Mit dem Begriff „Synthie-Pop“ (auch „Elektro-Pop“) wird eine spezielle Stilrichtung im Bereich elektronischer Tanzmusik bezeichnet, die in den 1970ern aufkam und deren markantestes Merkmal die Verwendung von Synthesizern ist. Dabei sollten jedoch die traditionellen Instrumente nicht durch elektronische ersetzt werden, stattdessen wurde versucht, mit der Schaffung eines Mischstils neue künstlerische und kreative Wege in der Klanggestaltung zu beschreiten.
Die Anfänge in den 1970ern
Der Synthie-Pop hat sich im Wesentlichen im westlichen Europa entwickelt, auch wenn die Arbeiten einiger US-Musiker die Entstehung beeinflusst haben. Bereits einige Künstler der deutschen Krautrock-Welle, wie etwa Edgar Froese oder Manuel Göttsching, haben Ende der 1960er-Jahre mit Synthesizern und generell mit elektronischen Effekten experimentiert. Damals konnte man allerdings diese eher psychodelischen Klänge noch nicht wirklich als Popmusik bezeichnen. Ebenso mehrten sich in England zu Beginn der 1970er die Bands, die zur Klangerzeugnis Synthesizer einsetzten, dazu zählten etwa Pink Floyd und Emerson, Lake and Palmer. Zu dieser Zeit waren die Geräte jedoch noch recht teuer, weshalb viele Musiker auf ihre Verwendung verzichten mussten.
Der 1980er-Jahre Synthie-Pop
Ende der 1970er waren bereits preiswertere Synthesizer auf den Markt gekommen, sodass sich die Geräte nicht nur die Spitzenverdiener unter den Musikern leisten konnten. Als erster wirklicher Synthie-Pop-Hit gilt die Single „Popcorn“, aufgenommen 1972 von der US-Coverband Hot Butter, der in den verschiedenen Versionen in die internationalen Charts gelangte. Wesentlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung dieser Musikrichtung hatte vor allem die deutsche Band Kraftwerk. Nach dem Start mit experimentellen Klängen produzierte sie in weiterer Folge relativ kommerzielle und eingängige Songs. Internationale Bekanntheit erlangte die Band mit Hits wie „Das Model“, „Autobahn“, „Trans Europa Express“ und „Radioaktivität“. Aufgrund dieses Durchbruchs zollte man auch dem Synthie-Pop Anerkennung auf der ganzen Welt. Es folgte ein wahrer Boom an Bands, die Synthie-Pop produzierten, beispielsweise Eurythmics, Depeche Mode, Ultravox, Visage, Alphaville oder Pet Shop Boys, wobei sich schon bald ein Trend zur tanzbaren Songs erkennen ließ. Der kommerzielle Höhepunkt der Stilrichtung wurde erreicht mit Hits wie „Sweet Dreams“, „People are People“, „Fade to Grey“, „Big in Japan“ oder „It´s a sin“. In dieser Zeit entstanden außerdem für Discos zugeschnittene Ableger wie Euro-Disco und Italo-Disco.
Niedergang, kurzes Revival in den 1990ern und Gegenwart
Aufgrund des Siegeszugs der Techno-Bewegung wurde Anfang der 1990er der Synthie-Pop in den Untergrund gedrängt. Dort haben den typischen Sound nur noch Insider-Bands produziert. Doch mit dem Aufkommen der leistungsstarken PCs verschwanden sowohl Keyboard-Synthesizer wie auch Sampling-Maschinen und damit auch der klassische Synthie-Pop zunehmend von der Bildfläche. Mitte der 1990er kam es zu einem kurzen Revival der Musikform, dem ein längerfristiger Erfolg jedoch nicht gegönnt war. In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts entwickelte sich in Verbindung mit dem Techno-Trance eine Abspaltung, die um die Jahrtausendwende mit der Bezeichnung „Future-Pop“ bekannt wurde und auch in die Charts gelangte. Aktuell wird der Synthie-Pop in modernerer Version wiederbelebt, einerseits in den internationalen Hitparaden, andererseits in der Indie-Pop-Szene. Darüber hinaus gibt es eine Vermischung mit den Stilrichtungen Dance und Elektro-House, etwa bei Ellie Goulding. Synthie-Pop-Einflüsse finden sich darüber hinaus auch im modernen Synth-Rock.