Mit rund 32 Prozent mehr Niederschlägen und eher aprilhaftem Wetter entsprach der März 2009 nicht unbedingt dem langjährigen Durchschnitt. Leider wurde der Monat nicht nur vom unbeständigen Wetter, sondern vielmehr noch von traurigen und schockierenden Meldungen aus Deutschland geprägt.
Am Vormittag des 11. März 2009 stürmte der 17-jährige Tim Kretschmer seine ehemalige Schule, die Albertville-Realschule in Winnenden, und tötete bei seinem Amoklauf 15 Menschen, darunter acht Schülerinnen und eine Lehrerin. Nach einer etwa dreistündigen Flucht, auf der er weitere sechs Menschen erschossen hatte, nahm er sich am Ende auf dem Parkplatz eines Autohauses im rund 40 Kilometer entfernten Wendlingen das Leben. Die Öffentlichkeit reagierte schockiert und fassungslos auf die Tat des 17-Jährigen, der 2008 an der Albertville-Realschule seine mittlere Reife gemacht hatte.
Zur Trauerfeier für die Opfer kamen über 8.500 Menschen nach Winnenden. Darunter auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie ihr Stellvertreter Frank Walther Steinmeier. Ebenso waren auch Ministerpräsident Günther Oettinger und der gesamte Landtag von Baden-Württemberg anwesend.
Im Zuge der Aufarbeitung der Geschehnisse von Winnenden brannte wieder eine Diskussion um sogenannte „Killerspiele“ auf. Ebenso wurde eine Verschärfung des Waffenrechts diskutiert. Gegen den Vater des Amokläufers wird derzeit wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Die Tatwaffe war anscheinend nicht in einem entsprechenden Waffenschrank gelagert, sondern im Nachttisch des Vaters.
Einsturz des Kölner Stadtarchives
Bereits eine Woche davor waren in Köln das Stadtarchiv und zwei angrenzende Wohnhäuser eingestürzt. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben. Als Ursache wird der in der unmittelbaren Nähe stattfindende Bau der neuen Nord-Süd-Stadtbahn vermutet. Rund 90 Prozent der im größten kommunalen Archiv nördlich der Alpen gelagerten Dokumente wurden beim Einsturz verschüttet. Viele dürften wohl für immer verloren sein.
Das städtische Archiv in Köln übernahm, verwahrte und erschloss bereits seit dem Mittelalter Dokumente von historischer Bedeutung. Das älteste Stück, eine Urkunde, stammte aus dem Jahre 922. Geologische Erkundungen haben ergeben, dass sich noch in über 30 Metern Tiefe verschüttetes Archivmaterial befindet. Die bisherigen Bergungsarbeiten haben bereits weit über sechs Millionen Euro gekostet. Trotz der immensen Kosten soll die Bergung um jeden Preis fortgesetzt werden.
Wahlcomputer sind verfassungswidrig
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat festgestellt, dass der Einsatz von Wahlcomputern bei der letzten Bundestagswahl verfassungswidrig war. Er habe gegen den Grundsatz der Öffentlichkeit der Wahl verstoßen. Die momentane Technik der Wahlcomputer sei zu mängelbehaftet und zu schwer zu kontrollieren, urteilte das Gericht. Bereits im Vorfeld hatte es Proteste und Warnungen wegen Mängeln an den Geräten gegeben. Somit werden wir auch in Zukunft wieder oder auch weiterhin mit Papier und Stift über unsere politische Führung abstimmen.
Datenaffäre bei der DB lässt Köpfe rollen
Ende März, nachdem weitere brisante Details über die Erhebung und Nutzung personenbezogener Mitarbeiterdaten bekannt geworden waren, bot der amtierende Bahnchef Hartmut Mehdorn wegen des starken öffentlichen Druckes auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin seinen Rücktritt an. Neuer Vorstandsvorsitzende des Unternehmens wurde Rüdiger Grube, der davor unter anderem für Daimler und EADS tätig war.
Nach der Übernahme des Postens betonte er, dass er einen Neuanfang suche. So wurde unter anderem dem Datenschutz durch die Schaffung neuer Vorstandsressorts eine stärkere Bedeutung beigemessen. Zudem mussten im Laufe der folgenden Wochen weitere Vorstände des Konzerns ihre Posten räumen.
Exkommunikation nach Abtreibung
Die brasilianische Öffentlichkeit reagierte empört auf die Exkommunikation der Mutter eines 9-jährigen römisch-katholischen Mädchens sowie des behandelnden Ärzteteams. Das Mädchen hatte nach einer Vergewaltigung ihre Zwillinge abgetrieben, um nicht selber in Lebensgefahr zu geraten. Trotz der Natur des Falles müsse die Kirche an ihrer Ablehnung der Abtreibungen festhalten, erklärte Erzbischof Jose Cardoso Sobrinho. Der Schwangerschaftsabbruch sei aus Sicht der Kirche ein Verbrechen und „Gottes Gesetz“ stehe über den Gesetzen der Menschen, erklärte er im Fernsehen.
Abtreibungen sind in Brasilien allgemein nur in Ausnahmefällen gestattet, unter anderem nach einer Vergewaltigung. Jährlich sterben daher tausende Frauen in dem Land an den Folgen heimlicher Abtreibungen. Versuche des Gesundheitsministeriums, die Gesetze zu liberalisieren, scheiterten bisher am starken Widerstand der Katholischen Kirche, die in Brasilien einen hohen Machtstatus besitzt.
Kepler-Teleskop startet
In Cape Canaveral startete das Kepler-Teleskop, welches nach erdähnlichen Planeten in der Milchstraße suchen soll. Die NASA erhofft sich bereits in den nächsten drei Jahren von dem Teleskop Hinweise auf möglicherweise bewohnbare Planeten in unserer Galaxie. „Die Mission versucht eine Frage zu beantworten, die so alt ist wie die Zeit: Gibt es da draußen noch andere Planeten wie unseren?“, sagte ein NASA-Sprecher. Um seine Aufgabe erfüllen zu können, wurde das Teleskop mit einem Superauge, einer 95-Megapixel-Digitalkamera, ausgestattet. Diese ist in der Lage, selbst minimale Lichtschwankungen zu registrieren. Die Kosten des prestigeträchtigen Projektes sollen sich auf etwa 480 Millionen Euro belaufen.
Quellen: Wikipedia.org, 2, 3; Spiegel.de, 2; Tagesschau.de
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