RTL & MTV bald nur noch verschlüsselt empfangbar

Nach vielen Spekulationen in den letzten Monaten ist es nun offiziell: Die RTL Gruppe und MTVNetworks werden ab 2007 ihr Programm per Astra Digital verschlüsseln lassen und bringen damit den Begriff „Free TV“ kräftig ins Straucheln. Laut SES Astra sind die Verträge bereitsunterschrieben und liegen dem Kartellamt zur Prüfung vor.

Als man vor rund einer Woche bekannt gab, sein Programm via Astra Digital verschlüsseln zu wollen, begründete man dies mit zunehmender Raubkopiererei. Außerdem wolle man sicher gehen,dass erworbene Rechte an Hollywood-Blockbustern und US-Serien nur in Deutschland genutzt werden. Mit einer Verschlüsselung des Programms könnte man im Ausland auch nicht mehr per Satellitden Sender empfangen.

Folgende Kanäle wird es ab 2007 (plus einer kleinen Übergangszeit, in der die Programme auch noch unverschlüsselt ausgestrahlt werden) nur noch verschlüsselt zu sehen geben:

RTL Group

sowie Traumpartner TV.

MTV Networks

Für den Empfang der oben genannten Sender werden ein Receiver und eine so genannte „Smartcard“ nötig sein. Das Freischalten der Smartcard wird rund 3,50 Euro pro Monat kosten. Laut eigenerAussage will man damit nur anfallende Kosten decken und nicht zu einem „Pay TV“-Sender werden. Steigende Preise sind also eher unwahrscheinlich.

„Die Annahme des Angebots von ASTRA ist für uns der konsequente nächste Schritt in die digitale Welt. Die neue Plattform gewährleistet den effektiven Schutz unsererProgramme und ist darüber hinaus technische Voraussetzung für eine Vielzahl neuer Angebote an die Zuschauer.“, so RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt.

Doch was ist mit den anderen Sendern? Zieht die ProSiebenSat.1 Media AG nach? Aber vor allem stellt sich die Frage, wie die öffentlich rechtlichen Sender das Problem lösen.

Klar ist, dass es wohl auch bei ProSiebenSat.1 zu einer Verschlüsselung kommen wird. Doch nicht nur wegen der zusätzlichen Einnahmen ist dies wichtig, auch weil man ab 2008 mit Werbunggezielt regionale Gruppen ansprechen will. Das ganze nennt sich „Adressierbarkeit des Fernsehzuschauers“, man sendet bestimmte Werbung nur noch an bestimmte Personen. Noch wartet man beiProSiebenSat.1 ab, doch sollte es Grünes Licht vom Kartellamt für RTL und MTV geben, würde wohl auch die zweitgrößte Fernsehgruppe in Deutschland reagieren.

ARD und ZDF wehren sich weiterhin und wollen von einer Verschlüsselung ihres Programms nichts wissen. Der Grund ist einleuchtend: Es wäre das Aus für die GEZ.

Jeder der heutzutage ein Fernsehgerät hat, muss Fernsehgebühren bezahlen. Dabei ist es völlig egal, ob man das öffentlich-rechtliche Programm in Anspruch nimmt, oder nicht. Miteiner Verschlüsselung würde sich dies grundlegend ändern: Um ARD und ZDF schauen zu können, bräuchte man auch eine Smartcard. Hat man diese nicht, kann man das Programm nichtempfangen – und muss logischerweise auch keine GEZ zahlen.

Zwar würden sich die Kosten in etwa die Waage halten, allerdings müsste man wohl einen starken Zuschauereinbruch hinnehmen. Besonders junge Menschen schauen nur die privaten Sender undinteressieren sich nicht für das Programm von ARD und ZDF. Diese Gründe wiegen für die öffentlich rechtlichen Sender wohl mehr, als die Probleme, die ohne Verschlüsselungentstehen. Besonders bei großen Sportereignissen kommt es immer wieder zu Konflikten mit den europäischen Nachbarn. Da in den meisten Ländern (Ausnahme: Italien und Deutschland, zumTeil auch Großbritannien) ausschließlich verschlüsselt gesendet wird, müssen die Fernsehkonzerne hohe Preise für die Übertragungsrechte bezahlen. ARD und ZDF sendenaber weiterhin unverschlüsselt und erreichen damit weite Teile Europas.

Bei der Fußballweltmeisterschaft 2002 wurde dem „Ersten“ und dem „Zweiten“ die Ausstrahlung über den „Astra“-Satellit verboten. Bei der diesjährigen WM durften sie nicht über“Eutelsat“ senden. Der Grund war immer wieder der selbe: In anderen Ländern zahlen Fernsehanstalten mehrere Millionen Euro für die WM-Bilder und die Übertragungsrechte. ARD und ZDFhätten mit „kostenlosem Fußball“ ihre Existenz bedroht.

Damit ist wohl klar, dass die GEZ weiterhin bestehen bleibt. Zukünftige Konflikte um Rechte werden wahrscheinlich nicht zu vermeiden sein. Doch die deutschen Privatsender setzten den Trend zurvollständigen Verschlüsselung des TV-Programms in Europa fort.

Quelle: DWDL.de | Giga.de| DWDL.de | SpiegelOnline

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