Jugendliche Ignoranz – altersüblich oder bedenklich?

Junge Menschen denken viel zu wenig über ihr Verhalten in ihrem Umfeld und überunsere Gesellschaft nach. Doch ist dies ein bewusster Misstand oder sollte man dem, getreu dem Thema, weniger Bedeutung zusprechen?

Nehmen wir ein einfaches Beispiel aus dem Alltag. Man steigt gerade in eine Straßenbahn ein und gehört zu den Glücklichen, die noch einen der letzten Plätze ergattern konnten.Während man sich setzt wird die Bahn immer voller und das Gedränge nimmt zu. An der nächsten Haltestelle steigt jemand in die überfüllte Bahn, der weitaus unsicherer auf denBeinen ist, als man selbst. Was passiert als nächstes?

Alle werfen sich einander auffordernde Blicke zu, frei nach dem Motto: Du bist weitaus jünger als ich, also steh auf und biete der Person deinen Platz an! Man selbst, gerade froh nicht indiesem Gedränge stehen zu müssen, schaut ebenfalls mit erwartendem Blick um sich und wenn sich dann kein anderer dazu entschließt aufzustehen, steht man entweder mit einemmürrischen Blick auf und akzeptiert es oder bleibt ignorant und rührt sich nicht.

Aber warum ist das so? Wieso ist es nicht mehr selbstverständlich, höflich zu sein und Hilfsbedürftigen zu helfen und gegebenenfalls den Platz zu räumen? Ist die Jugend wirklichso ignorant und desinteressiert an ihrem Umfeld oder kann man dieses Verhalten auf Naivität oder jugendliche Belanglosigkeit zurückführen, da junge Menschen, vor allem in derPubertät, eher mit sich selbst beschäftigt sind, statt auf äußere Gegebenheiten zu achten?

Fehlende Kritik birgt fehlende Veränderungen

Ein weitaus bedenklicheres Beispiel ist die Tatsache, dass Jugendliche in keiner Weise darüber nachdenken, was in dieser Gesellschaft ein Missstand sein könnte oder was man ändernmüsste, um das Leben miteinander zu verbessern. Statt einer Antwort auf solche Fragestellungen bekommt man ein destruktives „da hab ich nie darüber nachgedacht“zugeworfen.

Ist dies jetzt ein Alarmsignal dafür, dass die Menschen, deren Zukunft in dieser Gesellschaft liegt, keinerlei Interesse am weltlichen Geschehen oder gar eine Meinung dazu haben? Denn wasbringt eine Demokratie, wenn keiner aktiv mitwirkt? Was ist Politik ohne Kritik? Fehlende Kritik von denen, die es direkt betrifft, lässt auf fehlende Veränderungen schließen, da eskeine Denkanstöße mehr gibt. Somit gilt der Appell: Bedachte Kritik äußern und Meinung vertreten, damit sich frühzeitig etwas zum positiven verändert und präventivgegen spätere Beschwerden, die gegebenenfalls auftreten, sobald man aufkeimendes Interesse am gesellschaftliche Leben entwickelt!

Denn je später man anfängt sich einzumischen, desto mehr Chancen hat man vergeben.

Bild:
© Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de

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