Elfmeterkrimi in Wien – Türkei im Halbfinale

Wer hätte das im Vorfeld gedacht. Die Türkei steht im Halbfinale derEuropameisterschaft 2008 und trifft auf Deutschland. Die Türken konnten sich in einem schwachen Viertelfinale gegen die im Vorfeld favorisierten Kroaten im Elfmeterscheißen schließlichmit 4:2 durchsetzen.

Der Jubel der Türken nach dem Sieg ihrer Mannschaft gegen Kroatien wollte kein Ende nehmen. Auch um drei Uhr morgens war der Wiener Gürtel noch immer dicht. Hunderte hupende Autos mitunzähligen Halbmondflaggen blockierten die Ringstraße der österreichischen Hauptstadt.

Auch in Deutschland feierten die Türken ausgelassen bis spät in denMorgen. Überschattet wurde die Freude allerdings durch Meldungen aus der Türkei. In der Stadt Gaziantep wurde ein Mann bei Freudenschüssen von einer Kugel am Kopf getroffen und erlagseinen Verletzungen. Weitere 18 Menschen seien von Querschlägern verletzt worden, teilten die Behörden mit. Nach dem Spiel hatte der Coach der Türken, Fatih Terim, noch einmal an seineLandsleute appelliert, keine Freudenschüsse abzufeuern: „Kein Sieg im Fußball ist ein Menschenleben wert“, sagte der Coach.

Das insgesamt schwache Spiel konnte nur mit wenigen Höhepunkten aufwarten. Die Fans mussten bis zur 119 Spielminute warten. Was dann passierte, kann man kaum in Worte fassen. Der eingewechselteIvan Klasnic schoss die Kroaten, nach einem schweren Patzer des türkischen Keepers Rüstü, in der 119 Minute per Kopf zum Sieg – dachten jedenfalls alle.

Während die Kroaten schon den Einzug ins Halbfinale feierten, gelang derTürkei das eigentlich Unmögliche. Es war die letzte Aktion des Spiels. Rüstü war aus seinem Kasten geeilt, um einen Freistoß auzuführen. Dieser landete inmitten derkroatischen Abwehr vor den Füßen von Semih Sentürk. Ohne lange zu zögern schoss dieser aus der Drehung und trifft zum Ausgleich. Sekunden später pfeift der Unparteiische dasSpiel ab.

Die Kroaten konnten nicht fassen, was ihnen da gerade passiert ist. Sie standen bereits im Halbfinale, da schafft die Türkei bereits im dritten Spiel hintereinander in den letzten Sekunden nochein Tor, das ihnen zum Sieg verhalf. Den Kroaten wurde ihr eigenes Unvermögen zum Verhängnis. Über die gesamte Spielzeit hatten sie mehrere Male die Möglichkeit, den Sack zu zumachen. Der Gegentreffer der Türkei versetze den Kroaten einen herben Schock, von dem sich die Mannschaft nicht mehr erholen konnte.

Modric und Ivan Rakitic schossen schließlich im Elfmeterschießen rechts und links am Tor vorbei, Mladen Petric scheiterte schließlich an Rüstü. „Es war einunbeschreibliches Spiel. Was wir an Moral gezeigt haben, ist unglaublich“, sagte Bayern-Profi Hamit Altintop. „Wir können gegen jeden gewinnen, auch gegenDeutschland!“

Im ersten Halbfinale treffen die Türken nun am Mittwoch auf Deutschland. Bundestrainer Löw warnte bereits vor zuviel Euphorie: „Die Türken haben im Turnierverlaufgezeigt, dass mit ihnen immer zu rechnen ist, egal wie der Spielstand ist. Sie sind sehr, sehr unberechenbar und dadurch auch gefährlich. Wenn es bei ihnen läuft, sind sie zuAußergewöhnlichem fähig“

Quelle: Sport1.de

Kommentieren