Grab von Rudolf Heß aufgelöst
Wunsiedel war jahrelang Pilgerort zahlreicher Neonazis. Auf dem evangelischen Friedhof des Ortes befand sich das Grab des ehemaligen Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Das könnte nun ein Ende haben, denn in der Nacht zum Mittwoch ist es aufgelöst worden.
Wunsiedel, Kreisstadt im oberfränkischen Fichtelgebirge, war über Jahre hinweg eine Pilgerstätte für Anhänger der rechtsextremen Neonazi-Szene. Bis 2005 war sie Veranstaltungsort des „Rudolf-Heß-Gedenkmarsches“ und auch nachdem dieser verboten wurde, trafen sich weiterhin unzählige Rechtsextremisten am Grab des ehemaligen Hitler-Stellvertreters. Vielen Bewohnern war die Grabstätte daher ein Dorn im Auge und eine Schande für die Stadt. Am Mittwoch, genau 67 Jahre nach dem misslungenen Attentat auf Hitler, wurde das Grab geöffnet und aufgelöst.
Kein Grund mehr für Ewiggestrige, nach Wunsiedel zu kommen
Die Exhumierung wurde auf Wunsch von Heß‘ Angehörigen durchgeführt, nachdem die Kirchengemeine einer Verlängerung des ausgelaufenen Pachtvertrages nicht mehr zugestimmt hatte. Die Überreste des Hitler-Anhängers wurden verbrannt und die Asche soll nun auf hoher See verstreut werden, damit kein weiterer Wallfahrtsort mehr entstehen kann. Karl-Willi Beck, Bürgermeister von Wunsiedel, betrachtet die Auflösung des Grabes als positiv. Er sagte dem Bayerischen Rundfunk: „Jetzt gibt es keinen Grund mehr für die Ewiggestrigen zu sagen, wir wollen in Wunsiedel eine Veranstaltung machen, weil auf dem Friedhof Rudolf Heß liegt.“ Wunsiedel war immer wieder zum Veranstaltungsort von Protestmärschen der Naziszene geworden. Durch die Auflösung des Grabmals erhofft die Stadt sich nun Ruhe.
Heß wird von Neonazis noch immer als Märtyrer gefeiert. 1933 ernannte Adolf Hitler ihn zu seinem Stellvertreter, 1941 wurde er im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess zu lebenslanger Haft verurteilt und 1987 nahm er sich im Berliner Gefängnis Spandau schließlich das Leben.
Zahl der rechtsextremen Beiträgen in sozialen Netzwerken steigt
Während in Wunsiedel die rechte Präsenz aller Wahrscheinlichkeit nach in Zukunft zurückgehen wird, steigt sie in sozialen Netzwerken dagegen drastisch an. Laut einer Studie des Online-Jugendschutzportales „jugendschutz.net“ existierten 2010 etwa 6000 rechtsextreme Beiträge in sozialen Netzwerken wie „Facebook“ oder „Twitter“. Dies seien dreimal so viele wie im Vorjahr 2009. Durch die verstärkte Präsenz im Internet werden immer mehr junge Nutzer erreicht. Experten warnen vor den Beiträgen in den sozialen Netzwerken und fordern die Plattformbetreiber auf, Regeln aufzustellen und effektiv durchzusetzen. Auch User sollen mithelfen und rechtsextreme Seiten melden.
Quelle: Bayrischer Rundfunk | Tagesschau
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