Review: PES 2013 (PS3)

PES 2013
Es gibt Konfrontationen, die dazu bestimmt sich, sich ewig zu wiederholen. Was im echten Fußball das Match Deutschland gegen Österreich, ist bei den Fußball-Sims „FIFA“ versus „PES“. Auch 2013 gehen im Abstand von nur einer Woche die beiden neuesten Vertreter ihrer jeweiligen Serie an den Start – die Schlacht ist eröffnet!

Die wohl größte Neuerung in „PES 2013“ ist das so genannte „Full Control“-Feature, mit dem sich Ballannahmen und die Weiterverwertung von Pässen in bisher ungekannter Präzision durchführen lassen. Die Folge: Spielzüge lassen sich so dynamisch und flüssig wie nie zuvor durchführen. Das Tempo ist bei Ballbesitz stets hoch, was gerade in Multiplayer-Matches Sinn der Sache ist – schließlich soll der Gegner ja keine Verschnaufpause bekommen. Neben dem taktischen Effekt tut „Full Control“ auch etwas für die Optik: Für den geneigten Fußball-Fan ist es ein wahrer Hochgenuss, was die virtuellen Kicker hier mit dem runden Leder anstellen können. Ob „FIFA 13“ die Aktionen seiner Recken ähnlich imposant in Szene setzen wird können, bleibt abzuwarten.

Ebenfalls neu ist die verbesserte Spieler-KI, die „Pro Active AI“. Diese sorgt dafür, dass eure virtuellen Teamkollegen zwei Spielzüge im Voraus denken, sich aktiv und selbstständig von Gegenspielern lösen und freie Räume besser nutzen, was allgemein überraschend gut funktioniert. Die schlauere KI trägt ebenfalls zur Erhöhung des Spieltempos bei, da Angriffe schneller ablaufen lässt.

Eine weitere willkommene Verbesserung ist die neue Abwehrsteuerung. Besonders positiv macht sich hier das Stören durch zweimaliges Drücken der X-Taste bemerkbar – euer Spieler streckt sein Bein aus und versucht, dem Ballführenden so das runde Leder streitig zu machen. Wenn ihr Glück habt, könnt ihr sofort den Konter einleiten und den Gegner kalt erwischen.

Darüber hinaus wird eine von der Reihe gewohnt exzellente Spielmechanik geboten. Die Ballphysik ist hervorragend, das Gameplay trotz enormem Tiefgang durchgehend flüssig. Um das Mittendrin-Gefühl noch zu verstärken, verfügt „PES“ auch dieses Jahr über die Champions-League-Lizenz. Insgesamt gibt es dieses Mal 150 lizenzierte Vereinsteams und 17 Nationalmannschaften. Neu dabei sind die kompletten französische und niederländische Ligen. Einziger Wermutstropfen: die erneut fehlende Lizenz der deutschen Bundesliga. Betrachtet man die reichhaltigen und vielfältigen Spielmodi, könnte man meinen, Konami würde mit „PES 2013“ endlich den Meisterschaftspokal von Electronic Arts zurückholen. So ist es grundsätzlich auch – fast.

PES 2013

Was der geneigte Zocker bei „PES“ ncht vergessen darf: Wir haben hier eine waschechte Sport-Sim, die Zeit beansprucht, um wirklich alle Gameplay-Nuancen zu erlernen. Es ist für Serien-Neulinge unmöglich, einfach ins Spiel zu springen und Bälle halbwegs geschickt über den virtuellen Platz zu kicken. Was für eingefleischte Fußball-Fans ein dickes Plus ist, dürfte gerade Menschen, die keine Lust haben, stundenlang im Trainings-Modus zu verbringen, recht schnell abschrecken. Nicht jeder hat die dafür erforderliche Zeit oder Geduld, doch ohne grundlegendes „Know-How“ wird man sowohl im Einzel- als im Mehrspieler-Modus vernichtet, was für eine gehörige Portion Frust sorgen kann.

Was mir ebenfalls nach einigen Matches auf die Nerven zu gehen begann: Die Schiris können nicht zwischen harmlosem Beinstellen und harter Blutgrätsche unterscheiden. Manchmal bekommt ihr für die banalsten Aktionen eine gelbe oder gar rote Karte, während der Regelhüter bei anderen heftigeren Angriffen durchaus einmal wegsieht. „Wie im richtigen Leben“, könnte man argumentieren, aber angesichts der überzogenen Perfektion, die bei „PES 2013“ an anderer Stelle herrscht, ein unnötiger Störfaktor.

PES 2013

Konkret beziehe ich mich auf das bereits angesprochene „Full Control“. Die Annahme und Weitergabe des Balls ist zu „perfekt“. Er verspringt nicht, er wird nicht verfehlt – die Arbeit am Ball ist in Konamis neuem System so makellos, dass sie an der Glaubwürdigkeit des restlichen Spiels zu kratzen beginnt. In anderen Fußball-Games wäre mir das vielleicht weniger negativ aufgefallen, aber bei Titeln, die einen so hohen Anspruch auf Realismus haben wie die „PES“-Ableger müssen solche Fauxpas einfach bekrittelt werden – auch, wenn es Kritik auf ziemlich hohem Niveau ist.

Nicht auf hohem Niveau ist leider – wieder einmal – die Technik, respektive die Grafik. Die Fußballer umweht ein Hauch von „Uncanny Valley“, ihre Bewegungsabläufe sehen nicht annähernd so flüssig aus, wie es bei „FIFA 13“ der Fall sein wird, die Tribünen der diversen originalgetreu umgesetzten Stadien werden von schlecht animierten Zuschauer-Klonarmeen besetzt, was mein Kollege Jan schon letztes Jahr kritisiert hat – selbst „FIFA 12“ kann im optischen Direktvergleich besser punkten. Ich hoffe inständig, dass Konami ihre Engine bis nächstes Jahr gehörig überarbeitet, denn das Auge isst auf dem Rasen nun einmal auch mit.

Fazit

All,es in allem ist „PES 2013“ eine runde Sache. Die Verbesserungen haben der Fußball-Sim großteils gut getan, allerdings könnte sich im Vergleich zum Vorgänger noch deutlich mehr geändert haben. Momentan vermittelt die „PES“-Reihe nämlich trotz all ihrer Qualität ein Gefühl von Stagnation, womit sich Konami auch nicht zufrieden geben kann. Wer ein bisschen Geduld mitbringt, die vielschichtigen Manöver der virtuellen Fußball-Stars zu erlernen, wird mit „PES 2013“ aber seine helle Freude haben.

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