Crashkurs Erste Hilfe

Von richtigem Kühlen und Wiederbelebung

Nahezu jeder musste irgendwann, spätestens zum Führerschein einen Erste Hilfe Kurs machen. Traurige Wahrheit: Die ohnehin schon sehr oberflächlichen Inhalte dieser Kurse werden meistschlecht vermittelt oder augenblicklich wieder vergessen. RauteMusik frischt euer Wissen zum Ende der Themenwoche „Erste Hilfe“ noch einmal auf.

Leider zeigt die Realität, dass die meisten Menschen sich einfach nicht zuständig fühlen, wenn sie einem hilfebedürftigen Menschen begegnen. Sind ja auch genug andere da. Dabeigibt es in Deutschland klare gesetzliche Regelungen, die zum Helfen verpflichten und an den einfachsten Maßnahmen kann manchmal ein Leben hängen. In den folgenden drei Lektionen zeigen wireuch die wichtigsten Elemente der Ersten Hilfe.

Lektion 1: Bitte wenden! – Die stabile Seitenlage

Jede bewusstlose Person (zum Beispiel nach übermäßigem Alkoholkonsum) läuft Gefahr entweder an der eigenen Zunge zu ersticken oder an Mageninhalt, der in die Lunge läuft. DasGehirn eines Bewusstlosen kann die Muskulatur nämlich nicht mehr kontrollieren. Liegt die Person dann auf dem Rücken fällt die Zunge zurück und versperrt die Atemwege.

Um dem vorzubeugen müssen (abgesehen vom richtigen Notruf) zwei einfache Dinge getan werden, die mit wenigen Handgriffen zu erledigen sind: Den Kopf überstrecken und die Person korrekt aufdie Seite drehen. Um die Erklärungen ein wenig interessanter zu gestalten ersetzen wir im Folgenden die „Person“ durch Jessica Alba, das ist sicherlich anschaulicher alseine rüstige Rentnerin.

Um Jessicas Kopf zu überstrecken und ihr damit die Möglichkeit zum Atmen zu geben, fasst man mit einer Hand unter ihr Kinn, mit der anderen an die Stirn und kippt den Kopf (vorsichtig!)nach hinten. Der Kopf wird einen Moment so gehalten, wir prüfen ob Jessica noch atmet. Wenn wir uns sicher sind, dass sie das noch tut, kommen wir zur eigentlichen stabilen Seitenlage: Wir knienuns neben unser Testopfer, winkeln den Arm auf unserer Seite an und legen ihre andere Hand auf ihre gegenüberliegende Schulter. Das uns abgewandte Bein wird angewinkelt und wir ziehen sie anSchulter und dem Bein fassend zu uns. Nachdem Jessica so wunderbar von uns gewendet wurde legen wir ihren Kopf wieder in eine überstreckte Position und warten auf den Rettungsdienst – Heldentatvollbracht.

Lektion 2: Druckmassage und Elektroshocks – Die Wiederbelebung

Mund-zu-Mund-Beatmung ist nahezu jedem ungefähr ein Begriff. Die Vorstellung Jessica Alba auf diese Weise ins Leben zurück zu holen, mag für den ein oder anderen keine Schlechte sein -aber wer will das am unrasierten Obdachlosen? Viele Leute helfen in der entscheidenden Situation nicht, weil sie sich ekeln. Dabei ist mittlerweile bewiesen: Eine halbe Wiederbelebung ist besser alskeine!

Bei der sogenannten Reanimation oder auch BLS (Basic Life Support) wird durch rhythmischen Druck auf den Brustkorb ein Minimalkreislauf aufrecht erhalten, durch Mund-zu-Mund-Beatmung kann demBetroffenen Sauerstoff zugeführt werden. Diese Herzdruckmassage muss praktisch geübt werden und kann an dieser Stelle nur schwer theoretisch vermittelt werden. Wichtig ist aber: Wer sichvor der Beatmung ekelt, sollte auf jeden Fall zumindest die Herzdruckmassage durchführen, denn im Blut ist noch Restsauerstoff enthalten, der dadurch im Körper verteilt werden kann.

Für gewappnete Helfer sind in Apotheken sogenannte „Life Keys“ erhältlich, kleine Schlüsselanhänger, die eine Plastikfolie mit einem Bakterienfilterenthalten – das mindert nicht nur den Ekel sondern schützt auch den Helfer.

An vielen öffentlichen Orten sind mittlerweile sogenannte AEDs verfügbar (Automatische Externe Defibrillatoren, kurz: Elektroschocker). Diese sind für den Gebrauch durch nahezuungeschultes Personal konzipiert und werden mittlerweile in Erste Hilfe Kursen angesprochen. Falls im Fall der Fälle ein solches Gerät verfügbar ist, sollte man es unbedingt benutzen.Das Gerät leitet den Benutzer genau an, was zu tun ist und ist so konzipiert dass ein Elektroschock nur abgegeben werden kann, wenn er medizinisch sinnvoll ist.

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Lektion 3: Die kalte Schulter – Wie man richtig kühlt

Jeder, wirklich jeder, hat sich schon einmal verbrannt, kräftig gestoßen oder ist unglücklich umgeknickt. Die naheliegendeste Maßnahme in diesem Fall: Kühlen. Durch dieKälte ziehen sich die feinen Gefäße im betroffenen Körperteil zusammen und hören schneller auf in das Gewebe zu bluten. Außerdem werden die Nerven leicht betäubt,man verspürt eine Schmerzlinderung und die Stelle schwillt nicht zu sehr an. Aber: Kühlen ist nicht gleich Kühlen.

Häufiger Fehler Nummer 1: Spätkühlen. Das Kühlen hilft nur dann effektiv gegen eine Schwellung, wenn es so schnell wie möglich begonnen wird,idealerweise in den ersten 10 Minuten nach einer Verletzung.

Fehler Nummer 2: Unterkühlen. Beim Kühlen gilt nicht der Grundsatz: Je länger desto besser, denn das Gewebe wird bei einer Unterkühlung zusätzlichgeschädigt. Alle 10 Minuten sollte daher eine Kühlpause eingelegt werden, die Kälte darf sich niemals unangenehm anfühlen. Bei Verbrennungen sollte man das Kühlen mit Eisganz unterlassen, hier ist kühles Wasser das Mittel der Wahl. Wohlgemerkt kühl (fast lauwarm), nicht kalt, auch wenn das im ersten Moment angenehm erscheint. Schädlich ist auch derdirekte Kontakt zwischen der Haut und einem übermäßig kalten Kühlmittel, Eispacks aus der Gefriertruhe sollten immer erst in ein Tuch gewickelt werden.

Nun habt ihr alle drei Lektionen heil überstanden und Jessica Alba das Leben gerettet. Dieser kleine theoretische Ausflug in die Erste Hilfe kann mit einem richtigen, normalerweise insgesamt16-stündigen, Erste Hilfe Kurs aber nicht mithalten. Grundsätzlich sollten Erste Hilfe Kurse alle zwei bis drei Jahre wiederholt werden. Angeboten werden sie von verschiedenenHilfsorganisationen (Johanniter Unfall Hilfe, Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiter Samariter Bund, Malteser, …) und privaten Schulen. Auf den jeweiligen Homepages kann man meist über einePostleitzahlensuche den nächstgelegenen Kursstandort, sowie Termine und Anmeldefristen erfahren.

www.johanniter.de
www.drk.de
www.malteser.de
www.asb.de

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