Review: Soul Sacrifice (Vita)

Hochwertiges Spielefutter ist auf der Vita momentan rar gesät. Abseits von Portierungen alter Konsolen-Hits bietet die Software-Bibliothek des Handheld leider kaum Kracher-Exklusivtitel, die alleine dessen Anschaffung lohnen. Ob „Soul Sacrifice“ daran etwas ändert?

Die Story von „Soul Sacrifice“ beginnt erst einmal düster. Die Menschheit wurde vom dunklen Magier Magusar unterworfen und dient nun als Opfergabe, um dessen Macht weiter zu vergrößern. Ihr beginnt als namenloser Gefangener, dem ebenfalls seine Opferung bevorsteht – ehe ihr Librom, ein sprechendes Buch unter all den Knochen und anderen menschlichen Überresten findet, die eure Zelle spicken. Euer unheimlicher Fund erklärt euch, dass ihr es lesen und die Vergangenheit eines von Magusars Mitstreitern aufarbeiten müsst, um einen Weg zu finden, den Finsterling in die Knie zu zwingen.

Dies geschieht naturgemäß interaktiv. Mit dem Touchscreen der Vita blättert ihr durch das Buch (was aber angenehmerweise alternativ auch über konventionelle Steuermethoden gemacht werden kann), um aus einer Bandbreite verschiedener Kapitel zu wählen, die euch wiederum einzelne Abschnitte im Leben von Magusars Vertrautem eröffnen. Im Klartext heißt das: Ihr werdet auf Missionen verschiedenster Art geschickt, die aber alle eines gemeinsam haben – den Kampf. Es wird sehr, sehr viel gekämpft in Soul Sacrifice.

Nachdem ihr euer Magier-Avatar mittels allfälliger RPG-Optionen von unterschiedlicher Kleidung oder Gesichtszügen Wunsch personalisiert habt, geht es auch schon los. Durch das Ausrüsten magischer Kräfte – den Opfergaben – müsst ihr gegen zunehmend bizarrer und stärker werdende Kreaturen bestehen, während ihr eure eigene Macht vergrößert. Dies geschieht nicht nur durch die Genre-typischen Erfahrungspunkte und Level-Ups, sondern in erster Linie durch euren Umgang mit dem Feind.

Soul Sacrifice

Eure Gegner sind nämlich nur äußerlich Ausgeburten der Hölle – hinter der Fassade verbergen sich Tiere oder gar Menschen, meist Magier, deren Zauber gewaltig schief gegangen ist. Deren Seelen können entweder gerettet oder geopfert werden. Die Opferung verleiht euch größere Kampfkraft, während die Rettung eure Lebensenergie erhöht.

Kämpfe an sich sind – für ein JRPG – ungewöhnlich simpel und erinnern fast ein wenig an Brawler wie Naruto: Ultimate Ninja Storm. Jede eurer Opfergaben kann auf eine Angriffstaste (Kreis, Quadrat, Dreieck) gelegt werden. Haltet ihr die Taste gedrückt, lädt sich eure Magie auf und der resultierende Schlag wird umso verheerender. Natürlich können auch defensive Fähigkeiten wie Schilde oder Rüstungen beschwört werden. Zur Abrundung liegen in eurer Umgebung ebenfalls magische Items verstreut, die das Duell durch temporäre Statusänderungen oder der Möglichkeit, Magie bzw. Lebenskraft aufzufüllen, zu euren Gunsten beeinflussen können.

Habt ihr alle Bestien niedergestreckt und Libroms Quest erfolgreich absolviert, winken – neben Erfahrungspunkten – weitere Opfergaben, die natürlich auch zunehmend mächtiger werden. Zudem gilt: Je besser ihr während einer Quest abschneidet (heißt, je mehr Punkte ihr kassiert), desto besser die Belohnung. Es ist außerdem möglich, vor Beginn der nächsten Quest Opfergaben zu fusionieren, um noch nützlichere Magie zu erschaffen.

Dies ist im Zuge der Kampagne auch bitter nötig, denn eure Opfergaben geben – sofern ihr sie nicht während des Kampfes wieder auffüllt – irgendwann den Geist auf und gehen dadurch verloren. Ihr müsst daher darauf achten, dass jeder Hieb sitzt und dass eure Zauber die bestmögliche Wirkung erzielen, da euch das Spiel zwar durchaus Raum für Fehltritte lässt, aber eben keinen allzu großen.

So simpel sich das Gameplay nach diesen Ausführungen auch anhören mag, es macht einfach unglaublich viel Spaß, durch Heerscharen interessant designter Monster zu pflügen und – ob durch Rettungen oder Opfer – immer mächtiger zu werden. Seid ihr stark genug, lässt euch das Spiel auch schon gegen den finsteren Magusar antreten, was aber erst zu empfehlen ist, wenn euer Charakter ein wahres „Powerhouse“ ist – denn der Endkampf ist alles außer einfach.

Soul Sacrifice

Ihr müsst Quests allerdings nicht alleine bestreiten. Mit bis zu drei menschlichen Mitstreitern lassen sich Monster auch kooperativ aufs Korn nehmen. Obwohl sich Singleplayer und Coop inhaltlich nicht unterscheiden, wirkt der Multiplayer nicht „angetackert“ – vielmehr ist er eine gelungene Erweiterung eines ohnehin spaßigen Spielprinzips, das in der Gruppe ebenso gut funktioniert wie alleine. Andere Vita-Spiele könnten sich davon eine Scheibe abschneiden.

Technisch weiß „Soul Sacrifice“ absolut zu überzeugen. Umgebungen und Charaktermodelle sind schön ausgearbeitet und detailliert, imposante Effekte – wie hübsche Explosionen – verwöhnen das Auge. Der starke Kontrast zwischen den Arealen der einzelnen Quests sorgt für die nötige optische Abwechslung. Neben einer präzisen, responsiven Steuerung halten sich angenehmerweise auch die Ladezeiten in Grenzen, was für ein durchweg flüssiges Spielerlebnis sorgt.

Fazit

Leider bekommen wir wahre Must-Haves für die Vita nur im Abstand von mehreren Monaten zu Gesicht, doch wenn es soweit ist, zeigt Sonys kleiner Kraftprotz, was in ihm steckt. „Soul Sacrifice“ bestätigt diese Regel: Es ist ein rundum durchdacht designtes, kurzweiliges und vielleicht gerade deshalb außerordentlich spaßiges RPG, das alleine oder kooperativ wunderbar zu unterhalten weiß. Es wäre allerdings schön, würde Sony die leidgeprüften Vita-Besitzer nächstes Mal etwas weniger lang auf die Folter spannen – vielleicht klappt es dann auch mit den Verkaufszahlen des Handheld.

Kommentieren