Summerbreeze 2007 Rückblick

Das Summerbreeze Open Air 2007: Schlammschlacht trifft Wikingershow undSpiderschwein trifft Bambi. Das inzwischen zehnte Summerbreeze schließt seine Pforten. Die Redaktion von Rautemusik warf einen Blick hinter die Zäune vom Veranstaltungsgelände, umeuch einen Einblick in das Leben auf dem Zeltplatz und die Geschehnisse auf den Bühnen zu geben.

Das Summerbreeze 2007 reiht sich nun ebenfalls in die Festivalgeschichte dieses Sommers ein und hinterlässt besonders bei uns einen sehr guten Eindruck. Klasse Auftritte und super Stimmung, sindwie die Vergangenheit gezeigt hat, eine Garantie auf die man sich verlassen kann, wenn man das Summerbreeze besucht.

Die Anreise

Die Anfahrt auf das, im Vergleich zu Wacken, relativ kleine Festivalgelände verlief in unserem Fall ohne Probleme. Ein kurzer Stau am Festivaleingang kostete uns nur etwa 30 Minuten und dieAutodurchsuchungen verliefen ebenfalls problemlos.

Durch das generelle Glasverbot auf dem kompletten Festivalgelände kommtdas Team des Veranstalters nicht um umfangreiche Durchsuchungen herum. Im späteren Tagesverlauf war der Andrang an Festivalbesuchern jedoch zu groß für die sechs Autoschleusen. EinStau mit einer Länge von bis zu sieben Kilometern war somit vorprogrammiert.

Das Festivalgelände

Wer das Summerbreeze schon einige Jahre besucht, konnte in diesem Jahr vor allem eines erkennen: Das Summerbreeze ist erwachsen geworden. Das Festivalgelände trumpfte mit vielen Neuerungen,welche man sich in Abtsgmünd nur herbeiwünschen konnte, auf. Zum ersten Mal war der Zeltplatz in Bereiche gegliedert und mit ausreichend Wasser versorgt. Zudem gab es ein Zirkuszelt,welches als „Partytent“ diente.

Auf dem Konzertgelände hat sich auch einiges getan: Die Anzahl der Toiletten wurde nahezu verdreifacht. Wer zur Main- und Painstage wollte, musste sich jedoch erst durch den Metalmarktdrängen. Diese Anordnung hat uns stark an einen Supermarkt erinnert und war in unseren Augen ein schlechter Schachzug der Veranstalter. Lange Wartezeiten am Eingang und ein starkes Gedrängeauf den schmalen Wegen war die Folge dieser Verkaufsstrategie.

An Verpflegung für den hungrigen Metaler mangelte es auch dieses Mal nicht. Viele Stände mit reichhaltigem Angebot von asiatischen Nudelgerichten über die deutsche Bratwurst bis hin zudem türkischen Döner-Kebab waren dabei. Jedoch waren die Preise oft viel zu überteuert und das dafür erworbene Essen qualitativ zu schlecht.

Entgegen der Konkurrenz stach der Langos-Stand aus der Menge hervor. Langos ist eine ungarische Brotspezialität, bei der ein dünner Hefeteig in Öl frittiert wird. Anschließendwird er oft mit geriebenen Käse bestreut und mit einer Knoblauchsoße eingepinselt. Durch das nette Team und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis galt der Langos-Stand als Geheimtippunter den Festivalbesuchern.

Kurzmeldungen

Aufgrund starker Regenfälle in der Nacht auf Freitag, verwandelten sich sämtliche Anfahrtswege und Kreuzungen in Schlammgruben, welche uns stark an das Wacken Open Air erinnerten. Teilweisekonnten sich Rettungskräfte nicht mehr mit eigener Kraft aus dem Schlamm befreien und mussten herausgezogen werden.

Zahlreiche Autos und einige Wohnmobile fuhren sich im Schlamm fest und konnten erst nach dem Abtrocknen des Schlamms befreit werden. Die Regenfälle von Freitagnacht ausgenommen blieb das Wettermeist heiter und sonnig.

In der Nacht auf Sonntag wurden vermehrt Zelte und andere Gegenstände verbrannt. Die Feuerwehr musste bis tief in die Nacht allerlei Kleinbrände löschen. Es kam jedoch zu keinenbesonderen Vorfällen.

Das Dosenreh „Bambi“ war auch dieses Jahr wieder mit von der Partie. Eine riesige Menschentraube versammelte sich um das Kultobjekt, welches über Stunden hinweg bejubelt wurde. „Folgt dem Reh“ hieß die Parole, um sich der riesigen Menge anzuschließen und das „Reh“ auf Festivalart zu huldigen.

Konzertberichte

Donnerstag:

Die erste Band auf dem Summerbreeze war die Thrash-Metal Band Breschdleng. Die Jungs aus Backnang bei Stuttgart verbinden schnelle Akkorde mit schwäbischer Lyrics. Bereits der erste Song“Schdeffala“ brachte vor allem die Schwaben unter den Fans richtig in Fahrt. Die kräftige Stimme von Herr Wolf macht den Sound der Band einzigartig. Ein Livekracher derbesonderen Art, welcher jedoch schon nach knapp 30 Minuten die Bühne verließ.

Fett was auf die Mütze gabs von den Jungs von Powerwolf. Der super Sound und die ausgefeilte Bühnenshow sorgten für einen abwechslungsreichen Auftritt mit allem was dazu gehört:fette Akkorde, schnelle Gitarren, Schminke im Gesicht und das bei höchster Präzision die fasziniert. Aufgefallen sind uns die Bandkommentare, welche ebenso klar, deutlich und höflichwaren, wie mancher Politiker bei einer Ansprache.

Als nächstes betrat eine Power-Metal Band aus Nordrhein-Westfalen das Parkett. Das „Power-Trio“ Rage, auf dem Summerbreeze ohne Lingua Mortis Orchester, sagte sammt neuemSchlagzeuger der Croud den Kampf an. André Hilgers heißt der neue Mann, welcher gleich zu beginn mit einem Drumsolo sein Können unter Beweis stellte. Ein sehr knackiger Auftritt, dervorallem durch die Songauswahl überzeugen konnte. Hauptsächlich ältere Alben standen auf der Setlist. „Perfect Man“ oder „Don’t Fear TheWinter“ löste Begeisterung unter den Fans aus und auch die neueren Titel wie etwa „Soul Survivor“ fanden Anklang.

Gleich im Anschluss an Rage ging The Black Dahlia Murder in die Vollen. Die vor sieben Jahren gegründete Band spielt einen Mix aus Death- und Thrashmetal und weiß wie man das Publikum beiStimmung hält. Leider wirkte der Auftritt nach und nach etwas eintönig, da sich das schnelle Snare-Drum-Geballer in unseren Augen nicht viel schenkte. Sänger Trevor Strnad verbrachtezwischen den einzelnen Tracks viel Zeit um der Croud Worte wie „Fu**“ einzureden, was in unseren Augen nicht so gut ankam. Das haben wir schon besser gesehen.

Ein völliger Gegensatz zu Nevermore, die Band Tanzwut aus Berlin. Die im Jahr 1999 gegründete Band kann man als kleinen Sohn von Corvus Corax bezeichnen. Mittelalterliche Klänge,verbunden mit elektronischen Elementen. Man merkt schon, wie schwer es ist, die Musik der Truppe zu beschreiben, daher ist Tanzwut unser Geheimtipp für die etwas andere Musik, die man selbsterleben muss. Die Bühnenshow war gekonnt inszeniert und neben der Musik gibt es immer etwas fürs Auge.

Im Anschluss gab es Viking-Death Metal von Amon Amarth auf die Ohren. Die fünf sympatischen Wikinger unter Sänger Johan Hegg trumpften mit einem riesigen Bühnenaufbau auf und dieJomswikinger aus dem Raum Trier unterlegten die kraftvolle Musik mit ihrer Schwertshow. Neben viel Feuer und Met aus Trinkhörnern konnte der Auftritt durch klasse Sound und super Stimmungüberzeugen. Klassiker wie „Death in Fire“ und „Pursuit Of Vikings“ verwandelten die Croud in ein Wikingergemetzel. Für uns persönlichwar dies der beste Auftritt auf dem Summerbreeze 2007.

Zum Abschluss stand der sehr polarisierende Auftritt von Dornenreich auf unserer Running-Order. Die in blaues Licht gehüllte Bühne setzte den Auftritt in passendes Ambiente und Songs wie“Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz“ oder „Wer hat Angst vor Einsamkeit?“ zeugen vom eigenwilligen Stil von Dornenreich, welcher nicht bei allen gutankam. Ein souveräner Auftritt, wie es sich für die Profis aus Österreich gehört.

Freitag:

Leider etwas enttäuscht hat uns der Auftritt der Band Koldbrann. Wieder einmal wurde dunkle Musik bei bestem Badewetter unter die Croud gebracht, was schlicht und ergriffen sehr stark auf dieStimmungsbremse drückt. Koldbrann kennen wir sonst als routinierte Liveband, welche auf dem Summerbreeze durch ihren klasse Sound positiv auffiel. „Inkvisitor Renegat„und „Kaosmanifest“ wurde bei diesem abwechslungsreichen Gig unter die Leute gebracht. Wirkliches Stimmungsfieber herrschte jedoch nicht.

Wer kennt ihn nicht, den Checker von DMAX? Nur wenige wissen, dass der Checker auch der Frontman von Eisbrecher ist. Die deutschsprachige Dark Wave Pop-Metal Musik ist sehr abwechslungsreich undpasste sehr gut ins Stimmungsbild der Festivalbesucher. „Antikörper“ durfte bei diesem Auftritt nicht fehlen, welcher jedoch etwas abgespielt wirkte, den Bierfluss abertrotzdem förderte.

Ein einstiger Livekracher erwacht zu neuem Leben. Die Band Finntroll unter Sänger Mathias „Vreth“ Lillmåns hatte ihr zehnjähriges Jubiläum, das es mit Tanz und Gesang zu feierngalt. Leider ist für viele Fans die Band gestorben, da der neue Sänger einfach nicht den Charakter der Band wiederspiegelt. Trotz allem ein gelungener Auftritt, bei welchem es die neueScheibe „Ur Jordens Djup“ zu präsentieren galt. Einige Klassiker sind immer dabei, die Band setzte jedoch auf ihr neues Image und das neue Album.

Als nächstes stand Bolt Thrower auf dem Programm, welche unter den Fans früher als Geheimtipp galten. Heute ist die Band alles andere als ein Geheimtipp und sorgt bei nahezu jedem Gigfür eine klasse Show. Leider war der Sound seitlich der Main-Stage sehr schlecht und außer dicken Bässen war nichts zu hören. Es fiel uns schwer, Songs wie „Inside The Wire„, „For Victory“ oder „No Guts“ zu erkennen. Trotzdem brodelte die Stimmung. Ein klasse Auftritt, bei welchem es die Bandverstand, trotz schlechtem Sound eine ganze Menschenmasse bei Partylaune zu halten.

Zum Start von In Extremo kam uns eines bekannt vor: Schiffe auf der Bühne. Nach Rammstein, den Apokalyptischen Reitern und Amon Amarth auf dem Summerbreeze, hatte auch In Extremo ein Schiff aufder Bühne. Die Show war trotzdem allemal gelungen und neben einer dicken Pyroshow gabs den eigenwilligen Klang der Band auf die Lauscher. Ein sehr abwechslungsreicher Auftritt, der durch denallseits bekannten „Spielmanns Fluch“ eingeleitet wurde. Zum Harvensolo gabs dann noch einen Glitzerregen aus roten Herzchen auf die Zuschauer, welcher der guten Stimmung nocheinen drauf setzte.

Wer freute sich nicht auf guten Black-Metal aus Schweden? Dark Funeral war für viele Metalheads ein Anreisegrund für das diesjährige Summerbreeze und stand fast überall ganz obenauf der Liste. Jedoch wurden alle Hoffnungen zerschlagen, als Sänger Masse Broberg das Mikro in seine Hände fasste. Der Sound der Band war schlecht abgestimmt. Außer Bass und Lärmwar nichts zu hören. Die zwei E-Gitarren gingen im Lärm unter und von präziesen Akkorden konnte nicht die Rede sein. Wie viele andere Fans, welche gespannt auf diesen Auftrittwarteten, verließen auch wir nach nur zwei Liedern das Festivalgelände.

Samstag:

Leider etwas zu hell war es für die Jungs von Secrets of the Moon, welche beihellem Tageslicht die Bühne betraten. Gleich zu Beginn gab es zudem Probleme mit dem Bühnenaufbau, was die Band jedoch nicht aus der Ruhe brachte. Ein klasse Sound kam von der Stageentgegen, das Wetter drückte jedoch gewaltig auf die Stimmung. Mehr als ein durchschnittlicher Auftritt war trotz Songs wie „Eraphim Is Dead“ und „Lucifer Speak‚“ nicht zu verzeichnen.

Die Apokalyptischen Reiter wissen, wie sich bereits in Wacken gezeigt hat, wie man die Croud in Fahrt bringt. Etwas enttäuscht mussten wir jedoch feststellen, dass die fünf Jungs fast dasselbe Programm wie auf dem Wacken Open Air abspielten. Zwei Schlauchboote auf einem Menschenmeer setzten auch in Wacken ihre Segel, sind jedoch jedesmal ein Heidenspaß. Neben Tracks vom neuenAlbum gabs auch allerlei vom aller ersten Reiter-Album zu hören. Gute Miene zum schlechten Spiel wurde bei einem Käfigscherz gezeigt, bei welchem ein weiblicher Fan auf die Bühnegeholt und zu Keyboarder „Doktor“ in den Käfig gesperrt wurde. Die Dame sah in unseren Augen nicht sehr begeistert aus.

Bei der bereits 1982 gegründeten Band Tankard ist Spaß und Partylaune vorprogrammiert. Das Sänger Andreas „Gerre“ Geremia in seiner Vergangenheit mächtig Party gemacht hat,beweist sein Wohlstandsbauch, welchen er während des Gigs zur Schau stellte. Tracks wie „Zombie Attack“ oder „The Beauty And The Beer“ verbundenmit dem inzwischen blauen Himmel, steigerten die Lust nach dem kühlen Blond. Die Wartezeiten an den Bierständen stiegen empor und setzen zur Schau, wie gekonnt Tankard die Mengebeherrscht.

Gleich darauf gab es wieder ordentlich was auf die Lauscher: Die schwedische Band Dark Tranquillity zeigte der Croud gekonnt, was sie im Studio auf die Beine gestellt haben und spielten meinerAnsicht nach die beste Musik ihrer Bandgeschichte. Der Track „Blind At Heart“ brachte die Menge zum Toben und auch „The Lesser Faith“ ist einfach einstarkes Stück. Leider verging die Zeit wie im Flug, sodass die Band nach „My Negation“ die Bühne verlassen musste.

Die für uns letzte Band auf dem Summerbreeze waren die Finnen von Moonsorrow. Der sehr abwechslungsreiche Auftritt glänzte mit einer guten Lightshow, wurde jedoch durch einen etwasunsicheren Gitarristen leicht getrübt. Ein klasse Auftritt, welcher jedoch leicht abgespielt wirkte und uns so langsam aber sicher zum Aufbruch animierte.

Die Abreise

Nach dem Auftritt von Moonsorrow machten wir uns langsam auf den Heimweg. Sehr geschlaucht von vier Tagen Festival konnten wir es kaum erwarten wieder in einem weichen und warmen Bett zu schlafen.Die Ausfahrtswege vom Festivalgelände waren auch über die Nacht hinweg gut befahrbar. Lediglich einige Betrunkene blockierten die Ausfahrt, das sollte jedoch für keinen Besucher einProblem darstellen. Abschließend gilt zu sagen, dass das Summerbreeze jedes Jahr ein absoluter Kracher unter den Festivals ist und wir auch im nächsten Jahr wieder voll dabei sind!

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