Viel Optimismus und Enthusiasmus wird dieser Tage von Südafrikanern auf allen Ebenen verbreitet, um dem häufig negativen Bild der ausländischen Medien über die Sicherheitslage im Land kurz vor der WM entgegenzuwirken. „Ich weiß wirklich nicht, warum alle Welt so pessimistisch ist„, ärgert sich Helen Zille, Premierministerin der Provinz Westkap und frühere Bürgermeisterin von Kapstadt.
Ebenfalls kritisiert sie, dass die Länder des afrikanischen Kontinents oft über einen Kamm geschert werden.“Wenn es in Angola einen Übergriff auf einFußballteam gibt, heißt das doch nicht, dass es in Südafrika zur WM nicht sicher sein wird„, sagt Zille. „In Europa zieht man schließlich auch keine Rückschlüsse auf Deutschland, wenn in Griechenland etwas passiert.“
Und tatsächlich gehen Politiker und Sicherheitsexperten gleichermaßen von einer stabilen Sicherheitslage während der WM aus. Weder während der Rugby- oder Cricket-WM noch anderer Großveranstaltungen habe es in der Vergangenheit Übergriffe auf Fans gegeben, betont Zille. Obwohl die Fußball-WM ein noch größeres Event darstellt, „werden wir dafür sorgen, dass alle unsere Gäste – egal ob Teams, Fans oder Medienvertreter – bei uns sicher sind„, sagt Chef-Organisator der WM, Danny Jordaan.
Immerhin habe die südafrikanische Regierung mehr als 100 Millionen Euro in Sicherheitsmaßnahmen investiert. Vishnu Naidoo, Sprecher der Polizei in Südafrika, geht sogar so weit, von der „sichersten WM aller Zeiten“ zu sprechen. Im gesamten Land würden während der WM rund 193.000 Polizisten eingesetzt, 45.000 stünden als Reserve bereit. Überall wurden zudem zahlreiche Überwachungskameras in den Innenstädten Südafrikas installiert, 223 davon allein zusätzlich in Kapstadt, wie Plato sagt.
Johan Burger, Wissenschaftler vom Institut für Sicherheitsstudien in Pretoria, spricht in diesem Zusammenhang von einer „Sicherheitsdecke„, die über Südafrika geworfen werde. Anhand einer Statistik stellt er zudem klar, dass die Mordrate im Land in den vergangenen Jahren stetig gesunken sei. Mit 18.000 Morden pro Jahr sei Südafrika zwar noch immer unter den Ländern mit der höchsten Mordrate. „Tatsächlich geschehen diese Delikte meist aber in den Townships unter Menschen, die sich kennen.“ Eine daraus resultierende Gefahr für Touristen sieht er nicht.
Trotz aller ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen appellieren Politiker und Sicherheitsexperten an die Vernunft der Fans. Denn betrachtet man die kriminellen Zwischenfälle in Südafrika insgesamt, so handelt es sich nach Auskunft Burgers zum größten Teil um Diebstähle und Raubüberfälle auf der Straße. Darin sehe er die größte Gefahr für die Besucher, sagt der Sicherheitsexperte und betont zugleich: „Jeder Fan kann das Risiko, Opfer eines Überfalls auf der Straße zu werden, aber selbst in Grenzen halten.“ Sorät er dazu, sich von Einheimischen sagen zu lassen, welche Orte sicher sind und welche nicht. Townships sollten in jedem Fall besser gemieden werden, und generell gelte, sich bestenfalls immerin einer größeren Gruppe zu bewegen und möglichst nichts Wertvolles öffentlich zur Schau zu stellen. „Eine teure Kamera über der Schulter lädt geradezu dazu ein, sie zu klauen„, sagt er. Außerdem sei es sinnvoll, nicht zu deutlich zu zeigen, dass man ein Fremder sei. Burger fügt hinzu: „Wenn man als deutscher Fan mit Trikot ins Stadiongehen will, dann sollte man den direkten Weg dorthin wählen und für das Feiern danach in der Stadt möglicherweise ein anderes Outfit wählen.“ Wer sich an diese Regeln halte, werde wahrscheinlich auch sicher sein. (ddp/RauteMusik)
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