Jahresrückblick – Das war der September 2009

Kuschelkoalition ade. Nach dem doch sehr zurückhaltenden Wahlkampf schlug im September die Stunde der Wahrheit für die deutschen Parteien. Für einige war das Ergebnis der Bundestagswahl dann aber doch ein schwerer Schlag in die Magengrube. Nach der tödlichen Attacke zweier Jugendlicher in der Münchner U-Bahn wird dem Opfer postum der bayrische Verdienstorden verliehen, um sein Andenken zu wahren.

Nach dem tödlichen Übergriff an einer Münchner S-Bahn Station werden immer mehr Stimmen laut, die eine Verschärfung der Überwachung von S- und U-Bahnstationen sowie Zügen fordern. Der 50-jährige Dominik Brunner stand einigen Kindern bei, die von Jugendlichen bedroht wurden. Für seinen Akt der Zivilcourage musste der Geschäftsmann mit seinem Leben bezahlen. Nachdem er mit den bedrohten Kindern den Zug verlassen und die Polizei gerufen hatte, prügelten die beiden Jugendlichen auf den Mann ein und fügten ihm durch Schläge und Tritte tödliche Verletzungen zu.

Um seinen selbstlosen Akt von Zivilcourage im öffentlichen Gedächtnis zu behalten, wurde Dominik Brunner postum der Bayrische Verdienstorden verliehen. „Das gesamte bayerische Kabinett verneigt sich mit Respekt und in Hochachtung vor dem Opfer von Solln. Wir alle sind fassungslos über das brutale und abscheuliche Verbrechen„, erklärte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Der sinnlose Tod des Geschäftsmannes und Familienvaters macht deutlich, dass sich zwei Pole der Gesellschaft immer weiter von einander entfernen. Das Schlimme daran ist: Die Bluttat von Solln war nicht der einzige gewalttätige Übergriff in Nahverkehrszügen 2009 und wird vermutlich auch nicht der letzte gewesen sein.

Tag der politischen Wahrheit

Am 27. September war es nach vier Jahren großer Koalition soweit: Das stimmberechtigte Volk war dazu aufgerufen, die Zusammensetzung des Bundestages neu zu bestimmen. Nach dem enttäuschenden Wahlkampf der beiden großen Volksparteien CDU und SPD, die die Drecksarbeit von ihrem jeweiligen zukünftigen Koalitionspartner machen ließen, wurde von vielen Experten ein spannender Wahlabend erwartet.
Das Ergebnis viel am Ende für die beiden Volksparteien ziemlich ernüchternd aus.

Beide Parteien mussten Einbußen hinnehmen und fuhren ihr jeweils schlechtestes Wahlergebnis in der Geschichte ein. Trotzdem reichte es für CDU/CSU mit nur noch 33,8 Prozent zum Sieg. Die SPD rutschte auf magere 23 Prozent ab. Auch die Wahlbeteiligung erreichte mit gerade einmal 70,8 Prozent einen historischen Tiefstand. Als Sieger gingen ganz klar die drei kleineren Parteien FDP, Grüne und die Linkspartei hervor. Alle drei konnten ihre Ergebnisse im Vergleich zur letzten Wahl zum Teil deutlich verbessern und erreichten jeweils über zehn Prozent der Stimmen.

Neues aus dem Kochtopf der EU

Vor ungefähr 169 Jahren gab es die ersten Prototypen. Seit mehr als hundert Jahren sind sie eigentlich nicht mehr Wegzudenken. Sie schufen ein behagliches und warmes Klima im Winter und nachts. Trotzdem war ihr Ende unausweichlich. Ihr Stromverbrauch war beachtlich und Ihr Wirkungsgrad, gemessen an der hineingesteckten Energie, doch recht bescheiden. Seit September dürfen sie daher in der EU nicht mehr produziert werden, obwohl die Nachfolgetechnologien in vielen für das menschliche Wohlfühlen wichtigen Bereichen noch weit hinterherhinken. Eine kleine Gnadenfrist haben aber zumindest die leistungsschwächeren Glühbirnen noch. Alles unter 75 Watt darf weiterhin produziert und verwendet werden. Doch auch diese Birnen sollen in den kommenden Jahren nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden.

Von rechts nach links

Umgewöhnen müssen sich seit September die rund 180.741 Bewohner des im südlichen Pazifik nahe Neuseeland gelegenen kleinen Inselstaates Samoa. Die dortige Regierung hat beschlossen, dass die in den größten Teilen der Welt gängigen Autos, welche das Steuer auf der linken Seite haben, zu teuer im Import sind. Daher müssen nun alle Autos auf der linken Seite fahren. Die Begründung für diese ungewöhnliche Änderung des Verkehrssystems ist, dass man so auf die scheinbar deutlich billigeren Autos aus England, Japan und Neuseeland, die das Steuer bekanntlich rechts haben, zurückgreifen kann. Samoa ist im Übrigen erst seit etwa 40 Jahren unabhängig und gehört heute zum Commonwealth. Davor gehörte die Inselgruppe zu Neuseeland. Der östliche Teil der Inselgruppe gehört seit 1899 zum Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika.

Festnahme in der Schweiz

Der international bekannte Filmregisseur Roman Polanski wird am Flughafen in Zürich festgenommen. Er war dort auf dem Weg zum 5. Zürcher Filmfestival um eine Ehrung für sein Lebenswerk in Empfang zu nehmen. Gegen den 76-jährigen Oscar-Preisträger lag ein mehr als 30 Jahre alter Haftbefehl aus den USA vor. Polanski wird vorgeworfen 1977 in den USA eine 13-Jährige vergewaltigt zu haben. Nachdem er in einer ersten Vernehmung zugegeben hatte, in der Villa eines Bekannten ein Mädchen mit Champagner und Drogen zum Sex überredet zu haben, floh er 1978 nach Frankreich und ist seit dem nicht mehr in die USA eingereist. Aus amerikanischen Juristenkreisen heißt es, dass es keine Verjährungsfrist für vorsätzliche Vergewaltigung gibt. Sollte Polanski an die vereinigten Staaten ausgeliefert werden, drohen ihm dort bis zu vier Jahren Haft.

Sportliche Höhen und Tiefen

Mit einem fulminanten 6:2-Erfolg über England konnten sich die deutschen Fußballfrauen zum fünften Mal in Folge und zum siebten Mal insgesamt die Europameisterschaft sichern. Damit blieben die Frauen schon zum 26. Mal in Folge ungeschlagen. Davon können sich die männlichen Spieler um Joachim Löw noch eine ganze Scheibe abschneiden.

Auch in der Formel 1 ging es heiß her. Nachdem sich die Vorwürfe gegen Flavio Briatore, ehemaliger Formel-1-Teamchef bei Benetton und Renault, erhärtet hatten, schloss ihn die FIA auf Lebenszeit aus der Formel 1 und anderen FIA-Veranstaltungen aus. Sein ehemaliges Team Renault F1 wird zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Hintergrund ist dass Briatone in der Formel-1-Saison 2008 beim Rennen in Singapur seinem Fahrer Nelson Piquet Junior befohlen hatte, absichtlich einen Unfall zu bauen, um damit seinem Teamkollegen Fernando Alonso den Sieg zu ermöglichen.

Quellen: Abendblatt.de, Welt.de, focus.de, Tagesschau.de, Spiegel.de

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