Scheinbar keine Radioaktivität freigesetzt
Das Thema Atomkraftwerk bleibt weiterhin in den Medien. Am Montag ereignete sich eine Explosion auf dem Gelände einer Atomanlage im südfranzösischen Marcoule. Laut der französischen Atomaufsicht (ASN) kam dabei eine Person ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Einer dieser Personen kämpft mit schweren Verbrennungen.
Explosion in Verbrennungsofen
Da eine Gefahr von Radioaktivität bestand, richteten die Behörden eine Sicherheitszone ein. Schuld an dem Zwischenfall sei ein Ofen gewesen, der explodierte. Das Innenministerium in Paris versicherte, dass keine gefährlichen Stoffe in die Umwelt gelangt seien. Es ist zudem bekannt, dass die Opfer durch die Explosion nur verletzt und nicht verstrahlt wurden. Unmittelbar nach dem Ereignis bildete man eine Gruppe für den Katastrophenschutz, welche nach kurzer Zeit jedoch wieder aufgelöst wurde.
Eine Sprecherin des Kommissariats für Atomenergie (CEA) betonte, dass der interne Notfallplan in Kraft getreten und die Situation unter Kontrolle sei. Der Ofen sei intakt und auch die Lüftung laufe weiterhin ohne Probleme. Ein Feuer, welches durch die Explosion ausgelöst wurde brachte die Feuerwehr schnell unter Kontrolle.
Die Sprecherin der Anlage lies verlauten, dass sich die Explosion in einem Verbrennungsofen für schwach radioaktive Abfälle ereignet habe. Dort werden radioaktiv kontaminierte Metallteile, Beton und Kleidung eingeschmolzen. Mögliche Ursachen für den Unfall sind bisher unbekannt. Die französischen Behörden stuften das Ereignis als Industrieunfall und nicht als Atomunfall ein.
Greenpeace fordert genaue Informationen
Allgemein wurden seit dem Unfall im japanischen Atomkraftwerk „Fukushima“ Stresstests an französischen Atomkraftwerken durchgeführt werden. Die betroffene Atomanlage gehörte nicht zu denen, die von der Regierung untersucht werden sollten. „Das zeigt noch einmal, dass Frankreich die Lektion aus Fukushima nicht gelernt hat“, erklärte Yannick Rousselet von „Greenpeace“.
Die Umweltorganisation verlangte unterdessen, dass die Bevölkerung schnellstmöglich über radioaktive Schäden informiert wird.
Auch die Partei der französischen Grünen verlangt von der Regierung Offenheit bei Informationen über diesen Unfall. „Die Anwohner und alle Franzosen müssen ohne Verzögerung über die Entwicklungen informiert werden“, betonte Parteichefin Cécile Duflot. Die Regierung hat sich seit den Ereignissen in Fukushima zur größtmöglichen Transparenz verpflichtet. Sie hat nun die Gelegenheit genau dies unter Beweis zu stellen.
Die Sturheit Frankreichs
Das Gelände gehört dem französischen Versorger „EDF“. Sie haben sich besonders auf die Verarbeitung radioaktiver Materialien spezialisiert. Wenn man der Nachrichtenagentur „AFP“ Glauben schenkt, so wird in einem anderen Teil der Anlage auch das hochgefährliche Uran-Plutonium-Gemisch „MOX“ aus abgebrannten Uran-Brennstäben hergestellt. Die Atomaufsicht hat im Laufe letzten Jahres auf mangelnde Sicherheitsmaßnahmen hingewiesen. Bereits im Frühjahr 2009 hatte sich in der MOX-Produktionsstätte ein Unfall der Stufe zwei auf einer siebenstufigen Skala ereignet.
Viele kleinere Reaktoren sind auf dem Gelände stillgelegt. Das letzte Kraftwerk, ein sogenannte Brüter, stellte im Jahr 2010 den Betrieb ein. Die Anlage in Marcoule liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Avignon, in der Region Languedoc-Roussillon im Département Gard an der Rhône.
Mit 58 Reaktoren ist Frankreich der größte Atomstromproduzent in Europa. Selbst nach den tragischen Geschehnissen in Fukushima hält die Regierung Frankreichs an der Atomkraft fest und verweist auf die Sicherheit ihrer Atomkraftwerke. Die Elektrizitätsgesellschaft „EDF“ musste jedoch durch den Unfall auf dem Aktienmarkt einstecken. Ihr Aktienwert sank um mehr als sieben Prozent.
Quelle: Tagesschau.de
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