Neues Tonband von Bin Laden

Dem arabischen Nachrichtensender al-Dschasira lag am Montagabend ein neues Tonband desal-Qaida-Chefs Osama Bin Laden vor. Darin kritisiert Bin Laden die Vorgehensweise seiner Dshihad-Kämpfer im Irak.

Aufgeregt zeigten sich die al-Qaida-Sympathisanten in den dshihadistischen Internetforen, als klar war, dass al-Dschasira ein neues Tonband ihres Chefs senden wird. „Was hat unsergeliebter Scheich zu sagen?„, „Was sind die Hauptpunkte seiner Rede?“ – auch für die Anhänger Bin Ladens kam das Tonband überraschend.

Kurz darauf war klar: Positives werden sie von ihrem Chef nicht zu hören kriegen. Bin Laden kritisiert in dem Tonband die Vorgehensweise der Mudschahidin im Irak. Sie sollen sich „unter einer Flagge vereinen“ und ihre Differenzen niederlegen. Dass sie das bisher nicht getan haben, sei die Vernachlässigung einer Pflicht und ein Fehler, so Bin Laden.

Noch nie hat sich der al-Qaida-Gründer so deutlich in den Streit der Mudschahidin im Irak eingemischt. Dieser schwellt zwischen der irakischen Qaida-Filiale und verschiedenen anderenislamistischen Dschihad-Gruppierungen, beispielsweise der „Islamischen Armee im Irak“ oder den „Brigaden der Revolution von 1920„. Al Qaida wirft denanderen Gruppen vor, dass sie sich ihnen nicht anschließen, während diese al Qaida vorwerfen, Dutzende ihrer Krieger verstümmelt oder getötet zu haben.

Jeder kann Fehler machen. Aber die besten sind jene, die ihre Fehler zugeben. Fehler wurden in jedem Dschihad gemacht, aber die Mudschahidin müssen sie korrigieren„,kritisiert Bin Laden und nimmt damit scheinbar seine eigenen Gotteskrieger nicht aus: „Ich rate mir selbst, allen Muslimen und auch den Brüden in al-Qaida dazu, extremeAnsichten in Bezug auf Menschen und Gruppen zu vermeiden.“ Damit will er darauf aufmerksam machen, dass sich die Gotteskrieger im Irak zu sehr an eigenen Interessen festhalten, anstatt sichauf das Wesentliche zu konzentrieren.

Nicht zum ersten Mal kommt damit Kritik von der al-Qaida-Führung an seine Mudschahiddin im Irak. Al-Qaidas Nummer zwei, Aiman al-Sawahiri, übte bereits vor Jahren Kritik an der irakischenal Qaida, da dessen Gründer, Abu Musab al-Sarkawi, zum unbedingten Terror gegen alle Shiiten, Zivilisten und Ungläubige aufrief. Bin Laden selbst hielt sich damals noch zurück, heutemoniert er zumindest die Streitigkeiten zwischen den islamistischen Gruppen.

Bin Laden meldete sich zuletzt vor sechs Wochen zu Wort. Zum Anlass des Jahrestages des 11. Septembers forderte er die Amerikaner auf, den Kapitalismus zu bekämpfen und sich zum Islam zubekehren. Ob das neue Tonband authentisch ist, wird noch von US-Behörden geprüft. Auch, wie lang das Band ist und wie es zum Nachrichtensender al-Dschasira gelangte, ist nochungeklärt.

Quelle: spiegel.de

Kommentieren