Nach 38-jähriger Besatzung ist die Räumung der letzten noch bewohntenjüdischen Siedlung im Gaza-Streifen abgeschlossen. Die israelische Armee räumte heute friedlich die Siedlung Nezarim.
Nezarim liegt im Zentrum des Gaza-Streifens und wurde oft Ziel palästinensischer Angriffe. Jedoch verlief die Räumung, entgegen den vorherigen in der letzten Woche, friedlich. In Nezarimhielten sich ca. 60 Familien und 200 Sympathisanten auf. Des Weiteren galt diese Siedlung als eine Behausung für Hardliner. Die Bewohner beteten zuvor noch in einem zweistündigen Gebetzusammen mit den Soldaten, danach zogen sie unter Tränen in einer langen Prozession durch die Enklave. Anschließend verließen sie in Bussen und Fahrzeugen ihre Heimat. „Wir gehen gegen unseren Willen, wir tun es aber nicht gesenkten Hauptes“, sagte Rabbiner Zion Zion-Tauil.
Die Israelis erwartet jedoch bald wieder massiver Widerstand. Gegen diesen rüstet sich aber das Militär im Westjordanland bereits.
Dort bereiten sich unterdessen Hunderte Gegner der Abzüge, die so genanntenUltranationale, auf das anrückende Militär vor, welches am Dienstag die Siedlungen Sanur und Homesch räumen will. Es sei mit ungefähr 2.000 jugendlichen Ultranationalen zurechnen. Schon heute wurden knapp 200 Jugendliche festgenommen, unter denen mehrere entflammbare Stoffe, Nägel und Farbdosen dabei hatten, so heißt es aus Angaben desMilitärrundfunks.
Scharon strebt nach Erweiterungen von Siedlungen
Ministerpräsident Ariel Scharon erklärte, dass er die großenSiedlungsblocks Maaeeh Adumim bei Jerusalem und Ariel nördlich von Tel Aviv erweitern will. „Der Ariel-Block wird für immer ein Teil Israels bleiben, territorial verbundenmit Israel“, zitierte die Jerusalem Post den Ministerpräsidenten. Nun liege das Hauptaugenmerk darauf, die Verhandlungen über den internationalen Friedensplan, auch Roadmap genannt,wieder aufzunehmen.
Israel ist laut dem Friedensplan allerdings auch verpflichtet, die Siedlungen nicht auszubauen. Bei den Palästinensern baut sich Misstrauen gegenüber Israel auf. Sie befürchten, dassIsrael seine Kontrolle über das Westjordanland nach dem Gaza-Abzug verstärkt und dadurch die Gründung eines eigenen Staates in weite Ferne rücken könnte.
Quelle: Spiegel Online | WeltOnline