Nur noch wenige Wochen bis zu den XXIX. Olympischen Spielen vom 8. – 28.August in Peking. Wir wollen die Gelegenheit Nutzen und im Vorfeld der Spiele unseren Fokus auf das Umfeld der diesjährigen Spiele richten. Doch zunächst einmal wollen wir der Fragenachgehen: Was ist dieses Olympia überhaupt?
Wenn wir das Wort Olympia so salopp in den Mund nehmen, sprechen wir, wer wüsste das nicht, von dem Stadtteil in Helsingborg. Oder war es vielleicht doch das Gemälde von Édouard Manet?Falsch. Natürlich meinen wir alle den Opel Olympia, das erste in Großserie produzierte Auto in Deutschland (1935-1940 und 1947-1953). Auch falsch? Und jetzt?
Die Olympischen Spiele der Antike
Im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes liegt das Olympia, das wir natürlich alle meinen. In der Antike das Heiligtum des Gottes Zeus und gleichzeitig Austragungsort der Olympischen Spiele derAntike. Die Geschichte Olympias reicht bis in die Bronzezeit zurück. Bereits damals (ca. 2000-1500 v.Chr.) muss es dort erste Siedlungen geben haben. Darauf deuten zumindest archäologischeFunde hin. Zu etwa dieser Zeit sind wohl auch die ersten „Olympischen Spiele“ ausgetragen worden. Über die genaue Herkunft dieses Brauches wird bis heute spekuliert.
Griechische Mythen erklären mal Herakles, mal Pelops zu den Begründern der Spiele. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass die Spiele kultischen Ursprunges sind und zu Ehren Rheas, derMutter von Zeus, ausgetragen wurden. Im alten Griechenland gab es noch etliche vergleichbare Sportwettkämpfe zu Ehren der Götter. So zum Bespiel die alle vier Jahre in Delphi zu EhrenApollons abgehaltenen Pythischen Spiele. All diese Veranstaltungen vereinten Sport und Kult mit Weihehandlung und Wettstreit. Sie dienten den Menschen vermutlich dazu „den Göttern zu gefallen“.Von Plato ist der Spruch überliefert: „Die Götter sind die Freunde der Kampfspiele“.
Von allen diesen kultischen Wettspielen war Olympia das älteste und gleichzeitig auch das einzige, das über einen so langen Zeitraum überlebte. So gewannen die „Olympischen Spiele“ im Laufe der Jahrhunderte nach und nach immer mehr an Bedeutung. Lange Zeit gab es nur einen Wettkampf. Ein Rennen über die Länge des Stadions (192,27 Meter). Dem Sieger wurde die Ehre zuteil, das heilige Feuer auf dem Altar vor dem Zeustempel zu entzünden.
Hochphase und Ende der Spiele der Antike
Im 8. Jahrhundert v. Chr. wurden diese Spiele dann durch Könige neu organisiert. So wurde unter anderem eine Waffenruhe, der so genannte Olympische Frieden (Ekecheiria), während der Dauer der Spiele garantiert. Allen Beteiligten wurde somit eine sichere An- und Abreise gewährleistet. Die Olympischen Stätten durften des Weiteren nicht mit Waffen betreten werden. So war auch während der Dauer der Spiele die Sicherheit garantiert. Seit dieser Zeit fanden die Spiele alle vier Jahre im August statt und waren im Prinzip religiöse Feste mit umfangreichem Beiprogramm.
Im Jahre 426 n. Chr. kam dann das offizielle Aus für die olympischen Spiele. Der oströmische Kaiser Theodosius II. ließ die dort stattfindenden Spiele und Weihehandlungen verbieten, um das Heidentum zu bekämpfen. Es gibt allerdings Anzeichen, dass die Spiele noch bis ins 6. Jahrhundert heimlich und auf niedrigerem Niveau fortgesetzt wurden, bis ein Erdbeben die Kultstätte zerstörte und unter Schlamm und Geröll begrub. Nach seiner Wiederentdeckung Mitte des 19. Jahrhunderts steht Olympia heute auf der UNESCO-Liste der Weltkulturerbestätten.
Insgesamt war das Areal von Olympia schätzungsweise 30 Hektar groß. Es bestand aus der Altis (heiliger Hain), wo sich im Tempel des Zeus unter anderem die Zeus-Statue des Phidias befand – eines der sieben antiken Weltwunder, sowie den unmittelbar angrenzenden Sportstätten. Die Periode zwischen zwei Spielen hieß Olympiade. Die Zählung nach Olympiaden wurde als Zeitmaß in der gesamten griechischen Antike verwendet.
Die Olympischen Spiele der Neuzeit
Kein Grieche, sondern ein Franzose gilt als Begründer der modernen Spiele. Pierre de Coubertin präsentierte auf einem Kongress, der vom 16. bis 23. Juni 1894 in der Sorbonne-Universität von Paris stattfand, seine Ideen für eine Wiederbelebung des olympischen Gedankens. Sein Ziel war es, nationale Egoismen zu überwinden und dadurch zum Frieden und zur internationalen Verständigung beizutragen. Die „Jugend der Welt“ sollte sich zukünftig bei sportlichen Wettkämpfen messen und sich nicht auf dem Schlachtfeld bekämpfen. Am letzten Tag des Kongresses wurde beschlossen, dass die ersten Spiele der Neuzeit 1896 im griechischen Athen stattfinden sollten.
Zur Bewältigung des organisatorischen Aufwandes wurde im selben Jahr das Internationale Olympische Komitee (IOC) gegründet. Erster Vorsitzender war ein Grieche. Obwohl an den ersten Spielen 1896 nur 250 Athleten teilnahmen, galten sie als voller Erfolg. Sie waren das größte sportliche Ereignis, das seit der Antike stattgefunden hatte. Vom Erfolg begeistert machten die griechischen Offiziellen den Vorschlag alle Spiele zukünftig, wie schon in der Antike, in Griechenland stattfinden zu lassen. Das IOC entschied sich jedoch für eine Rotation des Austragungsortes alle vier Jahre.
Bereits mit den folgenden Spielen 1900 in Paris und 1904 in St. Louis kam eine erste Bewährungsprobe. Integriert in die parallel stattfindenden Weltausstellungen zogen sich die Wettkämpfe über Monate hin und fanden kaum Beachtung. In St. Louis nicht zuletzt auch wegen der schlechten Erreichbarkeit. Es gab eben noch keine Flugzeuge, mit denen man „mal eben rüber fliegen“ konnte. So waren die Spiele 1904 eine fast reine US-amerikanische Angelegenheit. Bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen standen dann wieder die sportlichen Wettkämpfe im Vordergrund. Obwohl nie offiziell vom IOC anerkannt, waren sie die Rettung vor einem entgültigen Absinken in die Bedeutungslosigkeit.
Die olympische Flagge und das Feuer
Die Tradition des Olympischen Feuers reicht bis in die Antike zurück. Es wurde Überlieferungen zu Folge zu Ehren der Göttin Hestia entzündet. Ein weiterer Hintergrund ist mit Sicherheit auch die Ehrung der ersten Sieger der Antike mit dem Privileg, das Feuer vor dem Tempel des Zeus entzünden zu dürfen.
Die Olympische Flagge wurde erstmals bei den Spielen 1920 in Antwerpen gehisst. Entworfen wurde sie von Pierre de Coubertin: „Ihre Gestalt ist symbolisch zu verstehen. Sie stellt die fünf Erdteile dar, die in der Olympischen Bewegung vereint sind; ihre sechs Farben entsprechen denen sämtlicher Nationalflaggen der heutigen Welt.“
Das Motto der olympischen Bewegung lautet citius, altius, fortius (schneller, höher, stärker). De Coubertins Ideale spiegeln sich am besten im Olympischen Credo wider: „Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel ist. Das Wichtigste ist nicht, erobert zu haben, sondern gut gekämpft zu haben.“
Entwicklung der Olympischen Spiele im laufe der Jahre
Seit 1896 wächst die Anzahl der Athleten, die an Olympia teilnehmen, stetig an. Bei den ersten Spielen waren es weniger als 250 Sportler aus 13 Ländern. 2004, bei den letzten olympischen Spielen in Athen, waren es 10.500 Sportler aus 202 Ländern, die an insgesamt 301 Wettbewerben teilnahmen. Übrigens: 2004 waren mehr als 16.000 Medienleute in Athen am Werke und über 3,8 Milliarden Zuschauer haben die Spiele im Fernsehen verfolgt. Damit sind die Olympischen die größte Sportveranstaltung der Welt.
Dieses Jahr sind 302 Wettbewerbe in 28 Sportarten geplant. Davon finden jedoch nicht alle in Peking selbst statt. Weitere Austragungsorte sind Qingdao (Segeln), Qinhuangdao, Shanghai, Shenyang und Tianjin (Fußball). Die Reitwettbewerbe werden in Hongkong ausgetragen. Das bedeutet, dass es erstmals seit 1956 wieder zwei NOKs (Nationales Olympisches Komitee) gibt, die sich um den reibungslosen Ablauf vor Ort kümmern.
Wie geht es weiter?
Olympia steht dieses Jahr ganz im Zeichen des Drachen. In Peking wurden die bisher imposantesten Sportstätten für Olympische Spiele aus dem Boden gestampft. Sind die Sportstädten nur eine Fassade, um vom Rest abzulenken? Die Regierung ist bemüht, China so gut wie möglich zu verkaufen. Mit den Menschenrechten nimmt man es aber anscheinend nicht so genau. Was ist China überhaupt? Kann man das essen?
Auch wir sind diesen Fragen nachgegangen und wollen euch bis zum Beginn der Spiele in regelmäßigen Abständen die Hintergründe des diesjährigen Gastgeberlandes näherbringen. Denn wer weiß, was sich hinter „Beijing 2008“ alles versteckt?
Fortsetzung folgt.