Review: Crysis 3 (PS3)

Crysis 32013 ist für Electronic Arts das Jahr der „3“: Neben „Dead Space 3“ und dem dritten „Army of Two“ beglückt uns Crytek nun mit „Crysis 3“, das die Schwächen des zweiten Teils ausmerzen und die Sci-Fi-Reihe zu alter Größe zurückführen soll. Mission accomplished?

„Crysis 3“ beginnt mehr oder weniger dort, wo sein Vorgänger aufgehört hat. Nachdem der CELL-Konzern begann, Nano-Soldaten zu jagen, einzufangen und sie gewaltsam von ihren Anzügen zu trennen, ging ihnen eines Tages auch Protagonist Prophet ins Netz. Bevor CELL unseren Helden aber von seinem praktischen Anzug befreien kann, wird er von Psycho (dem Protagonisten von „Crysis: Warhead“) befreit. Anschließend begeben sie sich zusammen mit einer Miliz, die CELL zu Fall bringen möchte, auf die Suche nach deren mysteriöser, schier unerschöpflicher Energiequelle, dem Kern ihrer globalen Macht. Prophet hat jedoch andere Pläne. Er ist davon überzeugt, dass der Alpha-Ceph nicht vernichtet wurde und dass die außerirdischen Ceph nicht aufhören werden, eine Bedrohung für die Menschheit zu sein, solange er das Alien nicht zur Strecke bringt.

Einer der Hauptkritikpunkte an „Crysis 2“ war das auf Konsolen ausgelegte Leveldesign. Der große, weitläufige Dschungel des Erstlings wurde gegen schlauchige Straßen- und Indoor-Passagen getauscht, deren Aufbau an „Call of Duty“ erinnerte. Von der ursprünglichen Freiheit, die „Crysis“ als geistiger Nachfolger von Cryteks erstem großen Hit „Far Cry“ versprach, blieb da nicht mehr viel übrig. In „Crysis 3“ versuchten es die Entwickler mit einem Design-Kompromiss: Das mittlerweile verwilderte New York City des Jahres 2047 bietet sowohl offene Landschaften wie in strikten Bahnen verlaufenden Häuserkampf.

Crysis 3

Um enttäuschten Fans das Gefühl von Freiheit zurückzugeben, wurden außerdem zahlreiche optionale Missionsziele eingeführt, die parallel zur Hauptstory in beliebiger Reihenfolge absolviert werden können. Auch wurde dafür gesorgt, dass besonders gegen Ende das Vorgehen komplett dem Spieler überlassen wird – ob ihr schleicht, Gegner aus der Distanz eliminiert oder euch lieber in bester Rambo-Manier mit entsicherter Waffe in die Schlacht stürzt, liegt ganz bei euch.

Natürlich bietet „Crysis 3“ auch wieder die Möglichkeit, euren Nano-Suit nach Herzenslust upzugraden. Die für ein Upgrade nötigen Schaltkreise findet ihr allerdings nicht mehr so leicht, wie das Ceph-Genmaterial im zweiten Teil. Wollt ihr euren Anzug maximal aufrüsten, müsst ihr wohl oder über auf Erkundungstour gehen, was wiederum die Illusion von Freiheit in einer großen Spielwelt verstärkt. Ob Illusion oder nicht, der neue Design-Mix funktioniert jedenfalls außerordentlich gut und sollte die Mehrheit der Spieler diesmal zufrieden stellen.

Leider ist die Kampagne trotz allem nicht besonders lang. Nach fünf bis sechs Stunden laufen bereits die Credits über euren Bildschirm. Ich empfehle daher dringend, den Schwierigkeitsgrad übher Standard zu erhöhen, sofern euch ein bisschen Frust an haarigen Stellen nichts ausmacht – es sorgt definitiv für eine lohnenswertere Spielerfahrung, da ihr erst gezwungen seid, die Fähigkeiten eures Neno-Suits bis zum Anschlag auszureizen, wenn ihr schwach und nach wenigen direkten Treffern tot seid. Auf normaler oder leichter Stufe reicht der Cloak-Modus völlig, um aus nahezu jeder Situation heil herauszukommen – ein Balancing-Problem, das schon „Crysis 2“ zum Verhängnis wurde.

Crysis 3

Technisch ist „Crysis 3“ mit einem Wort unglaublich. Mit Ausnahme von „Uncharted 3“ habe ich noch nie ein optisch so brillantes Konsolenspiel gesehen. Dass die 30-FPS-Marke trotz der hier gebotenen Grafikpracht mehr oder weniger konstant gehalten wird, spricht Bände über die Stärke der CryEngine 3. Malerisch animierte Sonnenuntergänge, realistisch wirkende Wasseroberflächen und beeindruckende Licht- und Reflektionseffekte geben sich in „Crysis 3“ die Klinke in die Hand – technisch ist das Spiel trotz mancher Bugs absolut top und stellt auf der altersschwachen PS3-Hardware klar den Anspruch auf die neue Performance-Referenz.

Auch der Sound kann sich hören lassen – die Hintergrundmusik ist stets stimmig und sorgt im Kugelhagel für die nötige Portion Adrenalin. Die deutsche Sprachausgabe ist, wie immer, eine Glaubensfrage – zum Glück sind neben Englisch noch ein halbes dutzend anderer Sprachen auf der Blu-ray Disc, unter denen wohl jeder Linguist seinen Favoriten finden dürfte.

Ein kurzes, abschließendes Wort zum Multiplayer: Dieser ist so generisch, unspektakulär und schlecht gebalanced wie eh und je. Immer noch sind die Hitboxen viel zu groß, immer noch nerven euch getarnte Sniper an allen Ecken und Enden der rund 12 Maps und immer noch erinnert alles stärker an „Call of Duty“, als mir lieb ist. Hätte man die Energie, die für den Multiplayer draufgegangen ist, doch lieber darin investiert, die Kampagne um eine weitere Stunde zu verlängern…

Fazit

„Crysis 3“ ist einer der besten Shooter, die ihr für eure Konsole momentan kaufen könnt. Das Herumspielen mit den Funktionen eures Nano-Suit hat kein bisschen an Reiz verloren und das neue Leveldesign weiß zu überzeugen. Hätte Crytek auf ihre Fans gehört und den Multiplayer generalüberholt, statt einen leicht erweiterten Aufguss der „Crysis 2“-Version zu liefern, wäre dem Spiel ein Platz auf dem Shooter-Olymp sicher gewesen. In seiner jetzigen Form ist „Crysis 3“ ein sehr guter, kompetenter Vertreter seiner Zunft, ideal für zwischendurch. Ein „Call of Duty“- oder „Battlefield“-Killer ist es aber nicht.

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