Microsoft zu Milliardenstrafe verurteilt

Das Musikgeschäft im Bereich des MP3-Formates könnte in Folge einerMilliardenschweren Patentstrafe gegen Microsoft vor großen Problemen stehen. Wie viele zuvor auch, hatte das amerikanische Unternehmen die nötigen Rechte beim deutschen Fraunhofer Institutfür integrierte Schaltungen erworben.

Nun befürchtet man eine Welle von Patentklagen, die durch eine mögliche Verurteilung von Microsoft im Patentstreit mit Alcatel-Lucent verursacht werden könnte. Alcatel-Lucent sah seinePatentrechte verletzt und verklagte Microsoft in den Vereinigten Staaten. Eine US-Jury gab dem Unternehmen nun Recht und verurteilte Microsoft zu einer Zahlung von 1,53 Milliarden US-Dollar(umgerechnet rund 1,16 Milliarden Euro). Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Erst mit dem Zuspruch des vorsitzenden Richters kann das Urteil vollstreckt werden.

Microsoft will gegen dieses Urteil auf alle Fälle vorgehen. Wie der amerikanischeSoftwareriese selbst angab, wären im Falle einer rechtmäßigen Verurteilung eine ganze Reihe anderer Unternehmen davon betroffen, selbst Opfer einer Patentklage von Alcatel-Lucent zuwerden. Microsoft hatte ebenfalls, wie andere Unternehmen auch, die allgemeine Lizenz zur Nutzung der MP3-Technologie am deutschen Fraunhofer Institut erworben. Das deutsche Institut ist derallgemeine Lizenzgeber in der Branche.

Besonders erbost zeigte sich Microsoft über die Höhe des Strafbetrages. Man habe beim Fraunhofer Institut lediglich 16 Millionen Dollar für den Lizenzerwerb bezahlt. Die Jury hatallerdings bei der Bemessung des Urteils den durchschnittlichen Preis verkaufter Windwos-Computer für den Zeitraum 2003 bis 2006 mitberechnet, weshalb das Urteil auch deutlich höherausfiel.

Mit der MP3-Technologie war es erstmals möglich, Musikdateien in einkompaktes Format umzuwandeln. Dabei werden Töne ausgefiltert, die für das menschliche Ohr im Normalfall nicht hörbar sind. Große Qualitätseinbußen muss man durch dieUmwandlung eines Musiktitels nicht befürchten. Durch die geringe Größe der MP3-Dateien eignen sie sich vor allem für die Speicherung auf Computern und externenSpeichermedien.

Der Ursprung des MP3-Formats liegt lange zurück. Bereits im Jahr 1982 war vor allem das deutsche Fraunhofer Institut mit der Entwicklung beschäftigt. Dafür kamen allerdings auchPatente der „Bell Laboratories“ zur Datenkomprimierung zum Einsatz. Die Bell Laboratories fusionierten später mit Lucent und gehören heute zum großen NetzwerkausrüsterAlcatel-Lucent.

Karlheinz Brandenburg, einer der Urväter des MP3-Formats und Professor am Fraunhofer Institut, gab in einem Interview an, dass das deutsche Institut jährlich Millionenbeträge fürdie Lizenzen erhält. Eine genaue Summe nannte er aber nicht.

Dell und Gateway ebenfalls angeklagt

Bereits vor Jahren reichte Lucent eine Patentklage gegen Dell und Gateway ein. Im April 2003 mischte sich dann Microsoft in den Rechtsstreit ein und setzte sich selbst auf die Anklageliste. Sie gabenan, dass die Patente eng an das Windwos-System geknüpft seien. Auch heute befinden sich Dell und Gateway noch auf der Liste der Angeklagten.

Quelle: Tagesschau Online

Kommentieren