Stromausfall wegen Cannabis-Plantage

Berlin. Den Drogenfahndern hilft beim Aufdecken von illegalen Cannabis-Plantagen meist noch der Zufall. Als in Heidenrod-Huppert im Rheingau im vergangenen Jahr plötzlich die Stromversorgung zusammenbrach, wurde die Ursache in einer alten Fabrikhalle vermutet. Die Polizisten stießen zu ihrer Überraschung auf eine große Cannabis-Plantage.

3600 Pflanzen wurden gezählt. Seit dieser Woche müssen sich zweiMänner wegen des Drogenanbaus vor dem Wiesbadener Landgericht verantworten. Sie sollen seit Ende 2007 auf zwei Ebenen in dem Gebäude Cannabis angepflanzt haben. In den vergangenen Monaten meldeten Polizeidienststellen quer durch Deutschland fast wöchentlich neu entdeckte Cannabis-Flächen -vor allem in alten Gebäuden, Kellerräumen,Containern oder auch in Mietwohnungen.

Die Zahl der gefundenen Anbauflächen nimmt deutlich zu, bestätigt das Bundeskriminalamt (BKA) auf Anfrage. 2008 flogen bundesweit 517 illegale Plantagen auf. Das waren rund 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Neuere Zahlen gibt es noch nicht. Als Plantage gilt eine Fläche ab 20 Pflanzen. Aus den Blüten und den Blättern der Hanf- oder auch Cannabispflanze werden dabei Marihuana, aus dem Harz Haschisch hergestellt. „Die Zufallsfunde bei Bränden oder Wasserschäden werden jedoch immer seltener„, sagt die für Drogen zuständige BKA-Referatsleiterin Marion Gradowski im ddp-Interview in Wiesbaden.

In der jüngsten Vergangenheit habe die „verstärkte Sensibilisierung der Strafverfolger und der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Wahrnehmung solcher Anlagen geschärft“. Den Drogen-„Gärtnern“ wird Ermittlern zufolge dabei oft zum Verhängnis, dass sie für die Zucht Ventilatoren, Wachstumsleuchten und Belüftungsfilter installieren und die Fenster abdunkeln, damit die Pflanzen rund um die Uhr wachsen können.“Durch den Anbau von Cannabis in sogenannten Indoor-Plantagen lassen sich deutlich höhere Produktionsmengen und Tetrahydrocannobinol (THC)-Gehalte bei den Pflanzen erzielen, was die Gewinnmargen erhöht„, sagt Gradowski. Die THC-Substanz macht die Konsumenten „high„.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) spricht von einem „lukrativen Betätigungsfeld mit guten Renditen für die Betreiber„. Die Anlagen würden oft in wenig besiedelten Gegenden auf dem flachen Land angelegt, wo „kein großer polizeilicher Fahndungsdruck“ bestehe, sagt der BDK-Vizechef Bernd Carstensen. Dennoch werde von der Polizei mehr entdeckt, „weil es mehr zu entdecken gibt“.„Grundsätzlich handelt es sich beim Cannabisanbau um ein flächendeckendes Phänomen in Deutschland. Vor allem bei den Indoor-Profi- und Großplantagen ist allerdings noch immer ein Schwerpunkt in den grenznahen Regionen zu den Niederlanden erkennbar“, sagt BKA-Kriminaldirektorin Gradowski.

Es sei der Anreiz der „marktnahen Herstellung“, durch die das mit dem grenzüberschreitenden Schmuggel verbundene Entdeckungsrisiko nahezu ausgeschlossen werde. Osteuropäer fungierten nicht selten als Erntehelfer. Ansonsten agierten in diesem Geschäft vor allem Deutsche. Jedoch beobachte die Polizei seit geraumer Zeit, dass verstärkt Vietnamesen in Geschäft involviert seien, sagte Gradowski. Erst vor zwei Wochen haben Beamte des Sondereinsatzkommandos (SEK) im sächsischen Hainichen eine Indoor-Plantage gestürmt, in der zwei Deutsche und zwei aus Vietnam stammende Männer tätig waren. Sie werden verdächtigt, seit Monaten im Keller einer Diskothek Betäubungsmittel hergestellt zu haben. Dazu sollen sie in drei Räumen die Aufzuchtanlage mit schätzungsweise 1000 fast erntereifen Cannabispflanzen betrieben haben. (ddp)

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