Vodafone droht mächtiges Bußgeld

Wegen des Abhörskandals vor und während der Olympischen Spiele in Athen im Jahr 2004droht Vodafone nun ein millionenschweres Bußgeld von 170 Millionen Euro. Die Telekom-Aufsicht wirft dem Unternehmen mangelnde Kooperation vor.

Beinahe in Vergessenheit geraten ist der Abhörskandal vor und während der Olympischen Spiele, bei dem Mobilfunktelefone des Anbieters „Vodafone“ belauscht wurden. Betroffen waren daruntervor allem Politiker und Sicherheitskräfte Griechenlands. Mehr als 100 Handys wurden abgehört, darunter auch das Gerät des Premierministers. Gleichzeitig bietet dieser Skandal fürAußenstehende einen Blick auf den Teil der Mobilfunk-Branche, der normalerweise von Dunkelheit bedeckt bleibt: Die integrierten Abhörmöglichkeiten der Mobilfunk-Technologie.

Aber zurück zu den Fakten: Die bis heute unbekannten Lauscher klinkten sichmit Hilfe einer Software-Modifikation in ein einziges Handynetz ein, betroffen ist davon die griechische Vodafone-Tochter.

Laut Angaben der Telekom-Aufsicht „ADAE“ droht dem Mobilfunk-Riesen nun ein Bußgeld in Höhe von 170 Millionen Euro. Ein Sprecher der Telekom-Aufsicht warf demKonzern in der vergangenen Woche anhaltenden Kooperationsmangel vor. Zuerst soll Vodafone die Spionage-Software nach Bekanntwerden gelöscht haben, was die Rückverfolgung der Täter bisheute verhindere, anschließend und bis heute andauernd soll der Mobilfunk-Riese bei der Aufklärung dieses Skandals Mauern um sich herum bauen.

Sollte Vodafone in diesem Skandal nicht langsam einlenken, werden die Lauscher der Olympischen Spiele in Athen wohl für immer unbekannt bleiben. Denn ganz ungeschickt gingen die Täter nichtvor. Sie nutzten einfach die Abhörtechnologie von Ericsson, die in die Telefon-Server des Herstellers integriert waren. Was Vodafone nicht wusste war, dass diese Software wohl von Ericssonmitgliefert wurde, daher wurde die Software auch nicht geschützt.

Die Lauschschnittstelle dient eigentlich nur für autorisierte Strafverfolgungsbehörden. Sie ist auch keine reine Erfindung von Ericsson, denn die Software beruht auf strengen Richtliniender europäischen Normungs-Organisation ETSI (European Telecommunications Standards Institute). Diese definiert im Rahmen der Arbeitsgruppe „Lawful Interception“(gesetzlich legitimierte Überwachung) seit geraumer Zeit die Schnittstellen für Hersteller und Geheimdienste. Dieses Verfahren wird allerdings schon seit längerem vonDatenschützern aufgrund mangelnder Kontrollmöglichkeiten kritisiert.

Vodafone Griechenland möchte diesen Fall zur Zeit nicht weiter kommentieren. Es wurde aber angekündigt, im Zweifelsfall durch alle gerichtliche Instanzen zu gehen, was das Bußgeldbetrifft.

Quelle: Spiegel Online

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