Prozessauftakt gegen Warren Jeffs

Eine gewöhnliche Verkehrskontrolle führte vor etwa einem Jahr zur Verhaftung von einem der meist gesuchtesten MännerAmerikas. Am Donnerstag begann nun der Prozess gegen Warren Jeffs, dem Führer der Polygamistensekte „Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“. Vorgeworfen wird ihmBeihilfe zur Vergewaltigung.

Viel weiß man nicht über die „Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter Day Saints“ (FLDS). Die strenggläubige Sekte schottet sich solide ab und gewährt Außenseiternkaum einen Einblick. Bekannt ist aber, dass Vielweiberei in der FLDS nicht nur gebilligt, sondern sogar gefordert wird. Sektenführer „Prophet“ Warren Jeffs, der 2002 nach dem Tod seines Vater“Prophet“ Rulon Jeffs die Führung der Gemeinde übernahm, predigt, dass nur Männer mit mindestens drei Ehefrauen ins Paradies einziehen können.

Folgen dieser „Glaubenslehre“ sind, nach den Aussagen ehemaliger Sektenmitglieder, erzwungene Ehen, Vergewaltigung und Kindesmissbrauch. Es gibt Berichte von erzwungenen Verheiratungen zwischen17-jährigen Mädchen und 50-jährige Männern. Jüngere Männer sollen sogar aus der Gemeinschaft verstoßen worden, damit sie die Frauenauswahl der Älteren nichtverringern. All dies Geschah unter der Regie und mit dem Segen des selbsternannten Propheten Warren Jeffs.

Nach einer intensiven Fahndung wurde Jeffs, gegen den Haftbefehle in Arizona und Utah vorlagen, schließlich am 29. August 2006, in Nevada, in der Nähe von Las Vegas bei einerVerkehrskontrolle aufgehalten und festgenommen. Nun läuft der Prozess gegen den 51-Jährigen.

Die Klägerin, die ihren Namen geheim halten will, wurde im Alter von 14 Jahren zur Ehe und zum Beischlaf mit ihrem fünf Jahre älterem Cousin gezwungen. Beim Prozessauftakterklärte die heute 21-Jährige, sie habe damals in Jeffs eine gottähnliche Autoritätsperson gesehen. Sie habe sich zwar geweigert, die Ehe zu vollziehen, konnte sich aber nichtgegen Jeffs durchsetzten, der sie aufforderte, ihrem Mann mit „Geist, Körper und Seele“ zu dienen.

Jeffs Anwältin Tara Isaacson zweifelt die Vergewaltigung an. Außerdem sieht sie keinen Bezug zwischen der Tat und ihrem Mandanten. Warren Jeffs habe keinen Einblick in die Geschehnisse infremden Schlafzimmern und erst recht keinen Einfluss auf das, was sich dort abspielt. Des Weiteren sei das Alter der Klägerin irrelevant, da das Gesetz von Utah den Geschlechtsverkehr mit14-Jährigen unter bestimmten Voraussetzungen gestattet.

Ob sie sich damit durchsetzten kann, ist allerdings fraglich. Immerhin werden gegen den Sektenführer noch weitere Prozesse geführt, unter anderem wegen Beihilfe zum MissbrauchMinderjähriger und Beihilfe zum Inzest.

Es liegt nun in der Hand der Geschworen, über die Schuld von Warren Jeffs zu urteilen. Sollten sie ihn für schuldig halten, drohen dem Angeklagten Haftstrafen zwischen fünf Jahren undlebenslänglich.

Quellen: Spiegel online | N-TV online

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