Madsen – Goodbye Logik

Titel: Goodbye Logik
Art: Album
Stil: Indierock
Label: Vertigo Be (Universal)
: 11. August 2006

Es gibt nicht viele Bands, die dank ihres Namens im Gespräch bleiben. Vor allem nicht, wenn es einzig und allein um die Aussprache geht. Da erwischt man manchen Radiohörer dabei, wie er beiseinem Lieblingssender anruft um nachzufragen, ob die denn nun „deutsch oder englisch ausgesprochen werden“? Die Antwort ist eindeutig. Deutsch! Madsen! Es handelt sichschließlich um den Nachnamen der drei Brüder, Sebastian (Gesang, Gitarre), Johannes (Gitarre) und Sascha (Schlagzeug, Gesang), die mit ihrem Keyboarder Folkert Jahncke und Bassist NikoMaurer seit zwei Jahren die deutsche Musikszene gewaltig aufmischen.

Wohnort der Band ist das Wendland, Landkreis Lüchow-Dannenberg, ein Niemandsland inklusive Tonstudio, in dem das Debütalbum und nun auch das zweite Album „GoodbyeLogik“ entstand. Alleine von der Fanbasis her haben es Madsen schon längst nach ganz oben geschafft. Durch konsequentes Touren auf Festivalbühnen und Lobeshymnen vonSongwriter-Masterminds, wie Thees Uhlmann, geistert der Bandnahme nicht erst seit heute in den Köpfen der alternativen Musikhörer. Die Erwartungshaltung darf also hochgekrempeltwerden.

„Du schreibst Geschichte“, die erste Single und gleichzeitig Opener des Albums, ist bekannt. MTV spielt das Video und die lokalen Radiosender den Song rauf und runter.Eigentlich dürfte man beinahe schon von einem „totgespielten Phantom“ sprechen, aber die Qualität setzt die Quantität außer Kraft. Ein perfekter Start,zurück in das Debütalbum, das eine Perle war. Lasst uns also von Dingen reden, die noch nicht jeder kennt. Nächster Track, nächster Eindruck, „and so on“.Da ist es geschehen. Die CD hat ihren ersten Durchlauf hinter sich. Keine Songs mehr übrig, aber irgendwie ist nicht viel hängen geblieben. Kann das sein? Vielleicht hat man noch nichtgenau hingehört, also Ohren spitzen um beim nächsten Durchlauf bereit zu sein.

Etwas fehlt hier, das merkt man schon beim zweiten Song. „Ein Sturm kommt auf und zieht uns hinaus und ganz plötzlich sind wir wach“, singt uns Sebastian entgegen. Dochman bleibt einfach nicht kleben. Alles wirkt viel zu glatt. Wo beim ersten Album noch der Gesangverzerrer benutzt wurde um die Scheibe in gewisser Form mit Dreck zu beschmücken, ist nun allesglattgefeilt. Romantische Balladen im Piratenstil („Piraten“) Alltagshelden-Epos („Ich rette die Welt“) oder Filmklischee-Weisheiten („Happy End“), Madsen habe ihre Jugendlichkeit abgelegt und spielen sich nun in eine Liga, in der sie sich erst einmal zu Recht finden müssen. Überproduziert würde man dasErgebnis eigentlich nennen, wenn es nicht gewollt wäre, aber das ist es.

Für das Protokoll, das fleißig mitgetippt wird, textlich ist das alles brillant, keine Frage. Sebastian ist ein großer Songwriter, der es schafft, Gefühlsmomente soauszudrücken, dass es einem leicht fällt, sich mit ihnen zu identifizieren. Dafür ist Musik da, schließlich will man in schlechten Zeiten jemanden, der mit Songzeilen beisteht,die den eigenen Zustand mehr als perfekt beschreiben.

„Deine Tränen kommen jetzt zu spät. Es liegt nicht an dir, es liegt nicht an mir, man kann nicht alles reparieren. Viel Erfolg und mach es gut, wenn du gehst, mach dieTür auch richtig zu“.

So funktioniert Musik und zum Schluss bleibt doch noch ein Stück kleben und zwar richtig. „Unzerbrechlich“ ist ein kleiner Haufen Dreck, der geblieben ist. Er hat sich andas neue glattpolierte Gesamtbild geklebt und gehört nun mir. Diese Energie bitte wieder im nächsten Album, Familie Madsen.

Wer sich gerne täglich rasiert, sollte zugreifen, denn Madsen haben mit „Goodbye Logik“ ein glattes Album des intelligenten Gitarrenpops hingelegt, das vor allem textlichseine Finessen hat. Wenn man jedoch die Stoppeln des Debütalbums zum besten Freund der letzten beiden Jahre erklärt hat, darf man sich nicht schämen, wenn man die CD im Regal stehenlässt und die neuen Songs lieber live auf sich wirken lässt. Kaufen geht dann immer noch. Nur nicht im Wendland, denn da rollen lieber die Castortransporter.

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