Review: The Cursed Crusade (PC)

Mit dem neuen Action-Adventure von dtp „The Cursed Crusade“ (TCC) spielt ihr den jungen Tempelritter Denz de Bayle. Vom verräterischen Onkel beinahe umgebracht und gequält von einem Fluch, sucht ihr euren verschollenen Vater. Dabei überquert ihr regelmäßig die Grenzen zwischen Hölle und Wirklichkeit.

Die beiden Charaktere

Denz wuchs gemeinsam mit seinen Eltern im Schloss seines Vaters Jean auf. Dieser folgte eines Tages jedoch dem Aufruf des Papstes und schloss sich dem dritten Kreuzzug an, von dem er nicht wieder zurückkehrte. In der Zwischenzeit eignet sich Denz‘ Onkel den Familienbesitz an und versucht ihn sowie seine Mutter zu töten. Denz selbst entkommt mit knapper Not und landet schließlich bei den Kreuzrittern. Diese begleitet er dann auf dem vierten Kreuzzug in der Hoffnung seinen Vater zu finden, denn Denz glaubt, dass dieser als rechtmäßiger Herrscher über das Land der de Bayles, den Familienbesitz zurückfordern kann und den Tod seiner Mutter rächen wird.

Begleitet wird Denz dabei von Esteban Noviembre. Hat dieser sich in früheren Zeiten als Dieb und begnadeter Fechter sein Geld verdient, verschlug es ihn eines Tages – von seinen zahlreichen Feinden verfolgt – nach Frankreich. Dort wollte er abwarten, bis in seinem Heimatland Spanien etwas Gras über die Sache gewachsen ist und verkaufte in der Zwischenzeit seinen Schwertarm an den Meistbietenden. Auf diese Weise verschlägt es ihn zu Denz de Bayle. Die beiden Männer entwickeln eine Freundschaft zueinander. Geeint werden sie zudem von einem sagenumwobenen Fluch, unter dem beide leiden.

Geerbt von seinem Vater, lässt dieser Fluch Denz die Grenzen zwischen der oberen Welt und der Hölle überqueren und verleiht ihm, neben stylishen Teufelshörner, zudem übermenschliche Kräfte. Doch der nahende Tod ist ihm in diesem Zustand permanent auf den Fersen.

Zünftige Schnetzeleien im Mittelalter

Angesiedelt zwischen den Jahren 1199 und 1204 nach Christus, spielt die Handlung von TCC mitten in den Wirren des Vierten Kreuzzuges. Die christlichen Völker versuchen, getrieben vom Wunsch nach Erlösung, Reichtum und Macht, die muslimischen Staaten einzunehmen und das Heilige Land zu „befreien“. Die Protagonisten – Denz und Esteban – verschlägt es im Zuge dessen nach Venedig, Zara und Konstantinopel.

Zu einem „Ritterspiel“ gehören natürlich mittelalterliche Waffen, allen voran selbstverständlich das Schwert. In TCC kann man dies vor der Kulisse menschenleerer Städte in Dutzende Feinde versenken und kämpft sich so Stück für Stück durch in Wellen anrückende Gegnertrupps. Das endet natürlich jedes Mal in einem Gemetzel, das schöner eigentlich nicht sein könnte. 400 verschiedenen Attacken lassen euch über ein nicht immer ganz frisches Kampfsystem hinwegkommen. Dazu kommen mehr als 100 Finishing-Moves. Diese Kombinationen kann man gegen sogenannte Siegpunkte freischalten und bieten willkommene Abwechslung in den Schnetzeleien durch die Gegnerhorden. Die Moves, die sich im Spiel durch das Aufheben der von Gegnern fallen gelassenen Waffen selbstständig aktivieren, enden meist in anmutig wirkenden, sehr akrobatischen Schwert-, Lanzen-, Keulen- oder Schildkombinationen, die den Gegnern das Verderben bringen.

Dass Denz dabei sein Handgelenk fünf Mal in einer sehr ungesund aussehenden Art und Weise dreht, sieht zwar ein bisschen merkwürdig aus, tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Nein, denn das erledigen ganz andere Probleme.

Ein Kampfsystem mit Mängeln

Da TCC eine Konsolenportierung ist, muss man sich generell auf Abstriche in der PC-Fassung einstellen, ganz klar. Vom Fehlen eines Mauszeigers – den ich vor allem im Hauptmenü und in den zahlreichen Untermenüs sehr zu schätzen gewusst hätte, bis hin zu der völlig verkorksten Tastaturbelegung, welche man im Menü auch noch manuell aktivieren muss, reichen die Mankos auf dem PC.

Bereits erwähnt wurden die 400 verschiedenen Angriffe und die über 100 verschiedenen Finishing-Moves, welche man mit unterschiedlicher Reihenfolge der Maustasten auslösen kann. Doch was bringen die einem, wenn man sich auch ganz lässig mit bloßem Drücken auf die linke Maustaste bequemer durch die Levels pflügen kann? Vor allem, wenn dem Spieler noch zusätzlich Motivation genommen wird, indem die unterschiedlichen Kombinationen dann teilweise schwächer, leichter abzublocken, oder gar viel zu zeitaufwendig sind, als wenn man nur auf den linken Mauszeiger hämmert.

Grafik und Leveldesign angestaubt

Die Umgebungen passen trotz ihrer Schlichtheit recht gut mit der Atmosphäre zusammen, sind jedoch so fest vorgegeben, dass es einer geraden Röhre gleicht, in der man sich stückweise nach vorne durcharbeitet. Die Miniquests, in denen es um die Zerstörung von „blutigen Kreuzen“ und Kisten geht, können leider nicht von der geradlinigen Mapgestaltung ablenken. Dazu kommt, dass die Grafik-Engine aus dem Jahre 2001 stammt und somit den Vierten Kreuzzug wohl nur knapp verpasst hat.

Trotz der linearen Kartengestaltung ist die Wegfindung der Charaktere hin und wieder erschreckend. Esteban, unser treuer Gefährte, verrennt sich ganz gerne mal in Säulen, Schutthaufen, Wänden und dergleichen mehr. Kommt man dann an eine der zahlreichen Stellen, an denen ein schwerer Gegenstand bewegt werden muss, was die Zusammenarbeit der beiden Charaktere erfordert, wartet und wartet man, ohne dass Esteban sich in unser Sichtfeld bewegt. Da bleibt nur eines: Zurücklaufen, Esteban suchen und ihn aus seiner Misere hinauslotsen. Doch auch das funktioniert nicht immer. Im schlimmsten Fall ist also ein Neustart der Mission erforderlich. Das kann mitunter recht nervig sein, da man im Spiel nicht speichern kann, was einen ganz besonders aufregt, wenn man vor dem finalen Endgegner steht, die kompletten Miniquests erledigt hat und Esteban dann stirbt. Die Quest beginnt von vorne – von ganz vorne!

Patch-Wahnsinn

Die über 60 Minuten cineastischen Zwischensequenzen verblassen trotz der großartigen deutschen Vertonung durch die sehr schlechte Lippen-Synchronisation. Weder die Bewegungen, die die Charaktere während ihrer Unterhaltungen machen, noch die Bewegungen ihrer Münder wollen so recht zu dem Gesprochenen passen. Manchmal ist man aber sogar über diese pure Darstellung froh, denn von Zeit zu Zeit kommt es auch vor, dass manche Charaktere erst gar nicht in den Zwischensequenzen angezeigt werden – oder plötzlich verschwinden – obwohl diese zu diesem Zeitpunkt miteinander reden oder sogar kämpfen.

TCC ist zudem ein Steam-Spiel und wird gleich nach Kauf, noch mit einem schönen fünf Gigabyte großen Update versehen. Dass die Dateien, die auf der gekauften CD gerade mal 3,9 Gigabyte groß sind und „dtp“ ihrer eigenen Aussage nach nur „einige kleine Veränderungen“ am Spiel vorgenommen haben, lassen einen doch stutzen. Außerdem ist es für viele Käufer unzumutbar, denn nicht jeder besitzt schließlich eine 30.000er-Internetverbindung.

Licht am Ende der Hölle

Positiv hingegen ist die Story an sich. Sie mag verworren sein, teilweise an den Haaren herbeigezogen wirken, aber unterhalten tut sie auf jeden Fall!  Die derben Sprüche, die Denz und Esteban sich einander an den Kopf werfen, die vertraute Atmosphäre und die bloße Tatsache, sich durch Unmengen an Gegnern zu kämpfen, binden den Spieler recht schnell an das Spiel und seine Eigenarten. Das hin und herschalten zwischen der Hölle und der Normalität bringt zudem eine willkommene Abwechslung in das Spiel.

Außerdem gibt es in TCC einen Koop-Modus, der den Spielspaß regelrecht zu verdoppeln scheint. Via Internet oder per Split-Screen können sich hier zwei Spieler gleichzeitig, Seite an Seite, durch die heranrückenden Soldaten hauen, schlagen und stechen.

Das Spiel bietet außerdem vier verschiedene Schwierigkeitsstufen, von denen ihr die ersten drei von Anfang an spielen könnt. Die vierte und schwierigste Stufe muss man allerdings erst freispielen. Hat man das Spiel auf einer der drei anderen Schwierigkeitsstufen durchgespielt, wird die vierte automatisch entriegelt. Dadurch entwickelt der Spieler einen gewissen Drang, das Spiel mindestens noch ein Mal durchzuspielen. Aber Achtung: Der vierte Schwierigkeitsgrad hat es in sich!

Soundtechnisch kann TCC mit den tollen deutschen Sprechern, realistisch anmutenden Schlachtgeräuschen und tollem Schwert-auf-Schwert-Klang aufwarten. Außerdem ist der Soundtrack des Spiels gut komponiert und für den Spieler sogar gratis herunterladbar.

Mein Fazit

TCC beende ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Doch daran bin ich wohl selbst schuld, habe ich das Spiel anfangs wohl zu sehr in den Himmel gelobt. Eine Mischung aus „Gothic“ und „Assasins Creed“ hatte ich mir gewünscht. Dass daraus nichts geworden ist, ist zwar bedauerlich, aber daran ändern lässt sich nichts. Ein Spiel für zwischendurch ist TCC jedoch allemal. Wer das Genre mag, dazu noch dem Flair der Kreuzzüge zugeneigt oder gar verfallen ist, der wird in TCC sogar mehr als einen bloßen Lückenfüller finden.

TCC macht vieles von den Ansätzen her richtig, bekommt es aber nicht hin, auch nur einen einzigen Punkt bis zum Schluss konsequent umzusetzen. Die Grafik ist mittelmäßig, weil veraltet, die Lippen-Synchronisation unter aller Sau und das Kampfsystem wirkt unausgegoren. Zu unausgeglichen sind die Gegner, denen man sich im Spielverlauf stellen muss. So bereiten einem stellenweise die schwer gepanzerten Leibwächter eines Endgegners mehr Schwierigkeiten, als der Endboss selbst.

Doch noch mal: Trotz all dieser Mankos ist TCC aber keinesfalls ein schlechtes Spiel! Im Gegenteil, es macht Spaß sich durch die Gegnerhorden zu metzeln, neue Waffen und Moves zu erlernen und diese auf dem virtuellen Schlachtfeld zu testen. Es macht Freude, den cineastischen Zwischensequenzen zuzuschauen und sich in der Story zu vertiefen. Und es macht gottverdammt noch mal Spaß, den Dämonen, dem Tod und dem ganzen Rest ans Leder zu gehen! Außerdem retten wir die Welt! Vielleicht aus leicht egoistischen Gründen, aber immerhin!

Hätten die Entwickler sich noch ein halbes, oder gar ein ganzes Jahr länger Zeit genommen, um TCC zu entwickeln, dann wäre es sicherlich ein Kassenschlager geworden, so muss es sich aber in eine Reihe von Spielen eingliedern, die große Ambitionen hatten, letzten Endes aber nur Mittelmaß waren.

Bilder:
© dtp-entertainment /dtp-entertainment.com

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