Bangkok hat Angst vor einem Blutbad

Montag Morgen und es herrscht gespenstische Stille in Bangkok. Wie eine Geisterstadt scheint die bei Touristen beliebte und sonst so belebte Metropole in einer Spirale gefangen. Der Premierminister hat den Einwohnern zwei Tage Urlaub verordnet, auch etwa 400 Schulen sollen eine Woche geschlossen bleiben.

Die Entscheidungsschlacht um das Geschäftsviertel steht unmittelbar bevor – bis 15 Uhr sollten sich die Aufständischen zurückgezogen haben. Frauen und Kinder hätten ungehindert gehen dürfen, Männer dagegen hätten sich registrieren lassen müssen, bevor sie abgezogen wären. Doch nach wie vor wehen die roten Fahnen der Besetzer auf ihren Barrikaden. Weit und breit sind kaum Menschen zu sehen, Polizisten und Soldaten sind weit weg – die Einwohner haben Angst, denn was nach dem Verstreichen der Frist passieren wird, ist noch unklar.

Die Strategie der Regierung wird vermutlich nicht aufgehen

Abhisit Vejjajiva, der Premierminister, ist sich seiner Sache sehr sicher und vermutet, dass den eingekesselten Besetzern so langsam die Nahrung ausgehen müsste. Doch er täuscht sich, denn hinter Befestigungsanlagen aus Bambusstöcken, Stacheldraht und Reifen brutzeln Hähnchen auf dem Grill, „Beef Salate“ mit Reis und Getränke aller Art werden vom „Pattaya City Democracy Club“ kostenlos verteilt. Die Strategie des Aushungerns wird nicht aufgehen.

Katz-und-Maus-Spiel in Bangkok

Die Lage ist unüberschaubar. Zwar haben sich die Reihen der Besetzer gelichtet, doch können sie an einem anderen Ort wieder auftauchen und Barrikaden errichten, um ihre Gegner zu verwirren. Eine Alternative zur friedlichen Lösung der Straßenkämpfe wäre der Vormarsch der Soldaten. Jedoch besteht die Sorge, dass dieser Vorgang nicht ohne größeres Blutvergießen von Statten ginge, seien doch selbst bei Räumungen von Kreuzungen jedes Mal Tote und Verletzte zu beklagen gewesen. Bislang liegt die Zahl der Todesopfer bei 35 und es gibt 242 Verletzte.

Ausschreitungen in der Nacht

Auch wenn die Nacht verhältnismäßig ruhig war, gab es dennoch Gefechte. Ein 34-jähriger Regierungsgegner, der bereits seit zwei Monaten eine Barrikade verteidigt, erzählt: „Es begann gegen halb zehn gestern Abend und dauerte eine gute Stunde – sie schossen auch mit Panzerfäusten und Gewehrgranaten.“ Weiter berichtet er, dass gestern zwei Menschen, die lediglich die Straßenseite wechseln wollten, von Scharfschützen nieder gestreckt wurden. Das zeigt, wie erschreckend die Lage in Bangkok derzeit ist.

Hilfe von der Uno

Verzweifelte Oppositionelle bitten die Uno um Hilfe, allerdings hat das deutsche Auswärtige Amt bisher nur Reisewarnungen für Thailand ausgesprochen und die Amerikaner haben ihr Botschaftspersonal evakuiert. Premierminister Abhisit lehnt eine Einmischung der Uno allerdings strikt ab. Er erklärt, dass das interne Probleme seien, die die Regierung alleine klären müsse – wenn nötig auch mit Gewalt. Einer der Demonstranten sagte allerdings: „Wir haben keine Wahl mehr, wenn wir diese Schlacht nicht gewinnen, verlieren wir alles: unseren Job und unsere Freiheit – Gerechtigkeit gibt es nicht in diesem Land.“

Quelle: Spiegel.de

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