die angepeilte Marke von RTL-Chefin Anke Schäferkordt liegt bei 17 Prozent.
Doch auch für „Verliebt in Berlin“ lief es nicht rund, die Telenovela lag zwar noch deutlich über dem Senderschnitt, verlor aber kontinuierlich an Zuschauern.
Ein erster spürbarer Quotenanstieg für beide Formate kam dann am Dienstag der dritten Woche. So erreichte RTL mit seiner Soap erstmals über eine Million Zuschauer in der Zielgruppe.Und auch „Verliebt in Berlin“ machte gegenüber dem Vortag 1,5 Prozentpunkte gut.
Die Zukunft der beiden Formate bleibt aber unbekannt, während „Verliebt in Berlin“ weiterhin an Boden verliert und nun immer häufiger unter die 16 Prozent Marke inder Zielgruppe fällt, kann sich die RTL-Konkurrenz auf niedrigem Niveau leicht verbessern, liegt aber noch immer weit unter dem Senderschnitt. Doch starke Schwankungen lassen einen eindeutigenTrend nicht erkennen.