Wie weit sind wir von DRM-freien Tonträgern noch entfernt? Diese Fragestellen sich mit Sicherheit viele. Gerade in letzter Zeit wurden immer öfter Forderungen an die Musikindustrie laut, das „Digital Right Management“ (kurz: DRM) zuentfernen.
Diesen großen Schritt will nun EMI, die drittgrößte Plattenfirma der Welt, wagen. Auf einer Pressekonferenz in London kündigten sie an, in Zukunft alle Musiktitel auch ohneKopierschutz anzubieten, was vor allem für mehr Flexibilität unter den Kunden sorgen wird.
Auf Grund des DRM war es bislang nicht möglich, die Musiktitel auf jedem beliebigen Player abzuspielen. Durch die Entfernung von DRM aus allen Musikdateien sowie durch höhere Qualitäterhofft sich EMI einen besseren Absatz. Als Partner hat man sich für das Vorhaben Apple mit ins Boot genommen. Apple-Chef Steve Jobs machte sich in der Vergangenheit vor allem durch seineFeindschaft gegen den Kopierschutz einen Namen unter den Musikhörern.
Im Mai 2007 wird dann der Startschuss für DRM-freie Titel bei Apple iTunes fallen. Hier wird man die Musikstücke von EMI als Premium-Downloads anbieten. Preislich gesehen wird es – nebenden qualitativen Änderungen – auch einige Neuerungen geben. Während DRM-versehene Titel weiterhin für 0,99 Euro pro Song erhältlich sind, muss man bei DRM-freiem Material 1,29Euro zahlen. Dafür wird allerdings auch die Sound-Qualität bei den teureren Titeln mit 256 kbps statt 128 kbps besser sein, als bei den Titeln die den Kopierschutz weiterhin haben. AlsCodec wird wieder das AAC-Format zum Einsatz kommen.
An den Albenpreisen hat sich nichts geändert. Wer ein Album herunterladen will, bekommt dies zum selben Preis und ohne Kopierschutz. Und wer seine Musik auf legalem Weg vom DRM befreien will,kann dies für 0,30 Euro pro Titel ebenfalls tun. In Zukunft wird es auch Musikvideos aus dem Hause EMI ohne DRM geben.
EMI wird sich in Zukunft allerdings nicht nur auf iTunes beschränken. Wer also auf andere Anbieter zählt, wird auch hier irgendwann fündig werden, denn EMI plant, seinePremium-Downloads auch anderen Shops anzubieten. Hier sollen die jeweiligen Anbieter dann die Bitrate selbst auswählen können. Anders als bei iTunes wird man bei dem einen oder anderenAnbieter auch mehrere Formate im Angebot sehen können: AAC, WMA, MP3 oder andere, vom Anbietere frei wählbare Codecs.
In den Augen der Musikindustrie sind nach wie vor Online-Tauschbörsen und gebrannte CDs für den Rückgang bei den Absatzzahlen verantwortlich. Um eine Massenverbreitung zu verhindern,reagierten große Labels wie zum Beispiel Sony/BMG damit, die CDs mit einem Kopierschutz zu versehen. Dieser bewirkte zwar nicht wirklich, dass keine CDs mehr kopiert wurden, allerdingsärgerten sich einige Nutzer im Nachhinein darüber, dass kopierte CDs sich nicht mehr in jedem Player abspielen ließen.
Ähnlich funktioniert das Prinzip des DRM. Zwar kann man bei Apple iTunes Musik herunterladen, allerdings kann man diese Musik auch nur auf dem iPod abspielen. Lädt man sich beispielsweiseeinen Song mit Microsofts DRM herunter, funktionieren die Titel nicht mehr auf dem iPod. Wie man sieht, ist es ein ziemliches Durcheinander. Andere Anbieter wie Napster, die Musikflatrates anbieten,nutzen das DRM unter anderem dazu, um die Musik unbrauchbar zu machen, nachdem man den Nutzungsvertrag gekündigt hat.
Kleinere Musiklabels verzichten schon seit einiger Zeit auf das DRM. Die großen Fische haben sich bislang allerdings zurückgehalten. Mit EMI lässt nun endlich auch einer derGroßen vom Kopierschutz los. Wir dürfen gespannt sein, welche Labels in den nächsten Wochen und Monaten nachziehen werden.
Quelle: Golem.de