Reaktorbau: Iran setzt Russland eine Frist

Teheran – Es herrscht Unzufriedenheit in der iranischen Regierungmit der Fertigstellung des Nuklearkraftwerks in Buschehr am Persischen Golf. Als Folge darauf setzt diese nun dem für den Bau des Atomkraftwerks verantwortlichen Russland eine Frist.

Binnen 20 Tagen soll das für den Bau des Atomkraftwerks in Buschehr verantwortliche Russland einen Zeitplan für die Inbetriebnahme des Reaktors vorlegen, so Mohammed Saidi, Vize-Chef deriranischen Atombehörde, heute in Teheran. Nicht nur das schnelle Liefern von Nuklearbrennstoff für das von russischen Firmen gebaute Kraftwerk wird von Moskau verlangt, auch will der Iranfür die Verzögerungen entschädigt werden.

Der erste Block des Nuklearkraftwerks könne mit dem neuen Jahrtausend ans Netzgehen, sagte Russland anfangs zu. Seitdem kam es aber stets zu Verzögerungen. Während die Vereinigten Staaten im Atomkonflikt mit dem Iran ihr Augenmerk auf ein schnelles Vorgehen desWeltsicherheitsrats legen, haben Russland sowie China bisher ein stricktes Handeln gegen Teheran verhindert.

Für utopisch erklärte der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad, dass die USA als Reaktion auf Teherans kontroverses Atomprogramm zu militärischen Methoden greifenwerden. Eine Offensive sei „sehr unwahrscheinlich“, weil die US-amerikanische Regierung wisse, dass Iran „ein starkes Land ist“, sagte Ahmadinedschadheute während seines Besuches in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens. Teheran sei trotz alledem auf einen Militärschlag der USA präpariert.

Das Volk Irans habe keine Angst, so der Präsident bei einem Treffen mitislamischen Geistlichen. Einer der Zuhörer forderte ihn auf, Atomwaffen zu entwickeln, da ja auch „die Feinde des Islams“ im Besitz solcher wären. Der Präsidentreagierte nicht auf jene Bemerkung, erklärte dennoch, dass auf Grund seines tiefen Glaubens „jeder junge Mann in der islamischen Welt eine Atombombe“ sei.

Quelle: Spiegel Online


Anmerkung der Redaktion:

Obwohl der Iran über die weltweit zweitgrößten Vorkommen an fossilen Energiequellen verfügt, wurde dort bereits in den 60er Jahren über deren limitiertesVorhandensein nachgedacht. Der damalige Schah Mohammad Reza Pahlavi kam selbst zu dem Resümee, dass Erdöl zu kostbar sei, um es zur Gewinnung von Energie zu verbrennen.

Diese Haltung war auch für die USA als (damals wie heute) größter Ölimporteur und als Exporteur von Nukleartechnologie günstig und somit wurde dasGerüst des iranischen Atomprogramms mit US-amerikanischer Hilfe erschaffen. Bereits im Jahre 1959 erhielt der Iran einen ersten Reaktor zwecks Forschung aus den Vereinigten Staaten vonAmerika.

1975 signierte der damaligeamerikanische Außenminister Henry Kissinger das National Security Decision Memorandum 292 zur US-amerikanisch-iranischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Nukleartechnologie. Es erläutertdie Details des Verkaufs von Nukleartechnik im Wert von über 6 Milliarden US-Dollar an den Iran.

Trotz der amerikanischen Bemühungen waren es westdeutsche Konzerne, die 1974 einen Vertrag über den Bau des ersten iranischen Kernkraftwerks nahe der Stadt Buschehrabschlossen. Die Arbeiten wurden jedoch durch die Islamische Revolution und den ersten Golfkrieg sistiert. 1990 begann der Iran, Ausschau nach neuen internationalen Partnern für seinAtomprogramm zu halten. 1995 unterzeichnete der Iran einen Vertrag mit Russland über die Fertigstellung des Reaktors von Buschehr – sie dauert bis heute an.

Quelle: Wikipedia

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