Review: Spider-Man: Edge of Time (Xbox 360)

Spider-Man: Edge of Time

Ein actiongeladener Schritt in die Vergangenheit

Der ewige Fanboy-Konflikt – Marvel vs. DC – geht in eine neue Runde. Kann Spider-Man mit „Edge of Time“ so souverän vorlegen, dass Batman direkt in „Arkham City“ bleiben will? Nein, aber trotz einiger Makel ist es ein agiles Actionabenteuer, das so direkt einem Comicheft entsprungen sein könnte.

Erst vergangenes Jahr hat Beenox mit „Spider-Man: Shattered Dimensions“, vielseitig gezeigt, dass es noch gute Spiele zur Spinne gibt. Vier verschiedene Universen – Amazing, Noir, 2099 und Ultimate – inklusive der dazugehörenden Spider-Men und unterschiedlicher Spielweisen kamen da in einem coolen Mix zusammen. Entsprechend ist wohl der Hauptkritikpunkt am neuen „Edge of Time“, dass Beenox einen Schritt zurück macht, Noir und Ultimate streicht und euch nun nur noch abwechselnd als (Amazing) Peter Parker und Miguel O’Hara (2099) durch die High-Tech-Zentrale von Alchemax schwingen lässt.

Wenn 2099 gestern war, ist Amazing schon morgen

Aber warum hängen überhaupt zwei Spider-Men miteinander ab und was macht Alchemax in Parkers Zeit, das Unternehmen wird doch erst viel später gegründet? Grund dafür ist Walker Sloan, ein hoch intelligenter Forscher, der für Alchemax an Zeitreisetechnologie arbeitet. Durch ein Portal springt er in die Vergangenheit, gründet Alchemax weit früher als geschichtlich korrekt und macht die Firma durch sein fortschrittliches Wissen zu einer Weltmacht. Gleichzeitig beginnt er auch sehr viel früher die Arbeit an dem Portal, durch das er später zurück in die Zukunft will.

 Spider-Man vs Anti-Venom
Spider-Man vs. Anti-Venom – Zum Vergrößern anklicken

Dass dieser Sprung in die Vergangenheit ausnahmsweise kein Paralleluniversum, sondern eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft schafft, ist auch der Grund dafür, weshalb Miguel O’Hara mitbekommt, wie Peter Parker von Anti-Venom seiner Kräfte beraubt und getötet wird. Erst durch dieses Event ist es überhaupt möglich, dass Sloans Plan funktioniert und selbst Miguel in der Zukunft noch dessen drastische Auswirkungen zu spüren bekommt. Kein Wunder, dass Spider-Man 2099 nun also versucht, Parker zu retten und die Normalität wiederherzustellen.

Spider-Man 2099 räumt aufSpider-Man 2099 räumt auf – Zum Vergrößern anklicken

Die Story basiert nicht direkt auf einem Comic, stammt aber aus der Feder von Peter David, der neben vielen anderen großen Geschichten auch mitverantwortlich für die Entstehung des 2099-Universums ist. Mit einigen Twists und zahlreichen Charakter-Cameos spielt sich „Spider-Man: Edge of Time“ darum wie eine typische Mash-Up-Story zweier Universen. Dass sich die Events lückenlos in die restliche Geschichte einbauen lassen, hat David dabei deutlich beachtet. So deutlich sogar, dass es ein wenig gezwungen wirkt – aber so sind Zeitreisegeschichten eben.

Zwei Masken, eine Spielweise

Von Kapitel zu Kapitel wechselt ihr zwischen Parker und O’Hara hin und her und schwingt, kämpft und fliegt durch die Geschichte. Welchen der beiden ihr spielt, wirkt sich dabei nur marginal aus, denn im Grunde sind die beiden Universen nur unterschiedliche Anstriche für dieselbe Umgebung, dieselben Gegner und auch nahezu dieselben Spider-Men – wobei die durch eigene Upgradetabellen und unterschiedliche Kampfschemata noch den größten Variationsfaktor mit in diesen Mix bringen. Dass Peter Parker sich dann auch eine gewisse Zeit durchs 2099-Universum kämpfen muss und Miguel umgekehrt die Welt des Amazing Spider-Man besucht, mischt das Ganze noch ein wenig mehr, im Endeffekt spielt ihr aber konsequent dasselbe Spiel. Das bedeutet abwechselnd Sprung-Passagen gespickt mit Fallen und Zeitschaltern, Gegnerarenen und ab und an Free-Fall-Einlagen, bei denen ihr geschickt Objekten ausweichen müsst.

Die Stimme im Kopf
Die Stimme im Kopf – Zum Vergrößern anklicken

Das Spiel fordert dabei nie allzu viele Hirnzellen, sondern setzt auf actionreiche Inszenierung und einen angenehm anziehenden Schwierigkeitsgrad. Dazu kommen Herausforderungen, die euch Kämpfe besonders geschickt und Sprungeinlagen besonders schnell absolvieren lassen. Dass das auf Dauer etwas hohl ist, gleichen unter anderem freischaltbare Kostüme, Sammelfiguren und Zeitungsartikel aus – neben den Ladebildschirmen sind das interessante Quellen für Hintergrundwissen zu Amazing Spider-Man, Spider-Man 2099 und speziell den eigenes für „Edge of Time“ geschaffenen Inhalten. Allerdings müsst ihr definitiv Geduld mitbringen, denn besonders wenn ihr auf Zeit und perfekte Leistung spielt, fällt auf, dass die Steuerung manchmal hakelig und ungenau ist. Und dass manche Challenges direkt nach einer Videosequenz beginnen und ihr euch darum diese jedes verdammte Mal ansehen müsst, wenn ihr einen neuen Versuch startet, ist nur eines von einigen schlampig designten Ärgernissen.

Fazit

„Spider-Man: Edge of Time“ fehlt spürbar Feinschliff, auch wenn ihr euch problemlos auf die actionlastige Story einlassen könnt. Es macht schon Spaß, sich durch Gegnerwellen zu knüppeln und Spezialattacken wie den Netzhammer freizuschalten, aber warum macht sich Beenox die Mühe, zwei Charaktere einzuführen, wenn sich die Welten so derb ähneln? Mehr Variation wäre super gewesen – oder alternativ eine Möglichkeit nach Belieben zwischen den Charakteren zu wechseln und so Probleme zu lösen wie im guten alten „Day of the Tentacle“. Dass das automatisch passiert, nimmt „Edge of Time“ viel Potenzial und reduzierst es auf einen Schwing-Spring-Brawler für Zwischendurch.

Wird „Batman: Arkham City“ sich dagegen durchsetzen und im ewigen Fanboy-Kampf einen Punkt für DC holen können? Lest unseren Test in den kommenden Tagen hier auf RauteMusik.FM und findet es heraus.

Bilder:
Pressearchiv © Activision 

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