Killerspiele erneut im Kreuzfeuer

Die Diskussion um Killerspiele und deren Einfluss auf Jugendliche ist nichtsNeues. Doch nun schalten sich Psychotherapeuten ein: Sie fordern ein Verbot der Killerspiele und vergleichen sie mit Kinderpornographie.

Ein mittlerweile gewöhnliches Szenario in deutschen Jugendzimmern: Der Jugendliche sitzt vor dem Rechner, die Kopfhörer sitzen auf den Ohren und auf dem Bildschirm wird mit einer Waffe aufPixelmännchen gezielt. Stunden können Jugendliche mit dem Spielen von Killerspielen verbringen.

Immer wieder wird diskutiert, ob das ständige Geballere Einfluss auf diePsyche der Spielenden hat. Die Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG) äußerst sich nun auch zu dem Thema und sagt in Person vonSozialpädagogin Elke Ostbomk-Fischer: „Killerspiele sind Landminen für die Seele!“ Und: „Die Kinder verlieren ihr natürlichesMitgefühl.“ Deswegen fordert die GwG nun ein Verbot der Killerspiele.

Sind Killerspiele wie Kinderpornographie?

In einer Pressemitteilung erhebt die Gesellschaft schwere Vorwürfe: Die Spielebranche habe großes Interesse daran, dass die Killerspiele nicht verboten würden, unterstützt werdensie dabei von Wissenschaftlern „die der Computerindustrie nahestehen„, wie es in der Pressemitteilung heißt. Konkrete Namen der Wissenschaftler werden nicht genannt,GwG-Sprecherin Ursula Reinsch verweist lediglich auf das Projekt „Spielraum“ von der Fachhochschule Köln, das der „Entwicklung der Medienkompetenz vonEltern, Erziehern, Lehrern und Pädagogen in Hinblick auf Computer- und Videospiele“ dienlich sein soll. Finanziert wird dieses Projekt unter anderem von Nintendo und ElectronicArts.

Weiterhin vergleicht die GwG Killerspiele mit Kinderpornographie. In ihremAnschreiben zur Pressemitteilung heißt es: „Brutale Computerspiele, Killerspiele – verharmlosend ‚Ballerspiele‘ genannt -, müssen genauso gesetzlich verboten werden wieKinderpornografie. Killerspiele töten nicht nur jugendliches Mitgefühl, sondern zerstören den Grundkonsens einer humanen Gesellschaft.

Um das Verbot der Killerspiele zu verhindern, ziehe sich die Industrie auf den Standpunkt zurück, dass die Spiele ein Kulturgut seien. Nicht erwähnt wird allerdings, dass auchbestechungsunverdächtige Institutionen, wie beispielsweise der deutsche Kulturrat, sich auf diese Position stellen.

Persönliche Erfahrungen

Einen wissenschaftlichen Rückhalt, dass Killerspiele die Psyche der Jugendlichen wirklich so verändert, haben die Therapeuten von der GwG jedoch nicht. Ursula Reinsch spricht lediglich voneiner Studie, in der die Arbeit der USK (Unterhaltungs-Software Kontrolle) kritisiert wird. Ein Zusammenhang zwischen Killerspielen und Gewalthandlungen wird darin allerdings nicht hergestellt.Initiiert wurde die Forderung des Verbots lediglich aufgrund persönlicher Erfahrungen der Therapeuten in ihren Praxen.

Killerspiele sind nur ein Faktor

In der Tat befassen sich die meisten wissenschaftlichen Studien eher mit dem Thema der Suchtgefahr von Computer- und Videospielen. Doch in diesen Studien geht es weniger um Killerspiele, die von derGwG verteufelt werden. In einer Studie der Uni Potsdam stellte man fest, dass es durchaus einen Zusammenhang zwischen gewalthaltigen Spielen und aggressiven Gedankeninhalten gibt. Die Killerspieleseien jedoch nur einer von vielen Faktoren, die aggressives Verhalten bedingen, so die Studie.

Nur in einem Punkt sind sich alle einig: Es muss ein funktionierender Jugendschutz her, denn einem wirklichen Verbot von Killerspielen sind große verfassungsrechtliche Grenzen gesetzt.

Quelle: Web.de

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