Vor fast einem Jahr erblickte eine Band namens Iron Walrus das Licht der Musikwelt und der Name ist Programm: Wie ein eisernes Walross, leidenschaftlich und voller Tatendrang, walzen die fünf Jungs aus Osnabrück mit einer gewaltigen Mischung aus Doom, Sludge und Rock die Musiklandschaft platt. Mit im Gepäck Ihr Debütalbum „Insidious Black Sea“.
Doch von vorn: Im Mai 2013 schwelgen Schlagzeuger Schnalli und Bassist Flo in Erinnerungen an ihre gemeinsam Zeit bei Aggressive Age und beschließen ein neues Projekt zu starten. Ein Aufruf bei Facebook macht aus der „Schnapsidee“ Ernst und fördert die aktuelle Konstellation zu Tage: Sven (Vokals), Bene (Leadgitarre), Schnalli (Schlagzeug) und Flo (Bass). Kurze Zeit später macht Ingo (Rythmusgitarre) das Quintett komplett.
Allesamt sind sie erfahrene Musiker, die dem Einen oder Anderen vielleicht unter anderen Namen wie Dampfmaschine, Brother Love Kain oder Atomic Peat bestens bekannt sein dürften. Doch die Jungs stellen klar, das sie eine vollwertige Band und kein Nebenprojekt sind. Eiserner Disziplin und der Verzicht auf Palaver ist es zu verdanken, dass bereits im Oktober genug Songs für das Debütalbum „Insidious Black Sea“ vorhanden sind. Mit Redfield Records ist schnell das passende Label und mit Robin Völkert (u. a. Union Of Sleep) der passende Produzent gefunden, so dass einem Studiobesuch nichts mehr im Weg steht.
Im November stehen Iron Walrus dann erstmals als Support für Größen wie Pentagram und Union Of Sleep auf der Bühne. Die Feuertaufe haben sie mit Bravour bestanden. “ Das Publikum hat zwar auf Sicherheitsabstand gestanden, was bei einer Vorband ja auch normal ist, aber es ist keiner aus dem Laden rausgegangen und das ist für mich dann halt ein Gradmesser“, berichtet Sänger Sven. Zum Thema Feedback sagt er: “Das ist immer recht schwierig zu beurteilen. Wir haben mit Hochdruck an unserer ersten Show im Bastard Club (Osnabrück) gearbeitet, natürlich sagt dann keiner „Hey, das war kacke!“. Wenn dich aber außerhalb jemand fragt „Hey, wann kommt denn ein Album raus?“, dann wird es interessant.“
Zum Thema Show: Wenn das Walross die Bühne betritt, dann tut es dies stilecht in schwarz und maskiert. Als Maske dient eine Art Sturmhaube mit integrierten Walrosszähnen. Wie lange sie ihr „Maskending“ durchziehen werden ist jedoch noch unklar: „Das war einfach nur eine Grundidee, es passt eben gut zu dem Bandnamen und zu der Musik. Wie lange wir das machen, ob noch zwei Wochen oder zwei Jahre, das ist noch nicht klar. Was aber auf jeden Fall interessant ist, das die Leute darüber reden, ob sie es nun affig finden das ist wieder eine andere Geschichte, aber wir nehmen das Thema schon ernst, sei es nun auf der Bühne oder im Rahmen der Promo. Die Leute erinnern sich eher an die „Heinis mit den Masken“ als an „diese eine Band“. Wir ziehen es erstmal weiter durch, weil wir auch glauben, dass es im Moment, besonders auch zu dem musikalischen Konzept und auch zum Konzept des Debütalbums ganz gut passt. Letztendlich wollen wir aber mit der Musik überzeugen “, erklärt Schnalli.
„Insidious Black Sea“
Doch was macht es denn nun für Mucke, dieses eiserne Walross? Man liest immer wieder vom selbstbetitelten Doom-/Sludge-/Rock-Monster mit Noise-Elementen. Sänger Sven beschreibt den Sound so: “Die Art Musik, die wir machen, ist ja nicht neu. In meinen Augen ist es gut gemachter, herkömmlicher Doom-Rock, der aber auf die Art wie er präsentiert wird etwas frischer wirkt, als das was ich sonst so höre.“
Und das trifft es auch recht gut. Wer Iron Walrus in Genre-Schubladen einmotten möchte, wird kläglich scheitern. Das Walross macht sein eigenes Ding. Dies lässt sich nicht zuletzt auch an der Tracklist ablesen: In der Kürze liegt die Würze. Sieben Tracks werden dem einen oder anderen vielleicht zu wenig erscheinen, doch sie reichen aus, um klar zu machen: Da sind wir, wir haben was zu sagen und wir bleiben! Gitarrist Ebne dazu:“Das ist das was wir zu der Zeit hatten, dafür dass es ein Debütalbum ist, tritt es schon ganz schön in den Arsch. Es gibt Alben mit 30 Stücken die eine kürzere Spielzeit haben.“ Schlagzeuger Schnalli ergänzt: „Warum warten? Das ist unser Debütalbum, da zeigen wir erstmal wo die Reise hingeht, wo wir ankommen wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt selbst noch nicht. Man hätte jetzt auch eine Drei- oder Vier-Track-EP machen können, die kaum Beachtung gefunden hätte und uns ist das Feedback der Leute schon sehr wichtig.“
Nun zur Platte. Wer einen Blick auf das Artwork von „Insidious Black Sea“ wirft und klagende Seemannslieder erwartet, der irrt. Das Cover, das von einem befreundeten Künstler der Band entworfen wurde und der letztendlich auch die Idee zum Albumtitel hatte, spiegelt vielmehr den kraftvollen Sound wieder, den das eiserne Walross in sich trägt und auf dieser Platte in Form von sieben Tracks mit geballter Power zum Ausdruck bringt. Auch wenn es mit „Sleep“ eher schleppend zu beginnen scheint, birgt es doch ein großes Finale, dass den Weg zur Platte öffnet. Weiter geht es mit „Get Murdered“, welches dem Hörer dicke Riffs präsentiert, die zum mitgrooven einladen. Am Ende der ersten Hälfte wird mit „Erdbeermund“ ein wahrer Doomteppich ausgebreitet, der mit Zechscher Villon-Textpassagen, gelesen von Klaus Kinski, ein echtes Highlight bietet.
„Minds“ als Opener der B-Seite knüpft nahtlos an den zuvor ausgebreiteten Doomteppich an, ist etwas ruhiger, bietet aber dank melodiöser Passagen einen ganz besonderen Charme. Anspieltipp!
„You“ und „Missing Times“ bieten dann wieder feine Riffs und genügend Potenzial zum mitmoshen. Das große Finale birgt mit „Heat“ eine echte Überraschung, denn mit einem Track der einen gewissen Popfaktor nicht verleugnen kann, hätte wohl niemand mehr gerechnet. Ein gelungenes Finale!
Alles in Allem ein gelungenes Debütalbum, das nicht nur Doom- und Stonernerds anspricht. Die Jungs von Iron Walrus haben es mit „Insidious Black Sea“ geschafft, ihr ganz eigenes Ding aus all den zuvor genannten Genres auf eine Platte zu pressen und eröffnet sich damit vielleicht eine ganz neue Hörerschaft.
Iron Walrus Live:
12.04. Hagen a.T.W. – Stockrock 2014
15.04. Osnabrück – Bastard Club (+ Crowbar)
06.06. Wiesbaden – Schlachthof (+ Crowbar)
13.06. Eisenberg/Thüringen – Slaughterhouse
14.06. Lobbese/Winterberg – Rotormania Festival