Der Mensch und sein Ego

Wie die Rücksicht leiden muss

Jeder hat sich schon einmal gewünscht, irgendjemand hätte ihm in einer Situation unter die Arme gegriffen. Unser Ego macht da aber oftmals nicht mit! Ich will euch mit meinen Erlebnissen einen kleinen Denkanstoß zu unserem Alltag geben.

Als ich Dienstag morgens in den Bus einstieg, war er wie immer sehr überfüllt. Ich war froh, dass ich überhaupt noch einen Sitzplatz bekommen habe. Es ist immer eine Qual, 40 Minuten im Bus zu stehen und sich dabei fast einen Nerv im Rückenbereich einzuklemmen. Nach zwei weiteren Haltestellen stieg eine hoch schwangere Frau ein. Sie sah sich ratlos nach einem Sitzplatz um – vergebens. Ein Platz wurde ihr nicht angeboten. Letzten Endes rief ich sie dann zu mir und stand für sie auf. Die Frau – im achten oder sogar neunten Monat schwanger – wurde einfach ignoriert.

Traurige Wahrheit

Ich wünschte, dieser Moment wäre ein Einzelfall. Meine Erfahrung zeigt mir aber: Es wird lange nicht mehr so viel Rücksicht auf Schwangere und auch auf ältere Menschen genommen, wie vor zehn Jahren. Unter älteren Menschen wird das Problem immer wieder auf die heutige Jugend geschoben. Wer hat denn nicht schon einmal den Satz “Die Jugend heutzutage…“ gehört?

Aber es sind nicht nur die Jugendlichen an dem Dilemma schuld! Auch, wenn man es auf dem ersten Blick meinen könnte. Nicht selten war ich nachts unterwegs gewesen und wurde von irgendwelchen Typen provoziert. Und nicht immer sind es Jugendliche in meinem Alter. Viele davon sind erwachsen, vielleicht sogar schon Vater! Und an dieser Stelle frage ich mich wirklich: Wollen diese Leute ein Vorbild sein?

Zivilcourage und Anstand werden stattdessen bestraft. Wie oft hört man im Radio, dass wieder ein unschuldiger Mann zusammengeschlagen wurde, nur weil er helfen wollte. Weil er helfen wollte und dabei von anderen alleine gelassen wurde, die ihm hätten zur Seite stehen können? Muss so was wirklich sein? Gemeinsam kann man solche Situationen vermeiden, es müssten nur genug Leute mitmachen.

Es ist traurig, dass es so viele Menschen gibt, die tun, was ihnen grade Spaß macht – nur weil sie in der Überzahl sind, das Geld haben oder wissen, dass ihnen sowieso keiner etwas kann.

Alte Erinerungen

Wenn ich an mein erstes Praktikum mit 13 Jahren denke, bin ich echt bestürzt. Damals wurde mir nur die Drecksarbeit aufgeschoben und Freunde von mir mussten sogar Dinge bezahlen, welche sie ausversehen kaputtgemacht haben. Dabei waren sie nicht mal in der Lage, die aufgetragene Arbeit beim ersten Mal richtig zu erledigen. Damals konnten wir nichts dagegen machen aber heute wären wir in der Lage, etwas gegen die jetzige Situation zu unternehmen, damit die nächste Generation erkennt, dass es besser werden kann.

Es sind die kleinen Dinge, die das Leben schöner machen. Sei es einen Sitzplatz freimachen, jemanden über die Straße zu helfen oder einfach mal “Hallo!“ zu sagen.

Bilder:
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