Review: Assassin’s Creed III (PS3)

Assassin's Creed IIIViva la Revolution! Als Assassine Connor zieht ihr diesmal gegen die Templer in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Ist das frische Setting die einzige Neuering in „Assassin’s Creed III“? Findet es heraus – hier ist unser Review.

Wie viele Fans von „Assassin’s Creed“ war auch ich anfangs eher skeptisch, als ich vom Schauplatz-Wechsel in Richtung amerikanische Revolution gehört habe. Ich hatte schon ein vor US-Patriotismus triefendes Spiel vor Augen, wo „gute“ Ami-Assassinen gegen „böse“ Templer-Briten um Unabhängigkeit ringen und heikle Themen wie Sklaverei oder der Umgang mit den amerikanischen Ureinwohnern bewusst unter den Teppich gekehrt werden, um beim nordamerikanischen Publikum zu punkten. Bekommen habe ich schließlich etwas Ähnliches, aber anders.

Story-Revolution?

Der Barkeeper Desmond Miles hatte in letzter Zeit einiges zu schlucken. Er wurde von Templern gekidnappt, die ihn in eine Maschine – den Animus – gesteckt haben, welche ihn in das genetische Gedächtnis seines Vorfahren Altair eintauchen ließ, um herauszufinden, wo in der Vergangenheit dieser ein mystisches Artefakt – einen Edensplitter, Relikt einer außerirdischen Superrasse – versteckt hat. Kurz darauf wird er von den Assassinen befreit und in die Bruderschaft aufgenommen.

Über die Erinnerungen des Italieners Ezio Auditore da Firenze erfährt Desmond, dass die Erde in seiner Ära kurz vor ihrer Zerstörung durch eine gewaltige Naturkatastrophe steht. In einem erbitterten Kampf gegen die Zeit und den totalitären Templer-Orden muss Desmond sich auf der Spuren der Aliens begeben, die früher in Form altertümlicher Gottheiten über die Menschheit geherrscht haben, um mit Hilfe ihrer überragenden Technik das Schlimmste zu verhindern. Allerdings benötigt er dazu einen weiteren Edensplitter – diesmal in Form eines Amuletts – das während der amerikanischen Revolution in die Hände eines anderen von Desmonds Ahnen gelangt ist – dem Britisch-Indianer Connor Kenway.

Assassin's Creed III

Hier setzt „Assassin’s Creed III“ ein. Im Animus übernehmt ihr Connor und durchlebt die Tage des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes. Obwohl die Story im Großen und Ganzen gut geschrieben und präsentiert wurde, ist Connor definitiv der schwächste Protagonist der gesamten Reihe. Seine Persönlichkeit ist extrem naiv, simpel und ignorant – ganz anders als Altair und Ezio, die auf ihre Art beide interessant und weise waren.

Gameplay-Revolution?

Was Connor an Tiefsinnigkeit fehlt, macht Ubisoft aber in Sachen Gameplay-Weiterentwicklung wett. Der Freerunning-Aspekt, für den „Assassin’s Creed“ berühmt ist, wurde stark erweitert, da man jetzt unter anderem auf Bäume klettern und wie Tarzan durch die amerikanische Wildnis schringen kann – eine Baumkrone nach der anderen. Das wilde Terrain bietet auch neue Möglichkeiten für die Ausschaltung von Gegnern, da man sich nun im hohen Gras verstecken oder von Bäumen aus zuschlagen kann. Da wir uns zeitlich nicht mehr in der Antike befinden, gesellen sich auch Schusswaffen zu Connors Arsenal – neben Pfeil und Bogen, der für Stealth-Kills besonders nützlich ist.

Assassin's Creed III

Die Steuerung von „Assassin’s Creed III“ wurde gegenüber den Vorgängern auch überarbeitet – for better or worse. Insgesamt funktioniert sie immer noch ganz gut, manches wurde aber unnötig verkompliziert. Das Kampfsystem leidet beispielsweise ein wenig darunter, dass man zum Kontern nun Kreis gedrückt halten und anschließend Quadrat antippen muss, statt, wie früher, einen einzigen Button zu betätigen. Der Konter ist nach wie vor übermächtig – gelingt er, werden normale Gegner sofort ausgeschaltet -, doch ist seine Ausführung gerade im Kampf mit fünf oder mehr Kontrahenten merklich lästiger.

Stichwort Kampfsystem: Es ist trotz allem Feintuning leider auch nach fünf Ablegern immer noch Geschmackssache, weil es nach wie vor sehr schnell chaotisch wird und kontrollierte Kämpfe binnen weniger Sekunden zu gewaltigen „Clusterfucks“ mutieren, bei denen ihr nicht einmal euren Helden immer im Blick habt. Immerhin verhalten sich Feinde nun generell aggressiver und bedienen sich durchaus sinnvoller Gruppen-Angriffe wie Einkreisen oder dem Bedrängen im Nahkampf, während andere euch aus der Ferne mit Musketen beschießen.

Assassin's Creed III

Der Höhepunkt des Kampfsystems sind aber die neuen Seeschlachten. Als Kapitän eurer eigenen Fregatte müsst ihr für einen reibungslosen Ablauf während des Gefechts sorgen, indem ihr eurer Crew Befehle gebt, die Kanonen bedient und gegnerischen Angriffen ausweicht – alles in Echtzeit. Nach den ermüdenden Tower-Defense-Einlagen von „Assassin’s Creed: Revelations“ liefert Ubisoft diesmal ein neues Taktik-Feature, das nicht nur wunderbar funktioniert, sondern auch das Gameplay bereichert und, vor allem, Spaß macht.

Sandbox-Revolution?

Neben den Story-Missionen bietet „Assassin’s Creed III“ natürlich wieder jede Menge Aktivitäten zum Zeitvertrieb. Selbige sind leider mein größter Kritikpunkt: Hat sich „Assassin’s Creed II“ (und seine Spin-offs) noch bemüht, die am ersten Teil bemängelte Monotonie der Nebenaufgaben zu entschärfen und mehr Abwechslung in den Attentäter-Alltag zu bringen, macht das Sequel nicht einen, sondern fünf Schritte rückwärts, von 2012 zurück nach 2007.

Vorbei ist es mit der Vielfalt, die zähe Aufgaben-Routine des ersten „Assassin’s Creed“ meldet sich mit Paukenschlag zurück. Mal müssen Nachrichten überbracht werden, mal sucht ihr Kelche, Federn oder Almanach-Seiten – der Punkt ist, die Aufgaben wiederholen sich schier endlos. Da sind die Lagerfeuer-Missionen, bei welchen ihr den mythischen Sichtungen Reisender auf den Grund geht, eine höchst angenehme Abwechslung. Sollte euch besonders langweilig werden, könnt ihr jagen gehen – fahrende Händler sind bereit, für gut erhaltene Pelze, Fleisch und andere Utensilien hübsche Summen springen zu lassen. Und natürlich gibt’s wieder etwas zum Aufbauen – diesmal geht es um die angeschlagene amerikanische Assassinen-Gilde, die ihr durch neue Rekruten und der Gewinnung von Verbündeten aushelfen könnt. Kann man alles machen, muss man aber nicht – ich für meinen Teil ging lieber weiter segeln.

Assassin's Creed III

Technisch basiert „Assassin’s Creed III“ auf einer neuen Grafik-Engine, was sich jedoch maximal in Nuancen bemerkbar macht. Nicht falsch verstehen: Die Grafik ist – für ein Sandbox-Spiel – angemessen, während gelungene Lichteffekte und erhöhte Weitsicht das Auge entzücken, eine optische Revolution ist der Titel aber nicht. Im Unterschied zu „Assassin’s Creed III: Liberation“ läuft er aber wenigstens stabil – da ich „Liberation“ vor dem dritten Teil gespielt habe, muss ich diesen Umstand extra positiv hervorheben. Falls ihr nicht wisst, wovon ich spreche, werft einen Blick auf mein Review zum Vita-Abkömmling.

Mehrspieler-Revolution?

Natürlich ist auch der Multiplayer-Modus wieder mit an Bord. Das im Grunde simple Rezept, Freunde oder Fremde zu jagen und niederzustrecken, hat auch nach drei Jahren nichts von seinem ursprünglichen Charme verloren und funktioniert so tadellos, wie man es von der Serie gewohnt ist. Im neuen „Wolfpack“-Modus könnt ihr euch in Teams von bis zu vier Spielern immer stärker werdenden Wellen von KI-Gegnern stellen, was gerade mit Freunden Laune macht.

Assassin's Creed III

Generell kann ich den Entwicklern für ihren Multiplayer nur gratulieren. Sie hätten es sich leicht machen und einen Versus-Schwertkampf-Modus Marke Deathmatch implementieren können. Stattdessen machte man sich wirklich Gedanken, wie sich das Kern-Gameplay des Story-Modus auf den Mehrspieler-Part in einer Form übertragen lässt, die motiviert und Spaß macht – und all das, ohne dass der Singleplayer darunter gelitten zu haben scheint. Kudos an Ubisoft – wirklich gut gemacht!

Fazit, Sebastian Meinke

Trotz aller Kritik ist „Assassin’s Creed III“ zweifellos eines der besten Spiele des Jahres. Ich bin überhaupt nur deshalb so streng zu Ubisofts aktuellstem Assassinen-Ableger, weil ich das Franchise schon vom ersten Teil an genossen habe und mir daher wünsche, dass es nicht in Richtung Belanglosigkeit abdriftet. Wen die repetitiven Nebenaufgaben und die etwas bockige Steuerung nicht stören, sollte sich Connors Abenteuer unbedingt als verfrühtes Weihnachtsgeschenk kredenzen.

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