Wer kennt es nicht? Man hat es eilig, will schnell von A nach B und zack, passiert es – der Blitzer schlägt zu. Ertappte Verkehrssünder entpuppen sich als fantasievoll und geistreich, wenn es um die Verteidigung ihrer Straftaten geht – ja, sie schreiben sogar Gedichte.
Wenn Temposünder für ihre Vergehen im Straßenverkehr zur Kasse gebeten werden, beweisen sie Einfallsreichtum, gar sind sie plötzlich künstlerisch veranlagt. Kürzlich zeichnete ein solcher mit Hingabe ein Männchen auf Knien – daneben das Wort „Gnade“. Ein anderer legte ein Geständnis ab und zeichnete 24 weiße Schafe, in deren Mitte tummelte sich ein schwarzes – es war mit den Worten „Das bin ich“ gekennzeichnet.
„Ihr zerknirschter Temposünder“
Ein weiterer Schnellfahrer versuchte sich an einem Reim, der klang so: „Ein Mensch, der bald Geburtstag hat, muss äußerst dringend in die Stadt … Nicht so schnell! – hier fährt man dreißig, denk daran, die blitzen fleißig.“ Und prompt hat es geblitzt! „Ich hab gelitten wie ein Hund und das ist – glaubt mir – nicht gesund. (…) Ihr zerknirschter Temposünder“. Die Antwort des Sachbearbeiters war nicht minder geistreich: „Es tut mir leid und fällt mir schwer, doch Klagen helfen hier nichts mehr. Ein Bußgeld hab‘ ich nun erteilt, weil Sie sich haben so beeilt.“
Ob Gedicht oder Reim, bezahlen muss sein!
Ein anderer übte sich beim Schreiben eines Gedichtes: „Mit Interesse habe ich Ihr Schreiben gelesen, und streite nicht ab, ich bin es gewesen. Wie’s kam liebe Leut‘, ich sag’s Euch genau, in Köln war ich ein paar Tage, bei einer reizenden Frau. Und hab‘ dann, sonst hätt‘ ich etwas versäumt, von den schönen Tagen geträumt.“ Hier zeigte der Sachbearbeiter ebenfalls Humor und dichterisches Talent und antwortete: „Ist der Reim auch noch so gut gelungen, zum Bußgeld seh‘ ich mich gezwungen. Kommen Sie wieder mal von dieser Frau, nehmen Sie den Zug, sein Sie schlau.“ „Manches hat richtig Charme, aber Schönheitsrabatte können wir leider nicht geben“, erzählt Michael Conrad, Sprecher des Regierungspräsidiums in Hessen. Er bedauert sogar, dass durch die Umstellung auf papierlose Technik diese abwechslungsreichen und lustigen Briefe nur noch Mangelware sind.
„Ein Fußgänger kam plötzlich vom Bürgersteig ab“
Teilweise gibt es auch krasse Beschreibungen von Unfallverursachern mit Personenschaden – wie zum Beispiel diese: „Ein Fußgänger kam plötzlich vom Bürgersteig ab und verschwand wortlos unter meinem Wagen… „ oder auch: „Der Fußgänger hatte keine Ahnung, in welche Richtung er gehen sollte, also überfuhr ich ihn.“ In einem anderen Fall beschreibt ein Fahrer den ausweglosen Kampf mit einer Telegrafenstange, die in hohem Tempo auf ihn zukam: „Ich schlug einen Zick-Zack-Kurs ein, aber dennoch traf mich die Telegrafenstange am Kühler.“ Ein anderer beschreibt einen filmreifen Stunt, der Schuld an seinem Unfall war, wie folgt: „In einer Linkskurve geriet ich ins Schleudern, wobei mein Wagen einen Obststand streifte und ich – behindert durch die wild durcheinander purzelnden Bananen, Orangen und Kürbisse – nach dem Umfahren eines Briefkastens auf die andere Straßenseite geriet, dort gegen einen Baum prallte und schließlich – zusammen mit zwei parkenden PKWs – den Hang hinunter rutschte. Danach verlor ich bedauerlicherweise die Herrschaft über mein Auto.“
Auch wenn die meisten hier erwähnten Zeilen Ausreden der Verkehrsteilnehmer waren, war einer von ihnen erfrischend ehrlich und schrieb: „Ich habe noch nie Fahrerflucht begangen; im Gegenteil, ich musste immer weggetragen werden.“
Quelle: DNews.de
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