Von nächtlichen Klobesuchen

Ein Kommentar

Von nächtlichen Klobesuchen, internationalen Beziehungen, der Dreamhack und schließlich der Rettung der Welt. All das wird im folgenden Artikel auftauchen, behandelt oder gar erklärt. Und im Zentrum all dieser Themen steht das gute alte Gaming.

Wie alles begann!

Es ist morgens, vier Uhr und ich sitze auf dem Lokus und sinniere dabei über Games. Games. Genau damit habe ich mich schließlich auch die letzten vier Stunden beschäftigt. Während ich da so sitze, denke ich darüber nach, ob diese vier Stunden gut investiert waren oder doch nur weitere Stunden meines Lebens waren, die ich sinnlos verschwendet habe. Außer ELO-Punkte und damit einen höheren Platz im spielinternen Ranking, haben mir diese vier Stunden auf den ersten Blick wohl tatsächlich nichts eingebracht. Außer vielleicht Rückenschmerzen, wie mir beim Aufstehen vom Klo schmerzlich bewusst wird. Obwohl ich zu dem Schluss gekommen bin, dass die erst kürzlich in das Spielen gesteckte Zeit Verschwendung war, fühle ich keineswegs einen Verlust. Das Gegenteil scheint sogar der Fall zu sein: Schmunzelnd erinnere ich mich an witzige Gespräche mit meinem niederländischen Teampartner zurück und an das Gefühl, das mich nach jeder gewonnenen Runde erfasst hat: Zufriedenheit. Bei dem Gedanken an meinen Teamkollegen kommt mir der Einfall, dass das doch auch als positiver Aspekt des Gamings gewertet werden könnte – als „Internationale Verbindungen“, beschließe ich es lächelnd zu benennen und entscheide froh, doch noch zumindest einen positiven Aspekt gefunden zu haben und genau diesen weiter zu vertiefen.

Von „Internationalen Verbindungen“…

Internationale Verbindungen – das wäre doch mal was für die Politiker, denn genau das streben doch alle Länder an! Als Beispiel könnte man Europa nehmen oder als kleineres die zahlreichen Schüleraustauschprogramme. Der Gedanke, dass Videospiele in die gleiche Kerbe schlagen, gefällt mir immer besser. Videospiele als Verkettung für internationale Beziehungen; ein ausbaubares Konzept. Trotz der späten oder frühen Stunde, je nach dem wie man es nimmt, manifestieren sich in meinem Kopf großangelegte LAN-Partys, an denen Menschen aus der gesamten Welt teilnehmen, zu zwischenmenschlichen Glanzleistungen. Hier muss ich – und das meine ich wörtlich – doch gleich auch noch auf die derzeit laufende Dreamhack eingehen. Für diejenigen, denen das ein Fremdwort ist: Die Dreamhack ist die weltweit größte LAN-Party, die in Schweden – genauer in Jönköping – stattfindet. Dort spielt sich derzeit auch das Saisonfinale des von mir erst in der Nacht davor gespielten Onlinegames „League of Legends“ ab. Die besten Teams aus der ganzen Welt werden dort in den nächsten zwei Tagen sowohl um den Titel „Best LoL-Team“ als auch um 100.000 Dollar Preisgeld spielen. Für mich auf jeden Fall die zentrale Beschäftigung der nächsten Tage. Gut, dass es im Augenblick draußen regnet, da kann mir meine Mum schon mal nicht mit dem Vorschlag, doch wenigstens einmal am Tag an die frische Luft zu gehen, auf die Nerven gehen. Für die gute Luft kann ich schließlich auch einfach ein Fenster aufmachen, wenn nötig sogar zwei.

Es geht auch anders

Einen kleinen Rückschlag muss ich in einem Spiel am nächsten Tag, während einer Spielpause auf der Dreamhack, dann doch noch einstecken: Das andauernde Geflame eines Gegners, der mich aufgrund meiner Nationalität beleidigte, ruinierte mir erst mal die bis dahin gute Laune. Genau dieses Spiel bringt mich dann noch einmal dazu, das Thema meiner nächtlichen, nennen wir es mal Klosession, zu überdenken. Natürlich könnte es ein Zufall gewesen sein, aber so etwas kommt dann doch zu häufig vor, um es als ein einzigartiges Phänomen zu werten. Bei Europa oder dem Schüleraustausch ist das jedoch nicht anders. Auch dort gibt es Menschen, die andere Menschen aufgrund ihrer Nationalität diskriminieren. Glücklicherweise passiert das dann aber doch selten genug, um sagen zu können, dass das Prinzip von Europa, des Schüleraustausches und sogar des Onlinegamings durchaus ein positiver Bestandteil der internationalen Beziehungen sind.

Wie ich die Welt rette

Tja, ein weiterer geistiger Erguss meinerseits, der durch die elektronische Feder aufgefangen wird: Nun, beim Schreiben des Schlusswortes, und nachdem ich mir das alles noch einmal durchgelesen habe, bin ich doch tatsächlich der Meinung, dass die vier Stunden letzte Nacht doch nicht verschwendet sind. Im Gegenteil, ich fühle mich als internationaler Botschafter von Liebe, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit. Gut, das ist dann vielleicht doch ein klein wenig übertrieben, aber zumindest habe ich das Gefühl, die internationalen Beziehungen zumindest ein bisschen gefördert zu haben. Großherzig wie ich nun einmal bin, werde ich mich weiterhin aufopfern um all die Nationen dieser Welt sich einander näher zu bringen. Kurzum: Ich geh wieder zocken und mal schauen, vielleicht finde ich mich morgen früh um vier wieder auf dem stillen Örtchen wieder und sinniere über ein weiteres, die Menschheit bedrohendes Problem der heutigen Zeit, das wir alle durch das Gaming lösen können.

Bild:
(cc-by-sa) La Petite Claudine / Flickr.com

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