Pakistan und die Demokratie

Jahrelang pumpte der amerikanische Präsident George W. Bush jährlichzehn Milliarden US-Dollar nach Pakistan, in der Hoffnung, dieses Land würde durch eine Demokratie zum Sinnbild gegen den islamischen Terror werden.

Nachdem Pervez Musharraf den Ausnahmezustand in seinem Land ausrief, betrachtet man die Entwicklungen in Pakistan mit Besorgnis.

Aus dem Weißen Haus hat sich keiner mehr die Mühe gegeben, politisch rücksichtsvoll eine Ansprache zu formulieren. Der Sprecher des Weißen Hauses, Gordon Johndroe, beschrieb dieZustände in Pakistan als „sehr enttäuschend“, nachdem Pervez Musharraf den Ausnahmezustand in Pakistan ausgerufen hat.

Die Washington Post kommentierte, dass die Krise in Pakistan zu einem Alptraum für George W. Bush werden könnte, denn immerhin ist der islamische Staat im Besitz von Atomwaffen.Außerdem sollen in Pakistan immer mehr terroristische Vereinigungen sesshaft werden, gerade in jüngster Zeit fanden nahe dem afghanischen Grenzgebiet steigende Aktivitäten der Talibanstatt.

Am vergangenen Freitag versuchte die US-Außenministerin Condoleezza Rice,telefonisch den pakistanischen Präsidenten von seinen Plänen abzubringen. Auf einem Flug von Istanbul nach Israel konnte sie ihre Enttäuschung gegenüber Musharraf kaum verbergen.Gegenüber den anwesenden Reportern sprach sie von einer „höchst bedauerlichen Entscheidung“. Sean McCormack, der Sprecher der US-Außenministerin, fand dagegennoch deutlichere Worte. Er kritisierte den Schritt Musharrafs als „gravierenden Rückschritt bei der Demokratisierung des Landes“.

Mit der dramatischen politischen Entwicklung in Pakistan scheint für George W. Bush ein weiterer wichtiger Baustein seines Planes, eine neue Weltordnung unter der Führung derUSA, in Luft aufzugehen. Jahrelang, um genau zu sein seit 2001, hielten die Amerikaner an der „strategischen Partnerschaft“ zu Musharraf fest. Zehn Milliarden US-Dollar (sieben Milliarden Euro)floßen jährlich nach Pakistan, in der Hoffnung, Musharraf würde sein Land zurück in die Demokratie führen.

Der Ausruf des Ausnahmezustands und die Aufhebung der Verfassung hat genau dasGegenteil bewirkt, auch wenn Musharraf verspricht, die Demokratie schnellstmöglich wieder einzuführen. Allerdings soll es ihm nach Angaben der New York Times in Wirklichkeit um dieSicherung seiner Macht gehen. Durch eine verfehlte Beschwichtigungspolitik habe Musharraf außerdem das Erstarken der Al Kaida und der Taliban nahe der afghanischen Grenze in Kauf genommen, sodie New York Times.

Viele Zeitungen in den Vereinigten Staaten betiteln das Weiße Haus in Washington mit gescheiterten Plänen bei der Demokratisierung Pakistans. „Das Weiße Haus sitztin der Patsche […]. Der sorgsam erarbeitete Plan ist spektakulär gescheitert“, heißt es in der New York Times. In der Washington Post steht dagegen, dass die Ironie an dergesamten Geschichte darin liegt, dass Pakistan der Beweis für George Bushs These ist, wonach Diktaturen gefundenes Futter für extremistische Vereinigungen seien.

Der ehemalige Regierungsberater der USA warf sogar einen Blick in die Glaskugel: In seinen Augen sei Pakistan auf dem besten Weg zu einer autoritären Militärregierung, die nachhaltig um ihrLeben kämpfen müsse.

Nach Aussagen der Ex-Asienexpertin des Nationalen Sicherheitsrates, Xenia Dormandy, müsse Bush nun jederzeit damit rechnen, dass Musharraf endgültig gestürzt werde. Entweder wird dasMilitär dieser Aufgabe nachkommen oder das Volk Pakistans. „Ich wäre überrascht, wenn er sich noch sechs Monaten halten könnte“, so Dormandy.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Freitag zu einer Reise nachCrawford (Texas) aufbrechen, um den US-Präsidenten auf seiner Ranch zu besuchen. Vermutlich wird sie dort einen Mann antreffen, der ein paar harte Tage hinter sich gebracht hat. Inwieweit beidiesem Zusammentreffen die Pakistan-Krise zur Sprache kommen wird, bleibt abzuwarten.

Quelle: N24.de

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