Rock Pop in Concert

Ihr neues Album nennt sich „Kapitulation“, sie tragen keineCordhosen mehr und auch sonst klingen sie besser denn je. Tocotronic sind wieder dort, von wo sie vor zwölf Jahren aus gestartet sind: Tief in den Wurzeln ihres eigenen Universums, hinaus in dieWelt, um auf der Kapitulation-Club-Tour 2007 die Jugendbewegungen erneut für sich zu gewinnen.

Mit einer Elitegesellschaft kann sich kaum jemand so recht abfinden, vor allem nicht diejenigen, die an keinem goldenen Knochen nagen dürfen. Doch muss man sich ab und an entscheiden, wem Ehregebührt. Wer sich getrost die Abzeichen und Streifen ans Hemd nähen darf, damit jeder den besonderen Status sehen kann.

Geht hierbei der sichere Blick für den Entscheid der Auslese in Richtungdeutschsprachige Musik, sollte dieser Thron ordentlich geputzt werden, um ihn kurz danach mit „Fuck.It.All“ zu besprühen, beschmutzen und stürzen. Tocotronicwären es, die dort Platz nehmen dürften, doch sie werden es nicht tun, schließlich legen sie gerade jedem Feuilletonisten in Deutschland ihre „Kapitulation“ in den Schoß, mit derDirk von Lowtzow wieder einmal zeigt, wie schön Komplizierung sein kann.

Damals wurde zwar auch schon kapituliert, allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Allem, was der Jugend Mitte der Neunziger Gedanken machte, wurde der Kampf angesagt. Hauptsache „irgendwie anti„, wenig von der weiten Welt und „einfach egal„. „Digital ist besser“ war 1995 mehr als ein Debütalbum, es war diekleine Geburtskette, um den Fuß eines Kindes geschnürt, das direkt in der Pubertät steckte und bis heute nie wirklich den Versuch gewagt hat aufzuwachen.

Zum Glück. Stattdessen wurden immer mehr Eindrücke gesammelt und nun, im Jahr 2007, gehen Dirk von Lowtzow (Gesang, Gitarre), Jan Müller (Bass), Rick McPhail (Keyboard, Gitarre) undArne Zank (Schlagzeug) mit ihrem achten Studioalbum „Kapitulation“ vor uns auf die Knie, um sich zu unterwerfen. Nicht vor der Gesellschaft. Das haben sie nicht nötig.“Wir werden uns gegen uns selbst verschwören, wie alle Geister dies tun. Viel mehr noch: Wir werden Krieg gegen uns selbst führen.“ Die Kapitulation vor sich selbst,mit der magischen Formel „Fuck.It.All“ auf den Lippen.

Natürlich kann man Tocotronic hassen. Das ist relativ einfach, schließlich sind sie die Typen, denen die Frauen zu Füßen liegen, die auf einmal Auslöser ihrer eigenenJugendbewegung waren, Lob von allen Seiten bekommen und ihnen das alles einfach so egal ist.

Die beste Liveband sind Tocotronic auch nicht, aber vielleicht sollte man es sich gerade deswegen ansehen. Damit man noch einmal die alten Cordhosen und Trainingsjacken anziehen kann, um sagen zukönnen, dass man dabei war. Dazu wird man dieses Jahr genug Gelegenheit bekommen, denn hier sind die Daten der „Kapitulation“-Club-Tour:

Datum Ort Location
02.10.2007
Köln E-Werk
03.10.2007 Saarbrücken Garage
04.10.2007 Frankfurt Mousonturm
05.10.2007 CH-Zürich Rote Fabrik
07.10.2007 CH-Luzern Schürr
09.10.2007 Stuttgart Longhorn (LKA)
10.10.2007 Heidelberg Hallo 02
11.10.2007 Kassel Musiktheater
12.10.2007 Bielefeld Forum
14.10.2007 Bremen Schlachthof
15.10.2007 Kiel MAX
22.10.2007 Hannover Capitol
23.10.2007 Düsseldorf Zakk
25.10.2007 Würzburg Soundpark Ost
26.10.2007 A-Innsbruck Utopia
27.10.2007 A-Graz Kammersaal
28.10.2007 A-Wien Arena
29.10.2007 A-Wien Arena
30.10.2007 A-Linz Posthof
31.10.2007 München Tonhalle
01.11.2007 Erlangen E-Werk
02.11.2007 Magdeburg Factory
04.11.2007 Leipzig Haus Auensee
05.11.2007 Dresden Alter Schlachthof
06.11.2007
Berlin Columbiahalle
11.12.2007 A-Wien Radiokulturhaus
Die Karten für die Tour sind an jeder VVK-Stelle erhältlich, das neue Album „Kapitulation“ sowie die gleichnamige aktuelle Single gibt es in jedem gut sortierten Plattenladen zu kaufen und die Cordhosen hat Vater zu Hause im Schrank hängen. Das restliche Scheitern bleibt jedem selber überlassen.

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