Opel trotzt Übernahmepoker

Ungeachtet des Übernahmepokers konnte Opel im vergangenen Monat seine Verkaufszahlenweiter steigern. Neben dem italienischen Autobauer FIAT, der bereits bei Chrysler eingestiegen ist, hat nun auch der Zulieferer Magna offen Interesse an dem deutschen Autobauergeäußert.

Obwohl die Zukunft der GM-Tochter weiterhin ungewiss ist, konnte sich Opel im vergangen Monat hinter VW an die Spitze des deutschen Absatzmarktes setzen und seinen Verkaufsanteil in Deutschland aufzehn Prozent ausbauen. Diesen Aufschwung verdankt Opel nicht zuletzt der staatlichen Abwrackprämie für Altautos und dem Erfolg des neuen Mittelklassemodells Insignia. In den ersten vierMonaten wurde das Auto des Jahres 2008 europaweit bereits mehr als 100.000-mal verkauft. Generell wurde auch im April ein weiterer Zuwachs am Automarkt verzeichnet. Der Boom kommt allerdings fast nurden Herstellern von Klein- und Mittelklassewagen zugute.

Trotz der erfreulichen Verkaufszahlen von Opel ist die Zukunft der GM-Tochter weiterhin ungewiss. Neben FIAT hat nun auch der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna offen Interesse an demAutobauer geäußert. Dieser will mit russischer Hilfe bei Opel einsteigen. Man wolle Opel nicht als Abnehmer verlieren. Es sei im Interesse von Magna, dass es Opel gut gehe, erklärteMagna-Gründer Frank Stronach: „Wir haben ungefähr 1,5 Milliarden Dollar Barreserven auf der Bank, da können wir ruhig in ein Geschäft hinein gehen, ohne unsselbst zu gefährden.“

FIAT will alle Werke erhalten

Inzwischen hat FIAT seine Offerte konkretisiert und versprochen alle deutschen Werke zuerhalten: „Wir wollen keines der vier Opel-Werke in Deutschland schließen. Ich brauche die Werke in der Zukunft, um genügend Autos zu bauen. Aber natürlich müssendie Belegschaften verkleinert werden. Das wird niemand ändern können.“ erklärte Fiat-Chef Marchionne. „Opel kann in seiner jetzigen Größe niemals Geldverdienen und wenn man kein Geld verdient, kann man nicht überleben. Ich verstehe die Ängste der Gewerkschaften – aber so ist die Realität.“

Bei einer etwaigen Übernahme des Autobauers setzt Marchionne auf staatliche Finanzhilfe: „Opel verbrennt derzeit Geld, deswegen haben sie um Staatshilfe gebeten. Deshalb mussder Staat mit Bürgschaften einsteigen. Das darf aber nicht zu lange dauern. Der Staat hat bei Opel auf Dauer nichts verloren. Wir müssen es ohne Steuergelder schaffen. Deshalb wollen wirdie Bürgschaften in spätestens drei Jahren zurückzahlen“, sagte der Fiat-Chef. Trotz aller Versprechungen stoßen die Übernahmepläne von FIAT beim Betriebsrat vonOpel und den Beschäftigten weiterhin auf heftigen Wiederstand.

Schnelle Lösung gesucht

Die Bundesregierung drängt indes auf eine schnelle Lösung bei der Zukunft von Opel. „Die Entscheidung sollte jetzt nicht auf ewig hinausgeschoben werden“, sagteBundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Mit Blick auf die FIAT-Pläne erklärte er, die Angebote der Interessenten sollten zuerst genau geprüft werden, bevor man sie schonim Vorhinein verdamme. Vorfestlegungen der Regierung gebe es bis jetzt noch keine. Allerdings müsse nun auch Magna noch mehr Einzelheiten zu seinen Vorstellungen nennen, betonteGuttenberg.

Quelle: Spiegel.de

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