Militärtransporter A400M hebt mit über zweijähriger Verspätung ab

Sevilla/Brüssel (ddp). Nach mehr als zweijährigerVerspätung hat der Prototyp des neuen Militärtransporters A400M am Freitag am spanischen Himmel über Sevilla seinen Jungfernflug absolviert. Es handelt sich um das größteund aufwendigste europäische Militärprojekt. Sieben Nationen – Deutschland, Frankreich, Spanien, Großbritannien, die Türkei, Belgien und Luxemburg – wollen 180 Maschinen zumPreis von mehr als 20 Milliarden Euro bestellen. Deutschland hätte mit 60 Flugzeugen die größte Order. Allerdings ist das Vorhaben wegen der Verspätung und einer Kostensteigerungvon über fünf Milliarden Euro noch nicht endgültig besiegelt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ am Freitag offen, ob das Prestigeprojekt der EADS noch umgesetzt wird. Allerdings liege es nicht primär an den A400M-Staaten, sondern an demUnternehmen, Klarheit zu schaffen. Die Kunden ließen sich nicht auf eine "beliebig lange Wartebank" schieben. Zugleich sei der Erstflug des Militär-Airbus erfreulich: "Esist eine gute Nachricht, wenn er schon mal von der Erde weggekommen ist." Seit Jahren gibt es zwischen den europäischen Regierungen und den Flugzeugbauern, dem Luft- und RaumfahrtkonzernEADS und dessen Tochter Airbus, einen Milliardenpoker um die enorm gestiegenen Kosten. Dabei geht es um die Frage, wer die entstandenen Mehrkosten in Höhe von 5,3 Milliarden Euro übernimmt.Davon könnten auf Deutschland bis zu 1,7 Milliarden Euro entfallen. Die Verteidigungsstaatssekretäre der Vertragsnationen verständigten sich am Rande des Jungfernfluges in Sevilla aufgemeinsame Positionen, die in der kommenden Woche an EADS übermittelt werden. Der Konzern werde dann gebeten, bis Ende 2009 hierzu eine verbindliche Stellungnahme abzugeben, sagte ein Sprecherdes Bundesverteidigungsministeriums. Über Details sei Stillschweigen vereinbart worden. Rüdiger Wolf, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, deutete im Gespräch mit"Handelsblatt Online" Entgegenkommen gegenüber EADS an. "Anpassungen bei der Preisindexierung, etwa für Rohmaterialien, sind im Rahmen des Vertrages möglich",sagte Wolf. Er fügte zugleich hinzu: "Es ist für uns aber klar, dass der Großteil der ermittelten Mehrkosten von fünf Milliarden Euro bei der Industrie verbleibenmüssen", fügte er an. Er zeigte sich "sehr optimistisch", dass das Programm zum Erfolg geführt werden könne. (ddp)

Schlagworte: , ,

Kommentieren