Kommentar – Es ist schon interessant: Jahrelang galt Ägypten als eines der stabilsten Länder im Nahen Osten. Doch angestachelt von den Vorgängen in Tunesien gingen auch im Land der Pyramiden die Menschen auf die Straße – zum Ärger der politischen Klasse des Landes, versteht sich.
Aus dem Westen sieht es so aus, als ob sich die Revolution über Twitter und Facebook organisiert und offensichtlich sieht die Regierung in Kairo das ähnlich: Internet und Telefon wurden kurzerhand abgeschaltet. Man möge sich das mal vorstellen: Sämtlicher Internet-Verkehr von und nach Ägypten einfach ausgeschaltet. Seiten, die in Ägypten online verfügbar gemacht wurden, gingen zum großen Teil offline, entgegengesetzt waren aus Ägypten hinaus ebenfalls die Verbindungen blockiert. Nicht besonders intelligent, denn so gab es noch weniger Gründe für die Ägypter zu Hause zu bleiben.
Korrespondenten nicht mehr sicher
Wenigstens die „klassischen“ Medien konnten bisher mehr oder weniger ungestört arbeiten, doch nachdem das Internet jetzt wieder aktiv ist (abgesehen von der ohnehin schon existierenden Zensur durch den ägyptischen Sicherheitsapparat), zieht sich langsam auch um Zeitungen, Radio- und Fernsehsender die Schlinge immer weiter zu. Angefangen beim arabischen Sender Al Dschasira, dessen Satelliten-Uplink gekappt wurde bis hin zu Medien wie beispielsweise der ARD oder der britischen BBC, die seit den beginnenden Kämpfen zwischen Mubarak Anhängern und den Gegnern des Systems immer mehr in Bedrängnis kommen. Die ZDF-Korrespondenten mussten sich mittlerweile in die deutsche Botschaft flüchten, da sie in ihren Studios nicht mehr sicher waren. CNN-Berichten zufolge seien deren Mitarbeiter vor laufender Kamera von Anhängern des Präsidenten angegriffen worden. Und es wirft schon ein komisches Licht auf den Sicherheitsapparat, wenn die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ von beschlagnahmter Journalisten-Ausrüstung und verschwundenen Journalisten spricht.
Das klingt alles weit entfernt und hat mit unserer Realität nichts zu tun? Im Gegenteil! In solchen Momenten sieht man, was passiert, wenn die Pressefreiheit immer weiter eingeschränkt wird und Staaten die Möglichkeit bekommen, Teile der Bevölkerung von sämtlichen modernen Kommunikationsmitteln abzuklemmen. Und genau davor müssen wir uns als Bürger schützen: Dass Infrastruktur geschaffen wird, mit der eines Tages vielleicht ein erneutes Erkämpfen der Bürgerrechte erschwert oder gar unmöglich gemacht wird.
Quelle: Tagesschau.de
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