Popstars gründen Musikerverband

Rund 60 Rock und Pop-Künstler haben sich unlängst unter dem Dach der FeaturedArtist’s Coalition (FAC) zusammengeschlossen. Vertreten sind unter anderem Robbie Williams, Radiohead, Travis und die Kaiser Chiefs. Gemeinsam wollen sie sch in Zukunft besser gegenüber denPlattenfirmen durchsetzen und einen größeren Anteil an den Erlösen erkämpfen.

Die meisten werden jetzt wohl denken: Die haben doch eh schon genug Geld, was wollen dieden noch mehr? Natürlich stimmt das zu einem großen Teil, aber den Künstlern geht es dabei vermutlich nicht vornehmlich nur um mehr Geld. Sie wollen vielmehr eine bessere Kontrolledarüber haben, was mit ihrer Musik passiert und wie sie vermarktet wird. Das bisherige System funktioniert typischerweise so, dass die Künstler die Rechte an ihren Werken langfristig an diePlattenfirmen abtreten. Diese setzen dann alles daran, mit den Werken den größtmöglichen Profit zu erzielen. Die Musiker haben keinerlei Einfluss mehr, was mit ihrer Musik passiert undbekommen von den ganzen Erlösen selbst nur einen kleinen Teil ab.

Das Modell der FAC sieht hingegen vor, dass die einzelnen Künstler die Rechte an ihren Werken behalten. Die Plattenfirmen bekommen lediglich die Lizenz diese zu vermarkten. Dabei soll dieVertragslaufzeit auf maximal 35 Jahre begrenzt werden. Darüber hinaus fordert der Interessenverband bessere Informierung ihrer Mitglieder darüber, wo und wie deren Musik vermarktet wird.Dadurch soll erreicht werden, dass die Künstler besser an den Einnahmen beteiligt werden. Vor allem dann, wenn die Musik über die neuen, digitalen Vertriebswege verteilt wird.

Das Radiohead-Experiment

Im Herbst 2007 haben Radiohead bewiesen, wie sehr es sich lohnen kann, sich von einem Konzern zu lösen und seine Musik in Eigenverantwortung über das Web anzubieten. Nach der Trennung vonihrer Plattenfirma EMI boten die Künstler ihr Album „In Rainbows“ ausschließlich als Download an. Einen Fixpreis gab es nicht. Jeder Fan konnte selbst bestimmen, wieviel er bereit war für den Download zu zahlen. Neugierige konnten die Titel auch kostenlos laden. Das von der Industrie als Irrweg angesehen Experiment brachte der Band bei über einerMillion Downloads rund sieben Millionen Euro Gewinn ein. Zusätzlich einen nicht zu unterschätzenden Sympathiebonus bei den Fans. Sämtliche Befürchtungen, die Platte könnteein kommerzieller Flop werden, erwiesen sich als unbegründet. Auch nach der Veröffentlichung als CD verkaufte sich das Album noch bestens.

Kein Bock auf Abos

Auch die inzwischen immer beliebter werdenden Musik-Flatrates wie zum Beispiel Napster sind denMusikern ein Dorn im Auge. Die Plattenfirmen, die ihre Musik auf solchen Portalen anbieten, werden mit einem bestimmten Prozentsatz an den Einnahmen des Aboverkaufes beteiligt. Die FAC sieht dieInteressen der Künstler bei diesen Geschäftsmodellen zu wenig berücksichtigt. Auch hier wollen sie eine bessere Einbindung der Musiker in die Deals erreichen. Vielen Mitgliedern desInteressensverbands dürfte es nicht notwendigerweise darum gehen, mehr Geld zu bekommen. Viele von ihnen haben längst so viele Platten verkauft, dass sie sich um ihr Bankkonto nichtunbedingt mehr sorgen müssen. Das wiederrum macht sie zu gewichtigen Fürsprechern der FAC. Sie müssen sich schließlich nicht mehr fürchten, dass verärgerte Plattenfirmenihnen sprichwörtlich die Butter vom Brot nehmen.

Was denkt Ihr über diesen Zusammenschluss? Wird am Ende die Musik noch teuerer oder wird es vielmehr weitere Vermarktungen à la Radiohead geben?

Quelle: Spiegel.de

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