Review: Ghost Recon: Future Soldier (PS3)

Weniger Kaboom, mehr „Ghost“

Wehe, wenn sie losgelassen: Onkel Toms Taktik-Recken sind zurück. Diesmal verschlägt es sie in eine gar nicht so ferne Zukunft, wo ihr – wie könnte es anders sein – Turbanträger und Russen aufs Korn nehmt. Wir verraten euch, was „Future Soldier“ darüber hinaus noch zu bieten hat.

Die Story von „Future Soldier“ ist der typische Tom-Clancy-Schinken von Verschwörung und Terrorismus: Inhaltlich dünn wie Papier und aufgrund der gewohnt staubtrockenen Inszenierung zu vernachlässigen. Macht nichts, denn das Gameplay schafft es, den Spieler auch ohne mitreißende Geschichte bis zum Schluss bei der Stange zu halten.

Nachdem Ubisoft mit den Konsolen-Versionen der beiden „Ghost Recon: Advanced Warfighter“-Ableger einen Schritt in Richtung Action-Shooter wagte, der von Fans mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde, gibt es in „Future Soldier“ wieder mehr Altbewährtes – sprich, Taktik und Stealth statt Zerstörung und Massaker ist angesagt. Ihr tut euch selbst einen großen Gefallen, wenn ihr Missionen nicht mit dem Kopf durch die Wand bestreitet.

Tom Clancy's Ghost Recon: Future Soldier

Gemeinsam mit eurem Squad begebt ihr euch in den fernen Osten, Norwegen und Russland, um wieder einmal die freie Welt vor finsteren Mächten zu retten. Ihr dirigiert euer Team über das Schlachtfeld und tastet euch langsam zu eurem Missionsziel vor, während ihr – wenn nötig – Gegner aus dem Weg räumt. Eure Kollegen reagieren prompt auf Anweisungen und sind zu keiner Zeit eine Belastung, was ich nicht oft genug positiv hervorheben kann, da eine miese KI einem Team-Shooter ohne weiteres den Todesstoß versetzen kann.

Um versteckt vorzugehen, könnt ihr bis zu vier Ziele in eurem Blickfeld markieren, die per Knopfdruck gleichzeitig ausgeschaltet werden – ein lebenswichtiges Feature, das in 99 Prozent der Fälle wunderbar funktioniert und euch das Fortkommen enorm erleichtert. Eure Partner effektiv einzusetzen, wird gerade im späteren Spielverlauf essenziell. Zur Erinnerung, falls ich es noch nicht oft genug erwähnt habe: Dies ist nicht „Gears of War 3“. Durchrushen ist nicht – jedenfalls, sofern der „Mission failed“-Schirm nicht euer neuer bester Freund werden soll. Brachial wird es grundsätzlich nur, wenn ihr eine Zielperson beschützen müsst und in Diamanten-Formation heranstürmende Schergen in Zeitlupe ausschaltet – alles andere kann still und heimlich erledigt werden.

Tom Clancy's Ghost Recon: Future Soldier

Mindestens so hilfreich wie eure Mitstreiter gestaltet sich euer Waffenarsenal, das vor futuristischen Gimmicks nur so strotzt. Ob Recon-Drohnen, Sensor-Granaten oder Infrarot-Scan – ihr fühlt euch von der ersten Mission an als Herren des Schlachtfeldes. Zusätzlich könnt ihr euer Loadout bis ins kleinste Detail selbst konfigurieren. Waffen lassen sich vor jeder Mission in einem hübschen Interface in ihre Einzelteile zerklüften und – komplett auf eure Bedürfnisse abgestimmt – neu zusammensetzen. „Future Soldier“ ist definitiv kein zweites „Operation Flashpoint: Red River“: Ubisoft gibt euch alle Mittel in die Hand, die ihr braucht, um auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad zu überleben und selbst die härteste Mission zu meisten – wer stirbt, war in der Regel einfach zu unvorsichtig.

Zu wahrer Hochform läuft „Future Soldier“ trotz der durchweg positiven Einzelspieler-Erfahrung erst auf, wenn ihr mit menschlichen Partnern unterwegs seid. Bis zu drei Freunde können euch durch die Kampagne begleiten, wobei jede Mission des Singleplayer durchgängig kooperativ spielbar ist. Kooperativ ist das aktuellste „Ghost Recon“ ein wahrer Hochgenuss. Das Gameplay ist so flüssig und euer Inventar aus der Zukunft so sinnvoll und effektiv in das Missionsdesign eingebettet, dass der Coop-Modus eindeutig das stichhaltigste Kaufargument für diesen Spiel ist.

Tom Clancy's Ghost Recon: Future Soldier

Das gleiche kann generell auch über den kompetitiven Multiplayer gesagt werden. Neben dem obligatorischen Horde-Modus, der seit „Gears of War“ scheinbar zwingender Bestandteil jedes zweiten Shooters sein muss, gibt es „Decoy“ (finde und eliminiere den VIP des gegnerischen Teams), „Saboteur“ (das aus „Counter-Strike“ und Co. gewohnte Bombe-legen-Bombe-entschärfen-Szenario) und „Siege“ (das angreifende Team muss ein Missionsziel erfüllen, ohne vom verteidigenden Team erledigt zu werden). Absolvierte Matches liefern Erfahrung, mit welcher Waffen und Gadgets freigeschaltet werden – business as usual, „Call of Duty“ lässt grüßen. Alle Modi sind sauber umgesetzt und lassen sich gut spielen, wegen dem kompetitiven Multiplayer würde ich mir „Future Soldier“ aber trotzdem nicht holen. Da gibt’s dann doch interessantere Shooter.

Fazit, Sebastian Meinke

Obwohl „Ghost Recon: Future Soldier“ im Endeffekt vielleicht nicht ganz so taktisch geworden ist, wie es hätte sein können, gelang Ubisoft eine exzellente Balance zwischen Stealth, Erkundung und Action. Das Spiel sticht aus der Masse an Third-Person-Shootern zwar nur bedingt heraus, da sich wahre Innovationen stark in Grenzen halten, gibt sich dafür aber sowohl inhaltlich als auch technisch keine Blöße. Coop-Fans werden es lieben und selbst einsame Wölfe sollten zumindest einen Blick riskieren, ehe sie es zu Unrecht abschreiben. Der Fall ist klar: Allgemeine Kaufempfehlung.

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