Mauern für die Armen

Rio de Janeiro mauert sich ein. Oder eher große Teile seiner Bevölkerung. DieSlums der Stadt werden mit Mauern umzogen. Offiziell um den Regenwald zu schützen. Menschenrechtler protestieren.

„Ziel ist es, die Zerstreuung der Gemeinschaften zu verhindern und den Wald zu schützen“, so begründet die Sprecherin der zuständigen Baubehörde, TaniaLazzoli, den Mauerbau um die betroffenen Slums.

Drei Meter hohe Mauern sollen zunächst um insgesamt elf Slums gebaut werden und damit die weitere Ausbreitung der Elendsviertel verhindert und der Regenwald besser geschützt werden. BisEnde nächsten Jahres sollen mindestens vierzig Slums eingemauert werden. Kosten des gigantischen Bauprojekts: Dreizehn Millionen Euro.

Die Favelas

Insgesamt geht man von rund 900 sogenannten Favelas in Rio de Janeiro aus, die für mehr als 1,5 Millionen Menschen ihr zu Hause sind. Die Gewalt unter den Slumbewohnern, bewaffneteAuseinandersetzungen mit der Polizei und Drogendelikte prägen in großen Teilen der Slums den Alltag.

Die Behörden versuchten bereits durch massiven Polizeieinsatz gegen die Gewalt und Drogengeschäfte in den Favelas vorzugehen. Vereinzelt bekamen die jungen Slumbewohner Spielzeug geschenktund soziale Einrichtungen wurden, ebenso wie eine funktionierende Stromversorgung, neu geschaffen. Dennoch reichen die Bemühungen bei weitem nicht aus.

Mauern statt Häuser

Gegner der Mauern kritisieren, dass das Vorhaben lediglich dazu dienen soll die Bewohnerder Slums vom Rest der Stadt auszusperren. Schließlich leiden auch die Immobilenpreise der benachbarten Gebiete unter den angrenzenden Slums massiv. Tania Lazzoli widerspricht diesem:„Im Gegenteil, wir bauen für sie an anderen Orten und verbessern ihre Lebensbedingungen.“

Konkret heißt das, dass circa 600 einsturzgefährdete Häuser abgerissen und neu gebaut werden sollen. Aus Sorge um die Bewohner und weil ihre Häuser den neuen Mauern im Wegstehen.

Quellen: Süddeutsche.de | Welt.de

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