Die Enthüllungsplattform Wikileaks steckt in einer Krise. Jetzt wollen ehemalige Mitarbeiter ein ähnliches Projekt unter dem Namen „Openleaks“ starten. Ihr Erfolgskonzept: Bewährtes übernehmen, erprobte Schwachstellen ausschalten.
Vision zweier Weltverbesserer
„Die Welt ein bisschen besser“ machen – nichts Geringeres ist das Ziel von Herbert Snorrason (25) und dem Deutschen Daniel Domscheit-Berg (32). Beide sind ehemalige Sprecher der Enthüllungsplattform Wikileaks, die jüngst durch die Veröffentlichung vertraulicher diplomatischer Dokumente die mediale Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch Wikileaks steckt seitdem tief in der Krise: Gründer Julian Assange wird verdächtigt, in Schweden zwei junge Frauen belästigt und vergewaltigt zu haben, er stellte sich vergangene Woche der Polizei. Außerdem hat Wikileaks ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten, denn die großen Finanzdienstleister Visa, Mastercard und PayPal haben die Zusammenarbeit eingestellt und der Plattform damit den Spendenhahn zugedreht.
Wikileaks-Krise war nicht Grund des Ausstiegs
Aber die Krise um Wikileaks soll nicht der Grund für den Ausstieg von Snorrason und Domscheit-Berg sein. Vielmehr hätten sie schon zuvor das Projekt aufgrund persönlicher Differenzen mit Julian Assange verlassen, dem sie vorwerfen, das Team nicht in gebührendem Maße in die Entscheidungen einbezogen zu haben und die Plattform zu sehr als sein Privateigentum anzusehen. Snorrason habe er auf entsprechende Vorwürfe geantwortet, er solle sich „verpissen“, wenn er ein Problem mit ihm habe. Da warf der Isländer das Handtuch und bemühte sich um die Verwirklichung seiner eigenen Ideen.
Openleaks will aus Fehlern von Wikileaks gelernt haben
Jetzt steht Openleaks in den Startlöchern und will aus den Fehlern von Wikileaks gelernt haben. Anstatt selbst Dokumente zu veröffentlichen oder auch nur zu empfangen, beschränkt sich Openleaks darauf, Whistleblowern ein sicheres Netzwerk zur Verfügung zu stellen. So soll jeder in der Lage sein, vertrauliche Dokumente ohne Rückschlüsse auf die eigene Person an Partner des Projekts weitergeben zu können und dabei aber immer noch selbst bestimmen, wer die Papiere bekommen soll. Das könnte Snorrason zufolge zum Beispiel über die Webpage einer Zeitung funktionieren, auf der man durch den Klick auf einen bestimmten Button Informationen erhält, wie Dokumente dem Blatt anonym zugespielt werden können. Die Zeitung zahlt als Partner für diesen Service einen monatlichen Beitrag zwischen 200 und 500 Euro an Openleaks. Dafür ist das Netzwerk angeblich so sicher, dass die Quelle nicht zurückverfolgt werden kann, wie es bei einer Email der Fall wäre.
Regierungen als Partner von Openleaks?
In der Vision des Isländers könnten in Zukunft dann sogar Regierungen Partner der Enthüllungsplattform werden und Beamte könnten innerhalb ihrer Behörden durch das Hochladen von Dokumenten Missstände anprangern. Denn von einem sind Snorrason, Domscheit-Berg und ihr Team felsenfest überzeugt: Informationen müssen öffentlich sein um eine transparentere Regierungsarbeit und damit eine bessere Gesellschaft zu ermöglichen. Angst vor Geheimdiensten haben die Gründer dabei bisher nicht – die Amerikaner hätten bisher keinen Grund zur Skepsis und der isländische Geheimdienst bestehe nur aus drei Personen, so Snorrason. Außerdem würden entsprechende Vorkehrungen getroffen, heikle Informationen würden beispielsweise nur in verschlüsselten Chats und niemals am Telefon übermittelt.
Openleaks startet in dieser Woche unter der Domain www.openleaks.org.
Quelle: Sueddeutsche.de
Bilder:
(c) Openleaks.org
(cc-by-sa) Wikileaks / Wikimedia.org
Schlagworte: Berg, Dokument, Enthüllungsplattform, Grund, Gründer, Information, Julian Assange, Krise, Mitarbeiter, Openleaks, Partner, Plattform, Projekt, Schweden, Snorrason, Wikileaks, Woche