Anders als bislang bekannt, wird die geplante Geschwindigkeitsbremse der Telekom langfristig wohl alle Breitbandkunden des Konzerns treffen. Spätestens in fünf Jahren wird sie Bestandteil aller Verträge sein, berichtet die Welt. Ob es allerdings bei den angekündigten Obergrenzen bleibt, ist fraglich..
„Wer weiß, wie die Datengrenzen 2018 aussehen werden? Wir leben in einer sehr dynamischen Branche“, sagte der Deutschland-Chef der Telekom, Niek Jan van Damme, im Interview mit der „Welt“. Wer heute unterstelle, dass die aktuellen AGB in fünf Jahren für alle Breitbandkunden gelten, kenne die Telekommunikationsbranche schlecht. „Ich gehe diesen Versuch, den Status quo auf 2018 anzuwenden, nicht mit. In fünf Jahren, wenn wir das alte Netz abschalten wollen, werden wir in einer Internetwelt mit höheren Zugangsgeschwindigkeiten, neuen Partnerschaften, neuen Geschäftsmodellen, neuen Tarifen leben.“ Bisher hieß es, dass nur Verträge von Neukunden ab dem 2. Mai mit den neuen Regeln versehen sind. Doch weil die Telekom alle Breitbandkunden auf eine neue Netztechnologie mit der Bezeichnung „All-IP“ umstellen wird, müssen sie auch die neuen Geschäftsbedingungen akzeptieren.
Wehren können sich Telekom-Kunden nur bis 2018. Bis dahin soll niemand gezwungen werden, seinen Anschluss auf die neue Technologie umzustellen. Allerdings bringe sie Vorteile, sagte van Damme: „Schon heute hat IP entscheidende Vorteile, etwa bessere Sprachqualität sowie zwei Leitungen und bis zu zehn Rufnummern und das bis zu vier Euro billiger.“ Mehr als eine Millionen Kunden hätten sich bereits für die neue Netztechnologie entschieden.
„Wir sind sicher, die übrigen elf Millionen Breitbandkunden ebenfalls zu überzeugen“, sagte van Damme. Für diese Kunden würden dann die jeweils aktuellen AGB gelten. Trotz massiver Kritik ihrer Kunden und von Politikern will die Telekom bei ihren Plänen bleiben. „Für uns ist das Thema zu wichtig, als dass wir zurückrudern könnten“, sagte van Damme. Nun wolle man die nächsten drei Jahre nutzen, die Datenentwicklung genau zu analysieren und den Kunden attraktive Angebote machen. „In der Debatte wird ja gerne übersehen, dass sich faktisch frühestens 2016 etwas ändert.“ Es sei aber fair, dass diejenigen mehr zahlen, die diese Netze auch am stärksten nutzten. „Wer den Wasserhahn ständig laufen lässt, bezahlt auch mehr als Otto-Normalverbraucher“, sagte der Telekom-Manager. Je nach Geschwindigkeit des Breitbandanschlusses will die Telekom die Geschwindigkeit nach Erreichen einer bestimmten Datenmenge reduzieren. Bei Anschlüssen von bis zu 16 Megabit pro Sekunde werde die Geschwindigkeit nach 75 Gigabyte auf 384 Kilobit pro Sekunde abgebremst. Damit sind viele Anwendungen im Internet nur noch sehr langsam aufrufbar. Wer trotzdem schnell weiter surfen will, muss extra zahlen. Allerdings führt die Telekom nach Angaben von van Damme bereits Gespräche mit Inhalte-Anbietern, die deren Dienste vom Datenvolumen ausgenommen sehen wollen. „Wir wollen diese Möglichkeiten diskriminierungsfrei anbieten, das heißt, wir reden mit jedem über diese Modelle, der sich bei uns meldet“, sagte er. Weil die Telekom ihren eigenen TV-Dienst Entertain von der Drosselung ausnimmt, hat sie eine Diskussion um die Datenneutralität entfacht. Die Bundesnetzagentur untersucht nach eigenen Angaben, ob „regulatorisches Handeln“ erforderlich sei, um Transparenz und Netzneutralität zu wahren. Trotz massiver Kritik gebe es keine Kündigungswelle bei der Telekom, sagte van Damme.
Quelle: dts Nachrichten