Review: Ultimate Marvel vs. Capcom 3 (XBOX 360)

Ist „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ wirklich die beste Version und für jeden zu empfehlen oder doch nur ein überteuerter DLC?

 

 

 

 

 

Zurück zu alten Werten?

Ein wenig Nostalgie weht schon über die Landschaft, wenn ein Prügelspiel nicht einmal ein Jahr nach seiner ursprünglichen Veröffentlichung eine Ultra, Hyper oder eben Ultimate Edition erhält. Damals war es im Prügelspielgenre gang und gäbe, dass man das vorhandene Spiel nur um ein paar Funktionen erweitert, aber ansonsten alles unangetastet lässt.
Da wir es hier also lediglich mit einer Art Add-On zu dem noch gar nicht lang erschienenen Prügler „Marvel vs. Capcom 3“ zu tun haben, werden wir uns gar nicht lange mit dem Grundprinzip des Spiels auseinandersetzen, sondern gleich zu den Neuheiten dieser, als „ultimativ“ angepriesenen Version, stoßen. Für alle, die zum ersten Mal mit „Marvel vs. Capcom“ in Berührung kommen sei aber dennoch gesagt, dass es sich hier um ein extrem abgedrehtes Prügelspiel mit Dreierteams handelt. Hier treten einzelne Figuren aus beiden Universen gegen- und/oder miteinander an.

Der dritte Teil war vor ca. einem Jahr herausgekommen und zeichnete sich durch ein spaßiges Kampfsystem und einen herrlich überzeichneten, comichaften Grafikstil aus. Doch vor allem Spieler des zweiten Teils bemängelten den fehlenden Inhaltsumfang, die lieblosen Menüs, wenigen Modi und die geringere Anzahl an Kämpfern im Vergleich mit dem Vorgänger. „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ soll genau da ansetzen und alles besser machen.

Quantität statt Qualität?

Die Riege der Kämpfer beschränkte sich in der Standard Version auf lediglich 36 Kämpfer. In der Ultimate Edition  finden sich jetzt zwölf Kontrahenten mehr, womit sich die Anzahl zwar jetzt auf 48 erhöht, sich aber durch zwei separat erhältliche DLCs tatsächlich bei 50 einpendelt.  Unter den neuen Herausforderern finden sich aufseiten Capcoms: Frank West (Dead Rising), Nemesis (Resident Evil 3), Phoenix Wright (Phoenix Wright), Vergil (Devil may Cry), Strider (Strider), Firebrand (Gargoyles Quest) und aufseiten von Marvel: Rocket Racoon, Nova, Iron Fist, Doctor Strange, Ghost Rider und Hawkeye.

Auf beiden Seiten sind also einige, lange von Fans gewünschte, Vertreter in die Auswahl gekommen, wie z.B. Phoenix Wright. Ob er nun wirklich in die Kämpferriege hätte eintreten sollen, ist jedoch eine andere Frage. Sein Kampfstil fühlt sich in der Welt von „UMvC 3“ einfach sehr krampfig und unpassend an, da er unter anderem größtenteils Blätter um sich wirft. Fans wünschten sich den Anwalt jedoch vehement als Kämpfer und bekamen ihn. Merkwürdigerweise ist jedoch der am meisten gewünschte Charakter, Mega Man, auch in diesem Teil nicht zu finden.

Eine besonders fragwürdige Entscheidung, da er bei „Marvel vs. Capcom 2“ einer der auswählbaren Kämpfer gewesen ist. An sich also eine klare und einfache Wahl aufseiten Capcoms.  Stattdessen bekommen Prügelfans Kämpfer wie Rocket Racoon oder Frank West. Deren Einbindung wirkt auch zunächst ein wenig merkwürdig, doch nach einiger Eingewöhnungszeit versteht man deren Integration und gewinnt mit Rocket Racoon sogar einen recht unscheinbaren, aber coolen Marvel Helden, von dem man vorher fast nichts gehört hat.

Die Arenen wurden um acht neue Kampfschauplätze erweitert, wobei die meisten nur Neuinterpretationen der alten Hintergründe sind. Wirklich Innovatives oder bestenfalls Interaktives wird auch hier schmerzlich vermisst.
Wo also auf dem Schlachtfeld die Quantität ein ordentliches Maß erreicht, lassen die Erweiterungen in dessen näherer Umgebung noch viele Wünsche offen. Es wurde beispielsweise ein Zuschauer Modus hinzugefügt, der durch das Ansehen von anderen Kämpfen das Warten in den Onlinelobbys erträglicher macht. Neue Missionen wurden integriert, die euch dabei helfen die Moves eurer Charaktere besser einzusetzen, indem ihr eine bestimmte Kombination zu dem geforderten Zeitpunkt einsetzt – nicht sonderlich innovativ und fesselnd, aber durchaus ein benötigter Standard in jedem guten Prügelspiel.

Ansonsten finden sich ein hübscheres Menü, der obligatorische Trainingsmodus und, bei Betrachten des Xbox LIVE Marketplace, der kostenlose „Heroes and Heralds“ DLC. Mit diesem könnt ihr eine abgeänderte Form des schon auf der Disc befindlichen Arcade Modus spielen. In diesem müsst ihr Upgrade-Karten gewinnen, die euren Charakteren mehr Rüstung, Leben, Schaden oder andere Effekte geben. Damit passt ihr eure Kämpfer dem eigenen Spielstil an und entwickelt, mit ein wenig Kampfglück, ein nahezu unschlagbares Team.  Dieses müsst ihr dann gegen den Endboss Galactus antreten lassen. Der füllt sowohl im Arcade, als auch im Heroes and Heralds Modus den halben Bildschirm und bringt euch mit seinen ziemlich unfairen Attacken gehörig ins Schwitzen. Die richtige Kämpfer- und Kartenkombi gefunden zu haben, ist gegen ihn definitiv Pflicht.

Das Mindestmaß an Modivielfalt

Ihr findet bei  „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ also keinen Turniermodus, keine unterhaltsamen Minispiele und keinen richtigen Story Modus. Den vorhandenen Arcade Modus kann man bei nicht als Ersatz für einen Kampagnenmodus nehmen. Die Story besteht nämlich lediglich aus ein paar Sätzen und Bildern aus dem Spielintro und -outro. Besiegt ihr also den Oberbösewicht Galactus, erwartet nicht mehr als ein paar Comicbuchseiten zu der als erstes ausgewählten Figur eures Dreierteams. Kein besonders heraushebenswerte Feature also, das besonders im Vergleich mit anderen aktuellen Prügelspieltiteln alles andere als gut dasteht. Mit seinen vielschichtigen und bekannten Charakteren hätte sich „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ einfach für eine solche Sache förmlich angeboten.
Weitere Änderungen gegenüber dem Vorgänger fallen nur auf, wenn man ganz genau mit der Lupe schaut oder die Changelogs durchliest. Es gab kleinere Änderungen im Charakter-Balancing und einige Änderungen in der Spielmechanik. Zum Beispiel wurde der X-Faktor entschärft, der in Nachteil geratene Kämpfer durch Wiedergewinn einiger Lebenspunkte und erhöhtem austeilbaren Schaden wieder zurück ins Spiel befördern soll. Es dauert jetzt einfach länger, bis dieser sich aufgeladen hat und kann außerdem nur noch einmal im Spiel verwendet werden.
Die Änderung im Charakter-Balancing sind geringfügig und meiner Meinung nach nicht ausreichend. Manche Charaktere fühlen sich einfach entweder immer noch zu schwach, oder zu stark an. Dennoch ist eine Verbesserung zu spüren und insgesamt fühlen sich die Kämpfe ausgefeilter als vorher an.

Wenn der Bildschirm förmlich brennt

Grafisch gibt es keine Änderungen zum Original, braucht es aber auch nicht. Der Comicbuchstil ist und war damals schon äußerst passend. Er besticht durch einen sehr ausdrucksstarken Zeichenstil und ein reichhaltiges Effektfeuerwerk, das seinesgleichen sucht. Die Epilepsiewarnung am Anfang des Spiels ist nicht ohne Grund von den Entwicklern eingebaut worden. Wenn sich der Bildschirm verdunkelt und die Kämpfer zu ihren Supermoves greifen, brennt euer Bildschirm durch die grellen, blinkenden und sich schnell bewegenden Lichteffekte förmlich.
Auch im Sound gibt sich Capcom keine Blöße. Neben den passenden Hintergrundmusiken, die bei dem Eintreffen des gewählten Kämpfers gespielt werden, sind alle Charaktere von dem originalen, oder zumindest dem original sehr ähnlich klingenden Synchronsprecher vertont worden. Besonders cool ist dabei auch, dass die Kämpfer aufeinander reagieren. Wenn ihr beispielsweise Dante gegen seinen Bruder Vergil in den Kampf schickt, speien sich beide Kommentare über deren Fehden in „Devil May Cry“ zu. Durch den daraus resultierenden Immersionsfaktor macht es schon alleine Spaß, die verschiedensten Herausforderer wegen deren Interaktion miteinander antreten zu lassen. Die Kämpfe gewinnen durch diese Hintergrunderwähnungen definitiv an einer, zumindest gefühlten, Bedeutung.
Noch cooler kommt das ganze Spielgefühl natürlich Online, wo die eigenen Fertigkeiten gegen echte Spieler gemessen werden können. „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ weicht auch jedoch hier nicht allzu sehr von der Norm oder seinem Vorgänger ab und bietet keine Überraschungen. Dafür laufen die Kämpfe überwiegend lagfrei und Kontrahenten sind schnell gefunden.

Fazit

Ist „Ultimate Marvel vs. Capcom 3“ also die 40 Euro Wert, die es verlangt? Von der Perspektive eines Neukäufers auf jeden Fall. Schon alleine aus dem Grund, da die ältere Version teilweise noch für einen höheren Preis über den Ladentisch geht. Aber auch das größere Repertoire an Kämpfern und Arenen, dem Heroes and Heralds Modus, sowie dem Zuschauermodus sind definitiv Gründe, diese Version als die ultimative Version zu betiteln. Besitzern der Urversion hätte jedoch ein besserer Deal gemacht werden können. Bei einem DLC für 20 – höchstens 30 Euro hätte man eine wesentlich enthusiastischere Empfehlung geben können.  Ultimativ empfehle ich, dass Neuankömmlinge sich diese neue Version zulegen und Veteranen auf einen Preisfall warten. Wenn der Geschehen ist, können sich diese beiden Lager spannende Gefechte mit diesem sehr spaßigen Prügler liefern.

Bilder:
(c) Pressebilder Capcom

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