„Kirchenverbände und Gewerkschaften werden behandelt wie die Aussätzigen, das ist ein Skandal“, sagte Sebastian Wertmüller, der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Am Samstag fand in Bad Nenndorf eine Demonstration gegen den Gedenkmarsch einiger Neonazis statt, der zunächst verboten worden war und erst nach einigen Diskussionen stattfinden durfte. Weil nicht genügend Polizisten vorhanden waren, um die Kundgebungen der Rechtsextremisten sowie die Gegendemo in Bad Nenndorf unter Kontrolle zu halten, hatte der Landkreis Schaumburg am Mittwoch zunächst beide Demonstrationen verboten. Am darauf folgenden Tag entschieden sich die Verantwortlichen doch noch um: Die Rechten sollten demonstrieren dürfen, die Linken aber nicht. Als Grund nannten sie die größere Gewaltbereitschaft der linken Gruppierungen. Natürlich kamen prompt diverse negative Reaktionen aus der Politik und den Gewerkschaften.
Beschwerden von allen Seiten
Die SPD, die Grünen und der Landkreis Schaumburg kritisierten die Entscheidung heftig. Während die Grünen zu einem Frühstück am Rande der Nazidemonstration aufriefen, legte der Landkreis Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg ein. Der Antrag, der auch das Verbot des rechten Aufmarsches verbieten sollte, wurde allerdings abgelehnt.
Schließlich wurde erst am Freitag Abend die Erlaubnis für die Gegendemonstration vom Gericht in Lüneburg erteilt.
Die Demonstrationen
Rund 1.000 Menschen nahmen an der Demonstration gegen den Gedenkmarsch der Rechten teil, auch der Deutsche Gewerkschaftsbund beteiligte sich bei dieser Aktion. Die Menschen hielten Banner, auf denen beispielsweise stand: „Bad Nenndorf wehrt sich“ und „Deutsche Täter sind keine Opfer“. Auf Seiten der Rechten gab es in etwa 850 Beteiligte. Diese versammelten sich anschließend auf friedlichen Protestveranstaltungen und unternahmen ihren Marsch zum Bad Nenndorfer Winckler-Bad.
Die britische Armee hatte dort von 1945 bis 1947 Nationalsozialisten in einem extra eingerichteten Verhörzentrum vernommen. Die protestierenden Rechten empfinden dies anscheinend als „Kriegs- und Nachkriegsverbrechen“ der alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkrieges.
2009 hatten ca. 800 Neonazis ihren Gedenkmarsch angetreten und mussten sich mit 1.500 Gegendemonstranten beweisen. In diesem Jahr war die Polizei mit fast 2.000 Beamten im Einsatz, um die Proteste im Zaum zu halten. Zwei Sitzblockaden der Linksextremen mussten geräumt werden – mit ihnen sollte der Aufmarsch der Rechten verhindert werden. Außerdem hatten sich mehrere Demonstranten an einer Betonpyramide festgekettet, diese wurden befreit.
Quelle: NDR.de
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