Atommüll rollt nach Deutschland

Unaufhaltsam bewegt sich der Castor-Transport stetig weiter voran in Richtung des Atommüll-Zwischenlagers im niedersächsischen Gorleben. Demonstranten erzwangen zwar eine Umleitung des Zuges, trotzdem hat er inzwischen die deutsche Grenze passiert.

Auch wenn die hochradioaktiven Brennelemente die norddeutsche Stadt im Wendland noch nicht erreicht haben, scheint sich dort doch eine der größten Demonstrationen aller Zeiten zu formieren. Der Veranstalter der Proteste, die Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg, sprach von über 50.000 Teilnehmern – das wären mehr als doppelt so viele als auf der bisher größten Anti-Atomkraft-Demo. Auch die Polizei gab an, dass mindestens 20.000 Personen an der groß angelegten Kundgebung teilnehmen und noch mehrere Tausend erwartet würden.

Hochgesteckte Forderungen

Die BI stellte klar, dass nur eine sofortige Abschaltung sämtlicher Kernkraftwerke in Deutschland zu einer dauerhaften Lösung des Atommüll-Problems führen werde. Die Menschen, so die Vorsitzende der Bürgerinitiative, Kerstin Rudek, hätten inzwischen den Glauben in die Regierung verloren und eine „unbändige Wut auf die Arroganz der politischen Klasse“ entwickelt. Das Kabinett Merkel müsse beweisen, dass es sich für die Bürger einsetzt, nicht für die Konzerne – all das in Anbetracht der im Oktober beschlossenen Laufzeitverlängerungen für die alternden deutschen Meiler.

Weitere Protestaktionen angekündigt

Die Atomkraftgegner rufen daher zu weiteren Protesten auf. Rudek forderte die Demonstranten auf: „Bleibt hier! Sorgt dafür, dass sie mit Gorleben nicht durchkommen!“ Atomausstieg sei Handarbeit, daher müssten die Aktionen weitergehen. Die im Salzstock Gorleben bisher schon verbauten 1,5 Millarden Euro seien kein Argument, das bisherige Zwischen- zu einem Endlager umzufunktionieren. Direkt über dem atomaren Abfall fließt die Elbe, darunter befindet sich eine große Erdgasblase und um die bisher eingelagerten Castor-Behälter hat sich zwischenzeitlich Lauge angesammelt, die die Metallbehälter korrodieren lässt.

Greenpeace meldet sich zu Wort

Auch der Geschäftsführer von Greenpeace International, Kumi Naidoo, solidarisierte sich mit den Demonstranten: „Ich bin ein Wendländer!“ Er bezeichnete den Transport zwar als legal, aber als nicht moralisch vertretbar und illegitim. Merkel solle eine Vorreiterrolle bei den erneuerbaren Energien besetzen, sich aus der „Tyrannei der Atomkonzerne“ befreien und für ein schnelles Ende der Atomkraftwerke sorgen.

Bundeskanzlerin kritisiert Demonstranten

„Die Entfernung des Schotters von Gleisbetten ist für mich keine Art der Demonstration, sondern ein Straftatbestand“, so die Regierungschefin. Bei dieser Gelegenheit holte sie auch zu einem Rundumschlag gegen ihre politischen Gegner aus, denen sie vorwarf, damals den Bau der Atomkraftwerke unterstützt zu haben. Auch sei während der rot-grünen Legislaturperiode versäumt worden, nach einem geeigneten Endlager für den Atommüll zu suchen.

Atommüllbehälter kommen voran

Trotz aller Proteste hat der Castor-Transport seit heute Mittag deutschen Boden erreicht. Gegen 14 Uhr überquerte er die deutsch-französische Grenze bei Straßburg, wurde aber durch Demonstranten dazu gezwungen, eine Umleitung in Kauf zu nehmen. Die Teilnehmer werteten dies als großen Erfolg, auch deshalb, weil französische Atomkraft-Gegner schon in Frankreich die Weiterfahrt des Zuges behindert hatten.

Quellen: Welt.de | Spiegel.de

Bilder:
(cc-pd) Carry Bass, Atomnix / Wikimedia.org 1, 2

Schlagworte: , , , , , , , , ,

Kommentieren